(1934-1989; schrieb auch als Chris Martin)

Thomas Andresen, geboren in der deutsch-dänischen Grenzstadt Flensburg, Schleswig-Holstein, studierte vier Semester Philologie, bevor er zur Medizin wechselte, 1963 in Hamburg den Doktortitel erwarb und danach lange Zeit als Facharzt für Innere Medizin an einer Flensburger Klinik arbeitete. Bereits während des Studiums verfasste er mehrere Kurzgeschichten sowie zwei Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Chris Martin herauskamen. Später schrieb er zahlreiche Hörspiele, ein paar Kriminalerzählungen für Jugendliche und zwei Dutzend Krimis für Erwachsene. Darüber hinaus war er freier Mitarbeiter bei der legendären, 1954 neu gegründeten satirischen Wochenzeitschrift ‚Simplicissimus‘.

Thomas Andresen gehörte namentlich in den 70er-Jahren zu den renommiertesten Vertretern des deutschen Kriminalromans. Er schied 55-jährig in seiner Geburtsstadt freiwillig aus dem Leben – und geriet nach seinem Tod rasch in Vergessenheit.

Nach einigen gut gemeinten, jedoch mit etwas naiv wirkender Sozialkritik getränkten Werken erlebte Andresen von 1972 bis 1984 seine beste Zeit als Krimiautor. Herausragend: ‚Wachs in meinen Händen‘ und ‚Fünf Herren, einander belauernd‘, zwei anspruchsvolle, psychologisch ausgeklügelte, mit überraschenden Wendungen aufwartende Geschichten, die, wie fast alle seine Krimis, in der gehobenen Gesellschaft norddeutscher Kleinstädte angesiedelt sind.

‚Fünf Herren, einander belauernd‘ erzählt von fünf ehrenwerten Bürgern, dem Polizisten Hannes Kowakowski, dem Arzt Kai Uweson, dem Politiker Horst Günther Schmidt-Holnis und den Kaufleuten Walter Ruhmland und Erwin Thedens, die nach der Ermordung der jungen, von ihnen verehrten Schauspielern Anna Barnsdorf Selbstjustiz übten an dem der Tat verdächtigten italienischen Gastarbeiter Alberto Castellotti und ihr Verbrechen dann geschickt vertuschten. Doch jetzt, 19 Jahre später, kurz vor Ablauf der Verjährungsfrist, werden die fünf Herren von ihrer Vergangenheit eingeholt – einer nach dem andern kommt gewaltsam ums Leben. Ist der Mörder unter einem von ihnen zu suchen, oder handelt es sich um Racheakte eines Aussenstehenden?

Bibliografie:

Als Chris Martin: ‚Der Spielverderber‘ (1961), ‚Der Leisetreter‘ (1962).

Als Thomas Andresen: ‚Der Anonyme‘ (1969), ‚Hörst du den Uhu‘ (1969), ‚Der Nebel wird dichter‘ (1970), ‚Bis ich nicht mehr kann‘ (1971), ‚Der Schrei‘ (1972), ‚Schmutziger Herbst‘ (1972), ‚Die Spur des bösen Bruders‘ (1972), ‚Geisterstunde‘ (1972), ‚Wachs in meinen Händen‘ (1972), ‚Grossartig wie der Teufel‘ (1973), ‚Wer badet nachts in meinem Swimming Pool?‘ (1975), ‚Nur über Meiners Leiche‘ (1976), ‚Eine Tote früh um fünf‘ (1977), ‚Fünf Herren, einander belauernd‘ (1978), ‚Die zweite Chance‘ (1982), ‚Herr Struxdorf und die Hierarchie der Morde‘ (1983), ‚Herr Struxdorf und das Spiel mit Blut‘ (1984), ‚Träume von Liebe und Mord‘ (1987), ‚Die Klinge im Haus‘ (1988), ‚Das Lächeln der Revolvermündung‘ (1988), ‚Der Kuss der Klapperschlange‘ (1988), ‚Nachts sind alle Mörder grau‘ (1989).