(1912-1981; schrieb auch als Robert L. Pike, A. C. Lamprey und Lawrence Roberts)

Robert L. Fish wurde in Cleveland, Ohio, als jüngstes von drei Kindern einer jüdischen Familie geboren und wuchs auch dort auf. Nach Abschluss seines Maschinenbaustudiums an der dortigen Case University (heute: Case-Western Reserve) arbeitete er erfolgreich als Bauingenieur in verschiedenen Städten der USA, danach von 1953 bis 1962 in Brasilien. Parallel dazu begann er 1960 mit dem Verfassen von Kurzgeschichten, die in Ellery Queen’s Crime Magazine abgedruckt wurden. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten widmete er sich ganz dem Schreiben. Sein Werk enthält über vierzig Krimis, ungezählte Kurzgeschichten sowie eine Biografie des Fussballers Pelé. Robert Fish, der seit 1935 mit Mamie Kates verheiratet war und mit ihr zwei Töchter hatte, starb 68-jährig in seinem Haus in Trumbull, Connecticut.

In ‚Polizeirevier 52, New York‘, Fishs bekanntestem, mit dem Pseudonym Robert L. Pike (Pike ist der Name eines Fischs, des Hechts!) gezeichnetem Roman, steht der New Yorker Cop Lieutenant Clancy im Mittelpunkt. Clancy, ein knorriger Einzelgänger, den nichts aus der Ruhe bringt, erhält den Job, für die Sicherheit des berüchtigten, unberechenbaren Gangsters Johnny Rossi zu sorgen, der als Kronzeuge gegen ein Verbrecher-Syndikat auftreten sollte – eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die Clancys Geduld auf eine harte Probe stellt. Der rasante und schnörkellose Krimi ist unter dem Titel ‚Bullit‘ (mit Steve McQueen als Clancy) in die Kinos gekommen.

Weitere wiederkehrende Figuren sind Captain José „Zé“ da Silva aus Rio de Janeiro, Verbindungsoffizier zwischen Interpol und der brasilianischen Polizei; der höchst erfolgreiche polnische Profi-Schmuggler Kek Huygens, der einen holländischen Namen und einen amerikanischen Pass benutzt; Schlock Homes aus London, Held von drei Sherlock Holmes auf die Schippe nehmenden Geschichtenbänden;  Carruthers, Simpson & Briggs, drei ältere Krimiautoren, die das Büro ‚The Murder League‘ gründen, um fortan als Berufskiller zu arbeiten;  sowie der hart gesottene Lieutenant James Reardon von der Mordkommission San Francisco. Fish hat überdies Jack Londons Krimi ‚The Assassination Bureau, Ltd‘ nach dessen Notizen vollendet und 1963 herausgegeben.

In der José da Silva-Serie hetzt Fish seinen Protagonisten in schweisstreibende Abenteuer. ‚The Fugitive‘ 1963 mit dem Edgar für den besten Erstlingskrimi ausgezeichnet, ist die Geschichte des hasserfüllten Holocaust-Überlebenden Ari Schoenberg, der sich, getarnt als Hans Busch, nach Lateinamerika begibt, um dort eine Organisation von untergetauchten Nazi-Grössen zu infiltrieren und dabei durch José da Silva unterstützt wird (keine deutschsprachige Übersetzung).

‚Die Insel der Schlangen‘ sticht aus dem Zehnteiler hervor. Mit seinem unscheinbaren Kumpel Bob Wilson, vordergründig Sicherheitsoffizier der amerikanischen Botschaft in Brasilien, in Wirklichkeit ebenfalls bei Interpol, ermittelt der einfallsreiche, schnauzbärtige und pockennarbige Enddreissiger den Mord an einem Mann, der sich mit einer säuberlich verpackten ausgestopften Korallenschlange auf der Flucht durch Brasilien befand – und namenlos im Leichenhaus von Rio endete. Der Wert der toten Schlange liegt darin, dass auf ihrer Haut eine Landschaft gezeichnet ist: eine Lagune auf der „Insel der Schlangen“, wo es wimmelt von äusserst giftigen Exemplaren dieser Spezies – offenbar hat jemand auf der Insel eine höchst wertvolle Beute versteckt. Da Silva und Wilson begeben sich auf die selbstmörderische Expedition, gejagt von zwei Gangstern, die im Dienste eines mysteriösen „Meisters“ stehen.

