(Pseudonym für Reinhard Jahn, *1955; schreibt auch als Mike Jaeger und John Miller)
H.P. Karr, geboren in Saalfeld, Thüringen, lebt heute in Essen. Nach seinem Publizistik-, Germanistik- und Anglistikstudium, das er an der Ruhr-Universität absolvierte, verfasste er – neben seiner Tätigkeit als Reporter, Redakteur, Übersetzer und Ghostwriter – Hunderte Kriminalstories, Kriminalhörspiele und Ratekrimis zum Selberlösen sowie Kriminalromane für Jugendliche und Erwachsene. Er ist Mitbegründer des Bochumer Krimi-Archivs und Herausgeber des Lexikons der deutschsprachigen Krimi-Autoren.
Gemeinsam mit dem 1949 geborenen, das Ruhrgebiet ebenfalls wie seine Westentache kennenden Krimi- und Hörspielautor und Experten in Erwachsenenbildung Walter Wehner, verfasste H.P. Karr die Gonzo-Tetralogie – sie ist das Herzstück seines Kriminalwerks. Heinrich Gonschorek, genannt Gonzo, ein skrupelloser, stets abgebrannter freischaffender Kameramann aus Essen, ist ein Video-Geier: Er steht mit seiner “Suzie” immer genau dort, wo es Stoff für eine fette Story gibt (Mord, Brandstiftung, Massenkarambolagen, häusliche Gewalt – Hauptsache, es fliesst Blut und ein paar Ambulanzen sind vor Ort), und verkauft seine Arbeiten dann für gutes Geld an Reality-Magazine; und Gonzo betätigt sich nebenbei als Schnüffler.
‘Geierfrühling’ handelt von zwei miteinander zusammenhängenden Morden. Zuerst wird der korrupte Bahnhofswachmann Gorny in einer Bahnhoftoilette mit einer Wodkaflasche erschlagen, die Gonzo eben erst einem Penner schenkte; kurz danach muss die polnische Nutte Dana daran glauben. Gonzo wühlt im Dreck, wird windelweich verprügelt und in eine Mülltonne geworfen, doch er ist zäh und löst den Fall mit Hilfe seiner pfiffigen Praktikantin Betty.
In ‘Rattensommer’ hat der berüchtigte „Ruhrkiller“ bereits viermal zugeschlagen. Er missbraucht, tötet und verstümmmelt junge Frauen und schmeisst sie dann in den Rhein-Herne-Kanal. Brütende Hitze, Sommerloch und aufdringliche Gläubiger hin oder her, Gonzos Interesse wird geweckt, als ein weiteres Mädchen vor seinen Augen nach ähnlichem Muster ums Leben kommt. Die Spuren führen in die Snuff-Szene, wo sich unser abgebrühter Held erstaunlich gut auszukennen scheint.
Die in ‘Hühnerherbst’ geschilderten Geschehnisse führen Gonzo an seine Grenzen, gilt es doch gleich mehrere – möglicherweise miteinander in Verbindung stehende – Verbrechen zu dokumentieren und aufzukären, die Umwandlung der Essener Volkshochschule in ein Bordell zwecks Geldwäsche scheint den Hintergrund zu bilden. Darüber hinaus konfrontiert ihn seine Jugendliebe Renate mit dem schnöseligen Teenager Toby, den er angeblich vor Jahren auf einem Autositz gezeugt hat, und den er jetzt zu Renates Entlastung für einen Monat unter seine Fittiche nehmen soll.
‘Bullenwinter’ beginnt spektakulär: Der Ex-Undercover-Cop Ingo Boysen hat seine Frau Elke und ihren achtjährigen Sohn Mike im Zuge eines Scheidungskriegs als Geiseln genommen, doch die Befreiungsaktion der Polizei, die Gonzo filmen soll, geht gründlich schief – Ingo gelingt die Flucht, der Junge kommt ums Leben. Kurz danach wird Betty ermordet – und wir erleben erstmals einen Gonzo, der seinen Zynismus ablegt und sich – unterstützt durch Bettys Vater, ein politisches Schwergewicht, und die Privatdetektivin Mary Amos – auf die Suche nach dem Täter begibt.
Kenntnis- und detailreich, in knappem, schnoddrigem Stil und gespickt mit scharfen Sprüchen, Running Gags und kleinen Beobachtungen aus dem Leben in der Ruhrstadt, schildern die beiden Autoren den wurmstichigen Stadtteil rund um den Bahnhof mit seinen Skinheads, rechtsextremen Schaumschlägern, Junkies, Pennern, türkischen Drogenhändlern, schmierigen Bullen, osteuropäischen Nutten und Strassenkindern.
Bibliografie:
‘Beziehungsweise Mord’ (1985), ‘Mord ist nichts für Männer’ (1997).
Gemeinsam mit Walter Wehner:
Gonzo-Tetralogie: ‘Geierfrühling’ (1994), ‘Rattensommer’ (1995), ‘Hühnerherbst’ (1997), ‘Bullenwinter’ (1999).
Unter dem Pseudonym Mike Jaeger: ‘Eurokiller’ (Band sechs der Omega-Team-Serie, 1999).
Gemeinsam mit Barbara Hölscher: ‘Doppelt gewinnt’ (1999).
Die Gonzo-Tetralogie habe ich vor Jahren mal gelesen: Hat mir damals gut gefallen.
Ich sollte sie vielleicht mal “re-readen” (…oder wie heißt das noch bei den hippen Bloggern?). 😄
Gruß
Andreas