(*1961; schreibt auch als John Creed)

Eoin McNamee wurde im nordirischen Kilkeel, County Down, als Sohn eines Richters geboren. Er studierte Jura am Trinity College in Dublin, bevor er sich Anfang der 90er-Jahre der Schriftstellerei zuwandte und seither Gedichte, Erzählungen, Romane für Erwachsene und Jugendliche und Drehbücher verfasst. Nach längeren Aufenthalten in London, Dublin und New York City lebt er mit seiner Familie in Sligo County an der Westküste Irlands.

Mit seinem ersten Roman ‚Belfaster Auferstehung‘ ist Eoin McNamee ein grosser Wurf gelungen. Der protestantische, aus einfachen Verhältnissen stammende Killer Victor Kelly (ein katholischer Name!) lebt in Belfast und hat, so glaubt er zumindest, eine Mission: Den Katholiken in der Stadt das Fürchten beizubringen. Als Anführer der berüchtigten paramilitärischen Organisation „Auferstehungsmänner“ (‚Resurrection Man‘ lautet der Titel des Originals) legt er, vermutlich mit Billigung des britischen Geheimdienstes, eine blutige Spur in der kaputten nordirischen Metropole, wo Terror und Gewaltexzesse zum Alltag gehören – stundenlange Folter, Ritualmorde und die Hinrichtung harmloser Passanten sind seine bevorzugten Methoden. Als sein irres Treiben unter Drogeneinfluss eines Tages ausser Kontrolle gerät (und nicht mehr ganz dem politischen Konzept entspricht), muss er abserviert werden.

McNamees zweiter Roman ‚Blue Tango‘ beruht auf der wahren Geschichte eines Justizskandals: Am 12. November 1952 ist die lebenslustige 19-jährige Studentin Patricia Curran, Tochter des einflussreichen, auch politisch aktiven, jedoch auf Grund seiner Spielsucht schwer verschuldeten Juristen Lancelot Curran und der psychisch labilen Doris in einer nordirischen Kleinstadt gewaltsam ums Leben gekommen. Ein homosexueller Wehrpflichtiger bietet sich als Täter an; er wird verurteilt, auch wenn jeder weiss, dass er das Mädchen nicht ermordet haben kann. Gestützt auf äusserst lückenhaftes Material, rollt McNamee den Fall noch einmal auf – und zeichnet das eindringliche Bild einer bigotten, verlogenen und schwulenfeindlichen Gesellschaft. (Im Jahr 2000 wurde das Urteil schliesslich aufgehoben.)

Auch ‚Requiem‘ (im Original ‚Orchid Blue‘) ist eine Geschichte aus dem wirklichen Leben – und das Porträt eines, laut Eoin McNamee, bis ins Innerste verrotteten Landes. Das Buch greift zurück auf den Fall des letzten in Nordirland hingerichteten Mannes, des Schustergesellen Robert McGladdery, den man 1961 des Mordes an der 19-jährigen Verkäuferin Pearl Gamble für schuldig befunden hatte. Ein bis heute ungelöster Fall mit einem auf brüchigen Indizien beruhenden Urteil, verhängt durch einen Richter, dessen Tochter neun Jahre zuvor ermordet worden war – Patricia Curran im ersten Teil der „Blue“-Trilogie.

‚Blau ist die Nacht‘ (im Original ‚Blue Is the Night‘) bildet den Abschluss der „Blue“-Trilogie. McNamee greift hier die Fälle Patricia Curran und Pearl Gamble wieder auf und verknüpft sie mit einem anderen authentischen Mord – jenem an der Katholikin Mary McGowan, die am 17. April 1949 in Belfast ausgeraubt und tödlich verletzt wird. Der junge protestantische Nichtsnutz Robert Taylor ist der Hauptverdächtige, und Staatsanwalt Lancelot Curran will ihn hängen sehen, auch wenn dies zu Aufständen führen und seiner Karriere irreparablen Schaden zufügen würde in der von Hass auf die katholische Kirche zerfressenen Stadt. Currans rechte Hand Harry Ferguson versucht jedoch mit allen (auch illegalen) Mitteln, Taylors Verurteilung zu verhindern. Gleichzeitig ermittelt Ferguson noch einmal den Mord an Patricia, indem er deren seit damals im Irrenhaus untergebrachte Mutter befragt.

Unter dem Pseudonym John Creed veröffentlichte McNamee von 2002 bis 2006 die Trilogie um Jack Valentine, einen ausgebrannten irischen Agenten mittleren Alters, der seit fünfzehn Jahren undercover, getarnt als Reisereporter, für die ultrageheime britische Organisation MRU unterwegs ist und sich im zweiten Roman selbständig macht.

Bibliografie:

‚Resurrection Man‘ – ‚Belfaster Auferstehung‘ (1994), ‚The Ultras‘ (2004), ’12:23: Paris, 31st August 1997′ (2007);

„Blue“-Trilogie: ‚The Blue Tango‘ – ‚Blue Tango‘ (2001), ‚Orchid Blue‘ – ‚Requiem‘ (2010), ‚Blue Is the Night‘ – Blau ist die Nacht‘ (2014).

Als John Creed: Jack Valentine-Trilogie: ‚The Sirius Crossing‘ (2002), ‚The Day of the Dead‘ (2003), ‚Black Cat Black Dog‘ (2006).