(Kürzel für Pincus Jacob Wolfson, 1903-1979)

P. J. Wolfson kam in New York City als zweites von fünf Kindern russisch-jüdischer Einwanderer zur Welt und wuchs zuerst in Manhattan, dann in der Bronx auf. Als Teenager legte er im Klempnergeschäft seines Vaters Hand an, später schloss er ein Pharmaziestudium an der New Yorker Fordham University ab. Seiner 1926 mit Billie Marmon geschlossenen Ehe entsprangen eine Tochter, Carolyn, und zwei Söhne, Michael und Peter. Nach der Heirat liess sich Wolfson in Binghamton, New York State, nieder und betrieb dort eine eigene Apotheke, die er jedoch bald wieder schliessen musste – offenbar widmete er sich weniger seiner Kundschaft als dem Schreiben an seinem ersten Roman, der 1931 unter dem Titel ‚Bodies Are Dust‘ herauskam.

Anfang der 30er-Jahre ging P. J. Wolfson nach Hollywood, wo er in den 30er- und 40er-Jahren erfolgreich als Drehbuchautor, Filmproduzent und Regisseur mit den Spezialgebieten Musical, Komödie und Romanze für die grossen Studios arbeitete. 1956 vermählte er sich mit der zwanzig Jahre jüngeren Joan Virginia Lorish; die Ehe wurde nach zehn Jahren geschieden.

Pincus Wolfson, Übername „Pinky“, starb 75-jährig in Woodland Hills, einem Stadtteil von Los Angeles. In seiner Heimat und im deutschsprachigen Raum bis heute weitgehend unbekannt geblieben, geniesst der von Jean-Patrick Manchette verehrte Autor in Frankreich Kultstatus.

‚Geissel der Niedertracht‘ (Pulp Master, 2005) ist Wolfsons bekanntestes Prosawerk. Im Mittelpunkt steht Buck Safiotte, ein heimtückischer, bis ins Mark korrupter, von Ehrgeiz zerfressener Polizeibeamter und Überlebensstratege italienischer Herkunft, ein Meister der Intrige und Schmiergelderpressung, der in den New Yorker Slums aufgewachsen ist und dort immer noch fruchtbare Beziehungen zur Unterwelt pflegt. Doch Bucks Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er sich zum ersten Mal unsterblich in eine Frau verliebt: in Beth, die Frau seines Jugendfreundes Tinevelli, eines Bankers, der wegen Unterschlagung untergetaucht ist. Wolfson verlegt in dieser nachtschwarzen, hundsgemeinen und extrem deprimierenden Geschichte die alttestamentarische Schuld-und-Sühne-Parabel aus dem zweiten Buch Samuel – König David schickt seinen ihm untergebenen Offizier Urija in den Tod, damit er dessen Frau Bathseba, die von ihm ein Kind erwartet, ehelichen kann, worauf das Neugeborene schwer erkrankt und wenig später stirbt – in das New York der 1920er-Jahre. Oder, in Jean-Patrick Manchettes Worten: „Das ist die Hölle, und man erfriert in ihr“. Der Roman wurde durch Maurice Pialat mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle sehr frei verfilmt (‚Der Bulle von Paris‘, Originaltitel ‚Police‘, 1985).

Bibliografie:

‚Bodies Are Dust‘ (auch unter dem Titel ‚Hell Cop‘) – ‚Geissel der Niedertracht‘ (1931), ‚Summer Hotel‘ (1932), ‚All Women Die‘ (auch unter den Titeln ‚This Woman Is Mine‘ und ‚Three of a Kind‘, 1933), ‚Is My Flesh of Brass?‘ (auch unter den Titeln ‚Pay for Her Passion‘ und ‚The Flesh Baron‘ (1934), ‚How Sharp the Point‘ (1959).