(*1956)
Geboren in Wuppertal, war Jochen Rausch ab 1974 als freier Journalist für verschiedene Printmedien tätig, bis er 1982 zum WDR ging, um als Autor, Redakteur und Moderator zu arbeiten. Parallel dazu studierte er BWL mit einem Abschluss 1986. Im Jahr 2000 wurde er Programmchef beim WDR-Jugendsender ‘1LIvE’, 2007 stellvertretender Programmdirektor beim WDR-Hörfunk.
Als Musiker war er Ende der 70er-Jahre Sänger und Pianist der kurzlebigen Band ‘Die Helden’. 1981 veröffentlichte er mit seinem Jugendfreund Detlev Cramer das Album ‘Wir sind glücklich’, und 2005 produzierte er unter dem Label ‘LEBENSdIGITAL’ die CD ‘FAUSERTRACKS’ mit Gedichten und Texten des 1987 tödlich verunfallten Krimiautors Jörg Fauser.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann Rausch 2008 mit dem grossartigen Spannungsroman ‘Restlicht’. Es folgten die nachtschwarze Erzählung ‘Krieg’ (2013) und die Geschichtensammlungen ‘Trieb’ (2011) und ‘Rache’ (2015). Rausch lebt mit seiner Frau Birgit in Wuppertal und hat zwei Söhne, Tim und Mats.
‘Restlicht’, multiperspektivisch angelegt, mit dem Fotografen Peter Bloom (eigentlich: Blum) als Ich-Erzähler, springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her: Dem Frühjahr/Sommer des Jahres 1975, als sich der 19-jährige Peter unsterblich in das schöne Mädchen Astrid verliebt, und der Gegenwart, in der er nach 30 Jahren Aufenthalt an der Ostküste der USA, wo er eine trostlose Ehe führte, erstmals wieder in sein Heimatkaff an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zurückkehrt, wo sein Vater im Sterben liegt. Damals, im August 1975, verschwand Astrid jäh aus seinem Leben und tauchte nie wieder auf, und gerade jetzt wird hier das Skelett einer jungen Frau aufgefunden, doch es ist nicht jenes von Astrid, sondern einer norwegischen Ausreisserin, die in jenem Sommer ermordet wurde. Besessen von seiner ersten Liebe begibt sich Peter auf Spurensuche, trifft die alten Freunde und Bekannten wieder – die Mitglieder der Rockgruppe ‘Crest’, Knud, Gerrit und Mike, die nie aus der Gegend weggekommen sind und ein trübes Leben führen, Knuds debilen Bruder Bengt, Astrids frivole Mutter Ingrid – und nähert sich Schritt für Schritt der fürchterlichen Wahrheit.
Bibliografie:
‘Restlicht’ (2008).
„Restlicht“:
Wie eine große Jugendliebe in einer Kleinstadt-Clique zum brutalen Horror wird, den so niemand wollte. Wie 18jährige und ihre Eltern in eine Eskalation hinein geraten und gezogen werden, aus der sie jeweils ihr Leben lang nicht mehr herauskommen. Ein sensibel und gekonnt geschriebenes Buch der Rückblenden in 2 Zeitebenen, ein Ich-Erzähler, der 30 Jahre danach den Mord seiner unvergessenen Jugendliebe aufklärt, um dann wieder ganz weit abzuhauen.
Wenn Eltern, die Kinder in diesem Alter haben, das „Restlicht“ lesen wollen, brauchen sie extra starke Nerven. Es ist so grausam spannend, dass ich die Nacht durchlesen musste! Am Schluß frage ich mich, wer am dumpfsten ist: die Kleinstadt, ihr Kleinkriminellenmilieu oder die Polizei, die zwischendurch auch mal nichts auf die Reihe kriegt.
Die 2. Zeitebene handelt ungefähr in den 1970er Jahren, da die Armut der Nachkriegszeit noch nicht überall überwunden war. Das Buch ist aktuell, denn unter den heutigen wirtschaftlichen/politischen Bedingungen wird genau solche Armut an Bildung und Lebenschancen wieder zur dumpfen weit verbreiteten Normalität in Deutschland.
Sehr schöner Kommentar, danke!