(1933-2018)

Daniel Chavarria wurde in der uruguayischen Stadt San José de Mayo geboren. 1952 unterbrach er sein Studium der klassischen Philologie, bereiste ausgiebig Europa und jobbte unter anderem als Museumsführer in Madrid, Strassenhändler in Italien, Seemann in Griechenland, Tellerwäscher in Paris, Krankenpfleger in London, Bergarbeiter im Ruhrgebiet und Fabrikarbeiter in Köln. Später war er in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern unterwegs, lebte im brasilianischen Urwald und arbeitete als Logistiker für die kolumbianische Guerilla. 1956 kehrte er in sein Heimatland zurück. Er engagierte sich aktiv in der Kommunistischen Partei und gründete eine Familie.

Als ihm der Boden in Uruguay zu heiss wurde, entführte er 1969 in Kolumbien ein Flugzeug und landete mit seiner Familie auf Kuba. Dort nahm er das Studium wieder auf, um daraufhin elf Jahre Latein, Griechisch und klassische Literatur an der Universität Havanna zu unterrichten. Nebenberuflich debütierte er 1978 als Autor. Mit seinem fünfzehn Spannungsromane (sowie Drehbücher, Erzählungen, Literaturkritiken, Sachbücher und die Memoiren ‚Y el mundo sigue andando‘) umfassenden Werk zählte Chavarria zusammen mit Paco Ignacio Taibo II, Rubem Fonseca und Ricardo Piglia zu den angesehensten Krimiautoren Lateinamerikas. Er starb in Havanna.

Nach den Spionagethrillern ’Unternehmen Joy’ und ’Die Wunderdroge’, dem Abenteuerroman ’Die sechste Insel’, der turbulenten, stark autobiografisch gefärbten Geschichte ’Jenes Jahr in Madrid’ und vier gemeinsam mit dem 2006 verstorbenen kubanischen Romancier Justo E. Vascos verfassten Krimis ist 2001 ’Das Rot im Federkleid des Papageien’ in vorzüglicher Übersetzung als Hardcover in der ‘Edition Köln’ erschienen – Chavarrias Meisterwerk.

In diesem umfangreichen, vielschichtigen Roman verknüpft Chavarria das Schicksal der kubanischen Prostituierten Bini mit dem Treiben der argentinischen Militärjunta, die von 1976 bis 1983 Zehntausende Menschen verschwinden liess, und mit einer späten Abrechnung. Darüber hinaus zeichnet er ein farbiges Bild des Lebens auf Kuba in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Im Mittelpunkt stehen der Argentinier Aldo Bianchi, ein schwer traumatisiertes Opfer der Diktatur, der in Italien als millionenschwerer Geschäftsmann tätig ist, sowie der Uruguayer Orlando Ortega, genannt Capitan Horror, ehemals Folterknecht im Dienste der uruguayischen, später auch der argentinischen Militärs, der nach der Diktatur als Alberto Rios auf Kuba untergetaucht ist. Ihre Wege kreuzen sich, als sich Aldo bei einem Besuch der sozialistischen Insel in Bini verliebt.

Bibliografie:

’Joy’ – ‘Operation Joy’ (1978), ‘La sexta isla’ – ’Die sechste Insel’ (1984), ‘Alla ellos’ – ‘Die Wunderdroge’ (1991), ‘El ojo de cibeles’ (1993), ‘Aquel ano en Madrid’ – ’Jenes Jahr in Madrid’ (1998), ‘El rojo en la pluma del loro’ –  ’Das Rot im Federkleid des Papageien’ (2001), ‘Adios Muchahos’ – ’Adios, ihr Jungs!’ (auch unter dem Titel ‘Die Radfahrerin’, 2002), ‘Viudas de sangre’ (2004), ‘Una pica en flandes’ (2004), ‘Priapos’ – ‘Viagra à la cubana’ (2005), ‘La piedra de rapé’ (2013).

Gemeinsam mit Justo E. Vasco: ‘Completo Camagüey’ (1983), ‘Primero muerto’ (1986), ‘Contracandela’ (1995), ‘Ritorno di fiamma’ (1999).