(Pseudonym für Jean-Michel Sakka)
John La Galite kam 1952 oder 1959 in der tunesischen Küstenstadt Karthago als Sohn einer Französischlehrerin und eines Beamten zur Welt. Er studierte Biochemie an der Pariser Faculté des Sciences und doktorierte in diesem Fach. In den 90er-Jahren übersiedelte er mit seiner Frau Alexandra und ihrer gemeinsamen Tochter Cheyenne nach Florida, wo er als Biochemielehrer arbeitete und später seine ersten Romane verfasste. Er weilte in Thailand, als der Tsunami an Weihnachten 2004 Tod und Verwüstung an die Küste brachte. Heute pendelt er zwischen Paris, Asien und Los Angeles und widmet sich vorwiegend dem Schreiben von Krimis. Aus seinem umfangreichen Werk wurden nur zwei Romane, ‘Zacharias’ und ‘Schatten des Schutzengels’, ins Deutsche übertragen.
Zacharias, genannt Zach, ein zwölfjähriger Diabetiker mit blühender Fantasie, lebt als Einzelkind mit seiner als Nachtschwester arbeitenden Mutter in einem Block einer unbenannten Banlieue. In seiner Freizeit spielt er Schach gegen einen Computer, passt auf den Sohn eines benachbarten Paares auf und wäscht die Autos seiner Nachbarn, um ein wenig Geld zu verdienen. Eines Tages beobachtet er, wie die Frau von nebenan aus dem Fenster fällt – im Block wird eine Wohnung frei. Jakob, der neue Mieter, hat ein Motorrad, trägt eine Lederjacke und spioniert nachts seine Mitbewohner aus. Zacharias beschafft sich nun ebenfalls ein Fernglas, um zum Schutz der Mutter seine Umgebung zu überwachen, denn er weiss, dass sich auf den Strassen ein Mörder rumtreibt, der bereits drei Frauen auf dem Gewissen hat. Dann aber stürzt Jakob mit seinem Motorrad schwer und benötigt als Tetraplegiker ständige Pflege, die von Zachs Mutter geleistet wird. Als der Junge erfährt, dass Jakob bei der Kriminalpolizei war und sich bis zu seinem Unfall auf der Jagd nach dem Frauenmörder befand, löst er seine Mutter bei dessen Betreuung ab. Er freundet sich mit Jakob an, um ihm wichtige Informationen zu entlocken, und beginnt jetzt selbst zu ermitteln. Auf zweihundert in sechzig Kapital unterteilten Seiten schildert La Galite in einer schlichten, schnörkellosen Sprache auf feinfühlige Art die Nöte des jungen – unzuverlässigen – Ich-Erzählers. Die tragische Lösung bringt er erst im siebzehn Jahre später spielenden Epilog ans Licht.
In den fesselnden, wenn auch mit einigen Ungereimtheiten behafteten Psychothriller ‘Schatten des Schutzengels’ lässt der Autor seine Tsunami-Erlebnisse einfliessen. Er erzählt die Geschichte aus den ständig wechselnden Perspektiven der drei Hauptpersonen: Anna, die eben erst ihren Mann Eric an die gewaltige Flutwelle verloren hat und seither von Vorahnungen und bodenlosen Ängsten um ihre zehnjährige Tochter Céline gequält wird; Kommissar Rohmer, Leiter der nationalen Behörde für Kindsentführung, der den Mörder von drei kleinen Mädchen jagt; und Céline, die versucht, sich mit ihrem jungen Labrador von der Famlientragödie abzulenken. Die drei treffen schicksalhaft in einem jurassischen Dorf aufeinander. Dort, wo die Morde verübt worden sind, und wohin Anna sich mit ihrer Tochter aus Paris zurückgezogen hat, um wieder Halt zu finden, stattdessen durch mysteriöse Anrufe und einen sich im Wald versteckenden Mann mit kreideweissem Gesicht terrorisiert wird – und schliesslich die aufwühlende Wahrheit erfährt.
Bibliografie:
‘Le lézart vert’ (1996), ‘Mon nom est Kate Crow’ (1998), ‘Zacharie’ – ‘Zacharias’ (1999), ‘Le passager’ (2000), ‘La femme du colon francais’ (2001), ‘Nirvana’ (2003), ‘La fille qui lisait dans les rêves’ (2005), ‘La porte des songes’ (2012), ‘L’ange gardien’ – ‘Schatten des Schutzengels’ (2012), ‘Les trois soeurs’ (2012), ‘Je vous salue imams’ (2013), ‘J’ai épousé une ombre’ (2013), ‘Un juge sous surveillance’ (2014), ‘Et si j’oubliais’ (2014), ‘Justice pour tous’ (2014), ‘Polaroid’ (2016), ‘Disparation’ (2017), ‘Mon mari, mon tortionnaire, mon bourreau’ (2017), ‘L’ange gardien 2’ (2018), ‘Il faut tuer le docteur Madison’ (2020), ‘Il était une fois l’Italie’ (2021);
Als Jean-Michel Sakka: ‘La poursuite de l’Arche Sacrée’ (2007), ‘Dieu le veut!’ (2008), ‘N’y va pas!’ (2010), ‘Je suis heureux sans toi, n’essaie pas de me retrouver’ (2011).