(*1973)

Sophie Hénaff , die ihr Privatleben bedeckt hält, absolvierte ihre schulische Ausbildung im Loiretal. Sie arbeitete sieben Jahre in einem Theater-Café in Lyon und betrieb danach mit einer Freundin ein eigenes Lokal, bevor sie zum Journalismus wechselte und seit längerer Zeit die humoristische Kolumne ‚La Cosmoliste‘ für die französische Ausgabe des Magazins ‚Cosmopolitan‘ verfasst. 2015 debütierte sie als Krimiautorin. Sie lebt in Paris.

Anne Capestan, von ihrem Mann Paul getrennt lebende, hitzköpfige Pariser Kommissarin, war für sechs Monate vom Dienst suspendiert, nachdem sie eine Kugel zuviel abgefeuert hatte, und ist überglücklich, dass man ihr jetzt die Leitung einer neu formierten Truppe übergibt. Selbst als sie realisiert, dass die Brigade aus nicht kündbaren Aussenseitern besteht – dem Alkoholiker Merlot, der spielsüchtigen Evrard, dem schwulen Witwer Lebreton, der exzentrischen Krimiautorin Rosière, dem Einzelgänger Torrez, dem dauernd die Partner wegsterben, dem Pressefreund Orsini, dem einstigen IT-Crack Dax, der ein paar Boxkämpfe zuviel verloren hat, und dem etwas einfältigen Möchtegernrennfahrer Lewitz, der dauernd Polizeifahrzeuge zu Schrott fährt -, und als man ihr ein paar Kisten mit „kalten Fällen“ in ihre lausig ausgestatteten Büroräume knallt, tut dies ihrer Begeisterung keinen Abbruch. Zwei Fälle stechen auf den ersten Blick hervor: Der sieben Jahre zurückliegende Mord an einer alten, alleinstehenden Frau sowie der gewaltsame Tod eines jungen Mannes vor zwanzig Jahren. Und siehe da: Zum Leidwesen der hohen Tiere rauft sich die Brigade zusammen, wächst an ihrer Aufgabe – sie hat ja auch überhaupt nichts mehr zu verlieren – und entdeckt Verbindungen zwischen den beiden Verbrechen. ‚Kommando Abstellgleis‘, eine verspielte, satirische Geschichte, lebt in erster Linie von den liebevoll gezeichneten Figuren, die sich bei ihren Ermittlungen gezwungenermassen auch unkonventioneller Methoden bedienen, doch auch die Auflösung der schliesslich vier Morde hat es in sich.

Im zweiten Band ‚Das Revier der schrägen Vögel‘ gesellt sich der frisch aus der Psychiatrie entlassene Saint-Lô hinzu, der auch jetzt noch fest davon überzeugt ist, einer der drei Musketiere zu sein. Darüber hinaus erfahren wir einiges über das Privatleben der Mitglieder der Brigade, vor allem jenes der Kommissarin Capestan, zumal ihr ehemaliger Schwiegervater, ein hochrangiger Polizist im Ruhestand, der auch ihr Ausbilder war, und den sie zutiefst verachtet hatte, das erste Opfer ihres aktuellen Mordfalls ist, und sie erstmals seit der Trennung ihren selbstgefälligen Ex-Mann trifft, der sie vor sechs Monaten schmählich verlassen hat. Als sie erfährt, dass in der Provence ein angesehener älterer Mann mit mysteriöser Vergangenheit nach exakt demselben Muster (angekündigte Tötung mittels Stirnschuss nach mehrstündiger Folter) umgebracht wurde, begibt sie sich mit ihrer Brigade in den Süden, um tiefer zu graben. Doch erst ein dritter Mord führt sie auf die richtige Spur – zu einem Banküberfall in Lyon im August 1994 mit zwei Toten und drei Verletzten.

Bibliografie:

Anne Capistan-Romane: ‚Poulets grillés‘ – ‚Kommando Abstellgleis‘ (2015), ‚Rester groupés‘ – ‚Das Revier der schrägen Vögel‘ (2016), ‚Art de décès‘ – ‚Mission Blindgänger‘ (2019).