(Pseudonym für Cecil William Mercer, 1885-1960)
Cecil William Mercer wurde als Sohn eines Anwalts in Upper Walmer, Kent, geboren. Nach der Schulzeit am Londoner Eliteinternat Harrow studierte er Rechtswissenschaften am Oxford University College und arbeitete daraufhin in einer Londoner Kanzlei und in leitender Funktion für die Oxford University Dramatic Society. In seiner Freizeit schrieb er Kurzgeschichten. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er auf dem Balkan und in Ägypten, bis er 1917 krankheitshalber entlassen wurde. 1919 heiratete er das amerikanische Revuegirl Bettine Edwards, die ein Jahr später einen Sohn, Robert, zur Welt brachte. Die Ehe wurde 1933 geschieden. Im folgenden Jahr heiratete er die englische Anwaltstochter Doreen Bowie.
Zugunsten seiner Passion, dem Schreiben, beendete Yates die Jurisprudenz und veröffentlichte 1920 seine erste Geschichtensammlung. Ab 1922 verbrachte er achtzehn Jahre auf der französischen Seite der Pyrenäen, bis 1934 mit seiner ersten Frau in Pau, danach mit seiner zweiten Frau in dem nahe gelegenen Bergdorf Eaux Bonnes, ehe er im Zweiten Weltkrieg zum Royal Rhodesian Regiment beordert wurde. Nach dem Krieg liess er sich in der rhodesischen Stadt Umtali (dem heutigen Mutare, Zimbabwe) nieder, wo er 74-jährig starb. 1982 publizierte der britische Historiker A.J. Smithers eine kritische Biografie des offenbar menschlich “schwierigen” Autors unter dem Titel ‘Dornford Yates – A Biography’.
Yates’ Werk umfasst autobiografische Texte, mehrere Erzählbände und zwei Dutzend Romane, unter ihnen die leichtfüssig-humoristische Berry-Serie (vier Romane und ungezählte Kurzgeschichten) sowie die aus neun abenteuerlichen Thrillern bestehende Chandos-Serie, aus der auf Deutsch der erste Band ’Toter Winkel‘ bei Haffmans erschienen ist. Die restlichen Werke des zwischen den Weltkriegen äusserst populären Autors harren der Übertragung ins Deutsche.
Die Berry-Reihe dreht sich um die intellektuelle, wohlhabende, in Hampshire ansässige Familie Pleydell, aka Berry & Co., bestehend aus Betram “Berry” Pleydell, seiner Frau und Cousine Daphne, Daphnes Bruder Boy, dem Ich-Erzähler, Jonathan “Jonah” Mansel, Cousin der Genannten, und Jonathans Schwester Jill Mansel. Das Privat- und Berufsleben der schablonenhaft gezeichneten Figuren liegt weitgehend im Dunkeln.
Der Ich-Erzähler Richard William Chandos, ein 22-jähriger Londoner Snob, wird bei seinen Abenteuern begleitet durch seinen alten Freund Charles Hanbury, dem klugen und begüterten, aus der Berry-Reihe bekannten, Gentleman Jonathan Mansel, den er in ‚Toter Winkel‘ kennenlernt, und die drei Hilfskräfte Carson, Rowley und Bell.
Während einer Reise durch Frankreich wird Chandos Zeuge eines Mordes und kommt dadurch in den Besitz von Dokumenten, die auf einen seit ewigen Zeiten in einem Brunnen auf dem Schloss Wagensburg, Kärnten, vergrabenen Schatz hinweisen. Zurück in London, trifft er auf Mansel, der ihn dazu mit näheren Angaben versorgt. Chandos, Mansel und Hanbury machen sich nun mit ihren drei Dienern auf den Weg nach Österreich mit dem Plan, das Schloss käuflich zu erwerben und danach in aller Ruhe den Schatz zu bergen. Bald zeigt sich jedoch, dass der Mörder, ein gewisser Ellis, und seine Bande, unter ihnen der berüchtigte Gangster “Rose” Noble, dasselbe Ziel verfolgen. Bei ihren Grabungen stossen die drei mutigen Männer auf ein geheimes, fünfundzwanzig Fuss unter der Erde gelegenes Verlies, das ihnen dazu dient, den Tunnelbau schneller voranzutreiben, ohne die Aufmerksamkeit der eine andere Strategie verfolgenden Noble-Gang auf sich zu ziehen. Rose erweist sich indes als ausgekochter, instinktsicherer Bursche, der stets für eine Überrasschung gut ist. Spannend. stimmungsvoll und detailliert schildert Yates die fintenreichen Manöver der beiden sich einen Kampf auf Messers Schneide liefernden Teams – selbstverständlich mit dem besseren Ende für Chandos, Hanbury und Mansel.
Bibliografie:
Chandos-Serie: ‘Dead Corner’ – ’Toter Winkel’ (1927), ‘Perishable Goods’ (1928), ‘Blood Royal’ (1929), ‘Fire Below’ (auch unter dem Titel ‘By Royal Command’, 1930), ‘She Fell Among Thieves’ (1935), ‘An Eye for a Tooth’ (1943), ‘Red in the Morning’ (auch unter dem Titel ‘Were Death Denied’, 1946), ‘Cost Price’ (auch unter dem Titel ‘The Laughing Bacchante’, 1949), ‘Ne’er-Do-Well’ (1954);
Berry-Serie (nur Romane): ‘Adele and Co,’ (1931), ‘The House That Berry Built’ (1945), ‘As Berry and I were Saying’ (1952), ‘B-Berry and I Look Back’ (1958);
Lyveden-Romane: ‘Anthony Lyveden’ (1921), ‘Valerie French’ (1923);
Einzelwerke: ‘Safe Custody’ (1932), ‘Storm Music’ (1934), ‘She Painted Her Face’ (1937), ‘This Publican’ (1938), ‘Gale Warning’ (1939), ‘Shoal Water’ (1940), ‘Lower Than Vermin’ (1950), ‘Wife Apparent’ (1955).