Hinweise auf bisher nicht besprochene Kriminalromane von Autoren, die im Blog bereits aufgeführt sind. Die Texte habe ich in angepasster Form in die Autorenporträts eingefügt.

Stuart Kaminsky: ‚When the Dark Man Calls‘ – ‚Die Stimme des Mörders‘, 1983

Jean Kaiser aus Chicago, Rundfunk-Psychologin Mitte dreissig, jüngere Schwester des Geistlichen Lloyd, seit der Scheidung von dem Anwalt Max alleinerziehende Mutter der 12-jährigen Angie, musste vor 25 Jahren miterleben, wie ihre Eltern im Nebenzimmer abgeschlachtet wurden. Der mutmassliche Mörder Ben Parmenter wurde am nächsten Tag gefasst und nach der Gerichtsverhandlung in eine Anstalt für Schwerverbrecher verfrachtet. Vor drei Wochen kam er auf freien Fuss – und scheint es jetzt auf Jean abgesehen zu haben: Es beginnt mit anonymen Anrufen und geht weiter mit der Ermordung von Angies Kanarienvogel. Kommissar Abe Lieberman, Hauptfigur des grossartigen, von Kaminsky acht Jahre später gestarteten Zehnteilers, übernimmt den Fall, der eine dramatische Kehrtwende erfährt, als kurz nacheinander Ben Parmenter und seine Schwester brutal ermordet werden.

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Daniel Woodrell: ‚Muscle for the Wing‘ – ‚Zoff für die Bosse‘, 1988

Der zweite Teil der Bayou-Trilogie beginnt mit einem dreisten Coup der drei Ex-Knackis Jadick, Pugh und Byrne. In einem noblen Club des durch den harmlos wirkenden Gangster Auguste Beaurain beherrschten Sündenpfuhls St. Bruno erleichtern sie eine Runde von wohlhabenden Pokerspielern um Geld und Schmuck und blasen dem Bodyguard, einem unredlichen Bullen, das Licht aus, als er seine Waffe zücken will. Wanda Bouvier, eine junge Schlampe, deren Mann Bonnie im Gefängnis schmort, hat ihnen den Job vermittelt. Rene Shade und sein langjähriger Kumpel How Blanchette, zwei coole, hart gesottene Cops, machen sich auf, den Gangstern, die Teil der landesweit operierenden weissen Knastgang „The Wing“ sind, auf ihre Art das Fürchten beizubringen. Doch dann wird Blanchette zurückgepfiffen, und Shade erhält einen neuen Partner – seinen Jugendfreund, den korrupten Dreckskerl Shuggie Zeck, der mit Wandas nichtsahnender Informantin Hedda verheiratet ist.

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Frank Göhre: ‚Verdammte Liebe Amsterdam‘, 2020

In seinem schnörkellosen, rasant zwischen Zeiten, Orten und Perspektiven hin und her springenden Noir behandelt Göhre auf 150 Seiten mehrere ineinander verzahnte Verbrechen, die ein düsteres Licht auf unsere Gesellschaft werfen. Michael Köster, ein Jahr älterer Bruder von Schorch, der auf dem Kiez ein Lokal betreibt, wird auf einer Autobahnraststätte totgeschlagen und ausgeraubt. Die beiden verbindet ein dunkles Geschehnis in der Jugendzeit. Später haben sie sich voneiander entfremdet, doch Michaels Tod lässt Schorch keine Ruhe, und er begibt sich auf die Spuren des Mannes mit den vielen Gesichtern und Geheimnissen. Der Weg führt ins Amsterdamer Rotlichtmilieu, wo es Schorsch unter Lebensgefahr gelingt, das Geflecht aus Raub, Zwangsprostitution, Korruption, Kindesmissbrauch und Mord zu enthüllen.

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David Zeltserman: ‚Killer‘ – ‚Killer‘, 2010

‚Killer‘, letzter Band der „Badass Gets Out of Jail-Trilogie“, ist die Geschichte des hartgesottenen Gangsters Lenny March, der mit zwanzig der Organisation des Bostoner Mafiosos Salvatore Lombard beitritt, vorerst als Geldeintreiber, Erpresser und Schläger, später als Auftragskiller, mit 28 Hits auf dem Konto, als er verhaftet wird; dies allerdings nicht aufgrund der Morde, sondern der geringfügigeren Verbrechen. Dies ermöglicht ihm, mit der Staatsanwaltschaft einen Deal zu machen: Er lässt Lombard auffliegen, kann für die Taten, die er jetzt noch gesteht (die 28 Exekutionen!) nicht mehr belangt werden, was ihm erlaubt, bereits nach vierzehn Jahren aus dem Gefängnis zu spazieren.

