(1908-1992; schrieb auch als Russell Gray, Harrison Storm, Jason K. Storm und Adam Train)

Geboren in Berlin als Sohn eines Kaufmanns, übersiedelte Bruno Fischer 1913 mit seinen Eltern in die USA und wuchs im New Yorker Stadtbezirk Queens auf. Er studierte an der Rand School of Social Sciences in New York mit einem Abschluss 1929. 1934 heiratete er die Sekretärin Ruth Miller und hatte mit ihr einen Sohn und eine Tochter. Anfang der 40er-Jahre lebte er mit seiner Familie in einer Küstenstadt Foridas, später liess er sich in Croton-on-Hudson nieder, einem Vorort New Yorks, in dem sich damals vor allem Kommunisten und Künstler aufhielten. Seine letzten Jahre verbrachte der erblindete Autor im Camp Three Arrows, einer sozialistischen Kooperative in Putnam County, New York State. Er starb mit 83  während seiner Ferien im mexikanischen Städtchen San Miguel de Allende.

Von 1929 bis 1931 arbeitete Fischer als Sportreporter der ‚Long Island Daily Press‘, danach als Polizeireporter und für die sozialistische Zeitung ‚Labor Voice‘, bevor er von 1934 bis 1936 das Wochenblatt der sozialistischen Partei (‚Socialist Call‘) herausgab. 1936 begann er Prosa zu schreiben, zunächst, unter den Pseudonymen Russell Gray und Harrison Storm, überwiegend Horror- und Detektivgeschichten für Gefässe wie ‚Black Mask‘ und ‚Manhunt‘, ab 1939 auch Romane, die hohe Auflagen erzielten. Anfang der 60er-Jahre wurde er Chefredakteur bei ‚Collier‘.

1945 veröffentlichte Fischer den ersten von fünf Krimis um den New Yorker Privatdetektiv Ben Helm, einen der raren amerikanischen Ermittler, die glücklich verheiratet sind – seine Gattin ist die Broadway-Schauspielerin Greta Murdock. Ben Helm, ein intelligenter und friedfertiger, seine Pistole nur im äussersten Notfall zückender Ex-Polizist, setzt sich neben seinem Schnüffler-Job auch als Dozent auf dem Gebiet der Kriminologie und als Autor in Szene.

Weitere wiederkehrende Figuren sind der Privatdetektiv Rick Train (zwei Romane), der scharfsinnige, nach einer Kinderlähmung arg handicapierte Ermittler Ben Bryn (einige Kurzgeschichten) und der „Crab Detective“ Calvin Kane, ein gehunfähiger Schnüffler mit deformiertem Körper, aber extrem kräftigen Armen (mehrere Kurzgeschichten).

In Fischers zweitem, in der amerikanischen Provinz angesiedeltem Ben Helm-Roman ‚Das sechste Alibi‘ wechseln sich die sieben Hauptakteure von Kapitel zu Kapitel ab. Im Rampenlicht steht die junge, flatterhafte Schönheit Beverly – wer sich in sie verliebt, spielt mit seinem Leben. Sie ist das einzige Kind des hoffnungslos zerstrittenen Ehepaars George und Kathryn Atwood, das seine liebe Mühe mit Beverlys Flausen hat. Frank Townsend, ein impulsiver Gelegenheitsarbeiter mit harten Fäusten, im Grunde aber ein anständiger Bursche, begehrt Beverley heiss, mit dem erfolgreichen Immobilienhändler David Reese steht ihm jedoch harte Konkurrenz gegenüber. Rachel Townsend schliesslich, Franks Schwester und Davids Sekretärin, sehnt sich nach einer Liebesbeziehung mit ihrem Chef. Als zwei Männer aus Beverlys Umfeld gewaltsam ums Leben kommen, wird Ben Helm von den örtlichen Behörden als Ermittler beigezogen. Er überlebt einen Anschlag auf sein Leben nur um ein Haar, löst den Fall dann aber selbstverständlich mit Bravour.

