(Kürzel für Nathan Irving Hentoff, 1925-2017)

Nat Hentoff wurde als ältester Sohn einer russisch-jüdischen Einwanderer-Familie in Boston geboren und wuchs auch dort auf Er studierte an der Boston Latin School, der Northeastern University of Boston und der Harvard University und verbrachte dann ein Jahr als Flubright-Stipendiat an der Pariser Sorbonne. 1953 zog er nach New York City, um eine journalistische und schriftstellerische Laufbahn zu verfolgen. 1953-57 war er Redakteur des Magazins ‚Down Beat‘, 1958-61 der ‚The Jazz Review‘. Später arbeitete er als Kolumnist für Printmedien wie ‚The Village Voice‘, ‚Wall Street Journal‘ ‚Washington Times‘, ‚Hustler‘, ‚The New Yorker‘ und verfasste eine Reihe von Biografien, Jazz-, Kinder- und Jugendbüchern sowie unzählige Jazzkritiken. Im Jahr 2001 erschienen seine Jugenderinnerungen ‚Boston Boy – growing up with jazz and other rebellious passions‘. Nach zwei kurzen Ehen war er seit 1959 mit Margot Goodman verheiratet. Er starb 91-jährig in seiner Wohnung im Manhattan und hinterliess seine Frau, zwei Töchter aus zweiter und zwei Söhne aus dritter Ehe.

Im Jahr 1982 veröffentlichte Hentoff, der nicht nur Count Basie und dessen Bigband auf Tourneen, sondern auch die Cops der New Yorker Mordkommission bei ihren Ermittlungen begleitet hatte, den Krimi ‚Was zum Teufel wird aus dieser Stadt?‘. Der harte, mit pointierten Dialogen aufwartende Polizeiroman dreht sich um den Juden Noah Green und den Schwarzen Sam McKibbon, zwei desillusionierte, eng miteinander befreundete Detectives der Mordkommission des NYPD, die nichts mehr aus der Ruhe bringt. Doch jetzt wird die freie Journalistin Kathleen Ginsberg, Gattin eines angesehenen Literaturprofessors, die offenbar ein Doppelleben führte, ermordet aufgefunden – und Detective Lieutenant Fortunato Randazzo macht mächtig Druck.

Noah Green, seit einem Jahr in zweiter Ehe verheiratet mit der zwanzig Jahre jüngeren Reporterin Shannon, die gerade ein Kind bekommen hat, bekleidet auch in Hentoffs zweitem (und letztem) Krimi ‚Lass sie nicht aus den Augen!‘ die Hauptrolle, mit einem neuen Partner, denn Sam McKibbon ist in den Ferien. Sein neuer Fall konfrontiert ihn mit halbierten Leichen, die in Mülltonnen aufgefunden werden. Gleichzeitig gerät er ins Visier der polizeiinternen Überwachungsabteilung „Internal Affairs Division“ – ein fast nicht zu ertragender Tiefschlag für den zur Melancholie neigenden Polizisten, der sich nie etwas zu Schulden kommen liess.

Hentoff erzählt seine schnellen, originellen, durch kantige Figuren getragenen Krimis mit viel schwarzem Humor und zeichnet ein ungemein farbiges und detailreiches Bild von „Alphabet City“ (East Side, Manhattan), dieses multikulturellen, mit Bohemians und Künstlern, aber auch Zuhältern und Nutten, Dealern und Junkies bevölkerten Stadtteils der schillernden Metropole. Dabei ist ‚Was zum Teufel wird aus dieser Stadt?‘ das bessere Buch: Sam McKibbon fehlt in ‚Lass sie nicht aus den Augen‘ an allen Ecken und Enden.

Bibliografie:

Noah Green & Sam McKibbon-Romane: ‚Blues For Charlie Darwin – ‚Was zum Teufel wird aus dieser Stadt?‘ (auch unter dem Titel ‚Die Bluthunde kommen‘, 1982), ‚The Man From Internal Affairs‘ – ‚Lass sie nicht aus den Augen!‘ (1985).