Die schlakenfreie Geschichte befasst sich mit Lennys ersten Wochen nach seiner Freilassung, unterbrochen durch knappe Rückblenden. Seine Frau ist an Krebs gestorben, und seine drei erwachsenen Kinder wollen nichts mehr von ihm wissen. Er kriegt einen Nachtjob als Putzkraft in einem Bürogebäude, wird immer wieder auf der Strasse angemacht, trifft auf Leute, die eine Reportage oder ein Buch über ihn schreiben wollen, auf Angehörige seiner Opfer, auf die attraktive 30-jährige Sophie, die wohl ebenfalls einiges auf dem Kerbholz hat, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Lombards Männer an ihm rächen. Doch Lenny ist noch immer voll auf Draht, hat mit über sechzig nichts von seinen Reflexen eingebüsst, vereitelt vor laufender Videokamera einen bewaffneten Raubüberfall – und findet schliesslich in einer erschreckend emotionslos vorgetragenen Analyse zu sich selbst.

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Lawrence Block: ‚A Drop of the Hard Stuff‘ – ‚Ein Schluck vom harten Stoff‘, 2011

Der siebzehnte (chronologisch siebte, 1983 spielende) Band der Matt Scudder-Serie ist höchst wahrscheinlich der letzte – ein würdiger Abschluss. Matt ist seit drei Monaten trocken, geht Tag für Tag an AA-Treffen – und begegnet dabei seinem Schulkameraden Jack Ellery, der vor langer Zeit auf Abwege geraten ist und jetzt versucht, für seine Sünden zu büssen, indem er eine Liste der 24 Menschen erstellt, denen er Schaden zufügt hat, und bei denen er jetzt Wiedergutmachung leisten will. Kurz danach wird er ermordet. Auf Drängen von Jacks Sponsor nimmt Matt sich widerwillig der Sache an, stets auf der Hut, nicht rückfällig zu werden. Für ihn ist klar, dass eines der 24 Opfer die Tat beging, um Jack zum Schweigen zu bringen, ist jedoch keinen Schritt weitergekommen, als er die Liste abgearbeitet hat, doch dann stösst er auf eine neue Spur. Viel Raum gibt Block den harten Kämpfen der trockenen Alkoholiker, die sich, angeleitet durch ihre ebenfalls alkoholkranken Sponsoren, an ihrem Zwölf-Punkte-Programm fastkrallen, Tag für Tag die Treffen besuchen, um vielleicht in 24 Stunden noch immer trocken zu sein.

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Victor Canning: ‚Panther’s Moon‘ – ‚Schwarzer Panther‘, 1948

In Cannings fulminantem Krimi-Erstling ‚Schwarzer Panther‘ übernimmt der international tätige englische Ingenieur Roger Quain, ein Abenteurer mit romantischer Ader, die heikle Aufgabe, ein Pantherpärchen von Rom nach Paris zu seinem Onkel zu transportieren, der dort einen Zirkus betreibt. Bei einem Zwischenhalt in Mailand trifft er auf die junge britische Spionin Catherine Talbot, die ihn darum bittet, zwei Mikrofilme nach Frankreich zu schmuggeln. Was liegt näher, als sich dafür eines Raubtiers zu bedienen? Doch dann entgleist der Zug am Fuss der Schweizer Alpen, Quain erleidet eine Schädelverletzung, die Panther entkommen, ziehen sich in ein Walliser Bergtal zurück, reissen Schafe und Kühe – und werden von den lokalen Behörden zum Abschuss freigegeben. Eine kunterbunte Gruppe um Quain und Talbot begibt in einer wilden, urwüchsigen Landschaft auf die Treibjagd – wer von ihnen ist hinter den Filmen her? George Sherman brachte die Geschichte 1950 unter dem Titel ‚Spy Hunt‘ mit Howard Duff und Märta Torén in den Hauptrollen auf die Leinwand.

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