‚Ein Kopf für den Minister‘ führt José da Silva in die Urwälder des Amazonas. Dorthin ist der angesehene Forschungsreisende John Bailey vor sechs Monaten aufgebrochen, ohne seither ein Lebenszeichen von sich zu geben – doch jetzt erhält der brasilianische Aussenminister einen anonymen Brief und ein Päckchen mit dem Schrumpfkopf des Vermissten. Begleitet von Bob Wilson, dem hünenhaften Schiffskapitän Jan Freitas und zunächst auch von der schönen, undurchsichtigen, an den Ufern des Amazonas aufgewachsenen Sekretärin Elena vom Aussenministerium – da Silva versucht sie später mehrmals abzuschütteln – übernimmt der Captain den rätselhaften, hochgefährlichen Fall und kommt einer unfassbaren Verschwörung auf die Spur.

‚Die Insel der grünen Hölle‘ beruht auf Captain da Silvas allererstem Fall: Vor fünfzehn Jahren gelang es vier dreisten Musikern, während des Karnevals auf Barbados Schmuck im Wert von einer halben Million Dollar zu ergaunern. Sie wurden geschnappt, doch ihre Beute tauchte nie wieder auf. Drei der vier Männer starben im Gefängnis, ihr hart gesottener Anführer Bill McNeil hat die Haft indes überlebt und kommt nun nach fünfzehn scheusslichen Jahren auf freien Fuss. José da Silva und Bob Wilson heften sich sogleich an seine Fersen, unterstützt durch die Schönheit Diana, die dem Anschein nach ebenfalls für Interpol arbeitet. Die Spur führt auf die gottverlassene Insel der grünen Hölle, auf der vor zehn Jahren ein Sanatorium für Lepra-Kranke errichtet worden ist.

Bibliografie:

Als Robert Fish:

Captain José da Silva-Serie: ‚The Fugitive‘ (1962), ‚Isle of Snakes‘ – ‚Die Insel der Schlangen‘ (1963), ‚The Shrunken Head‘ – ‚Ein Kopf für den Minister‘ (1963), ‚The Diamond Bubble‘ – ‚Die Spinne auf der Hand‘ (1965), ‚Brazilian Sleigh Ride‘ – ‚Zwischenlandung in Recife‘ (1965), ‚Always Kill a Stranger‘ – ‚In Rio droht Gefahr‘ (1967), ‚The Bridge That Went Nowhere‘ – ‚Die Nackte an der Copacabana‘ (1968), ‚The Xavier Affair‘ – ‚Die Xavier-Affäre‘ (1969), ‚The Green Hell Treasure‘ – ‚Die Insel der grünen Hölle‘ (1971), ‚Trouble in Paradise‘ (1975);

Kek Huuygens-Serie: ‚The Hochmann Miniatures‘ (1967), ‚Whirgling‘ (1970), ‚The Tricks of the Trade‘ (1972), ‚The Wager‘ – ‚Die 10-Dollar-Wette‘ (1974);

Carruthers, Simpson & Briggs-Romane: ‚The Murder League‘ – ‚Die Mörder-Liga‘ (1968), ‚Rub-a-Dub-Dub‘ (auch unter dem Titel ‚Death Cuts the Deck‘) – ‚Alle meine Mörderlein‘ (1971);

Einzelwerke: ‚Trials of O’Brien‘ – ‚Ein Freund hängt für den anderen‘ (auch unter dem Titel ‚Komm mein Freund und häng für mich‘, 1965), ‚A Handy Death‘ (1973), ‚Pursuit‘ (1978), ‚The Gold of Troy‘ (1980), ‚Rough Diamond‘ (1981).

Als Robert Pike:

Lieutenant Clancy-Trilogie: ‚Mute Witness‘ (auch unter dem Titel ‚Bullit‘) – ‚Polizeirevier 52, New York‘ (1963), ‚The Quarry‘ – ‚Die Rache des anderen‘ (1964), ‚Police Blotter‘ – ‚Schüsse, die ins Schwarze trafen‘ (1965);

Lieutenant James Reardon-Serie: ‚Reardon‘ – ‚Ein unbekannter toter Mann‘ (1970), ‚The Gremlin’s Grampa‘ – ‚Polizeischutz für den Gangsterboss‘ (1972), ‚Bank Job‘ – ‚Der dunkle Ehrenmann‘ (1974), ‚Deadline 2 A.M. – ‚Übergabe 2 Uhr nachts‘ (1976).