Fischers harte Einzelwerke spielen oft im Milieu der organisierten Kriminalität. ‚Witwe zum halben Preis‘ handelt von dem skrupellosen, mit der aufreizenden Maryann verheirateten Politiker und Geschäftsmann Frankie Millard, der zusammen mit der hinter ihm stehenden Organisation die fiktive Stadt Dalefort beherrscht. Seine rechte Hand ist der Yale-Absolvent Curt Stone, für die schmutzige Arbeit ist der Muskelmann Hank zuständig. Zu Beginn der Geschichte fischt man Frankies politischen Gegenspieler Paul Lakeland, den unbestechlichen Bürgermeister der Stadt, tot aus einem Stausee. Als wenig später Joel Oliver, der als sonderbevollmächtigter Richter Lakelands Tod untersuchen soll, in seinem Wagen erstochen wird, gerät Frankie unter Mordverdacht. Curts Dienste sind nun gefragt: Er soll die Tat Olivers Frau Elizabeth in die Schuhe schieben – doch dann verliebt er sich in sie.

Fischers bekanntestes Werk ist der 1974 nach einer über zehn Jahre dauernden Schreibblockade herausgegebene Standalone ‚The Evil Day‘ (keine deutsche Übersetzung), die Geschichte des stets in Geldnöten steckenden New Yorker Ehepaars Caleb und Sally Dawson, dessen Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird, als Sally zufällig in den Besitz von Juwelen im Wert von 250’000 Dollar gelangt – und ihre Beute partout nicht zurückgeben will.

Bibliografie:

Rich Train-Romane: ‚The Hornet’s Nest‘ (1944), ‚Kill to Fit‘ (1946);

Ben Helm-Serie: ‚The Dead Men Grin‘ (1945), ‚More Deaths Than One‘ – ‚Das sechste Alibi‘ (1947), ‚The Restless Hands‘ (1949), ‚The Silent Dust‘ (1950), ‚The Paper Circle (auch unter dem Titel ‚Stripped for Murder‘) – ‚Striptease für einen Killer‘ (1951);
Einzelwerke: ‚So Much Blood‘ (auch unter dem Titel ‚Stairway to Death‘) – ‚Treppe des Unheils‘ (1939), ‚Quoth the Raven‘ (auch unter den Titeln ‚Croaked the Raven‘ und ‚The Fingered Man‘, 1944), ‚The Pigskin Bag‘ (1946), ‚The Spider Lily‘ – ‚Spiel um das Leben‘ (1946), ‚The Bleeding Scissors‘ (auch unter dem Titel ‚The Scarlet Scissors‘, 1948), ‚The Angels Fell‘ (auch unter dem Titel ‚The Flesh Was Cold‘, 1950), ‚House of Flesh‘ (1950), ‚The Lady Kills‘ – ‚Töte mit Liebe‘ (1951), ‚The Fast Buck‘ – ‚Blutgeld‘ (auch unter dem Titel ‚Automarder‘, 1952), ‚Fools Walk In‘ – ‚Das Mädchen in Grün‘ (auch unter dem Titel ‚Auf des Messers Schneide‘, 1952), ‚Run for Your Live‘ (1953), ‚So Wicked My Love‘ – ‚Achterbahn zum Himmel‘ (1954), ‚Knee-Deep in Death‘ – ‚Einer wusste zuviel‘ (1956), ‚Murder in the Raw‘ – ‚Eine Lady tut das nicht!‘ (1957), ‚Second-Hand Nude‘ – ‚Blondine aus zweiter Hand‘ (1959), ‚The Girl Between‘ – ‚Witwe zum halben Preis‘ (1960), ‚The Evil Days‘ (1974).

Als Russell Gray: ‚The Lustful Ape‘ – ‚Eiskalt unter der Haut‘ (1950).