(Kürzel für John Holbrook Vance, 1916-2013; schrieb auch als Peter Held, Ellery Queen, Alan Wade und John van See)
Geboren in San Francisco als mittleres von fünf Kindern, wuchs Jack Vance nach der frühen Trennung seiner Eltern (die Mutter war eine Angehörige der feinen Gesellschaft, der Vater setzte sich nach Mexiko ab und ward nie mehr gesehen) auf der Ranch seines Grossvaters mütterlicherseits im San Joaquin Valley, Kalifornien, auf. Er studierte Bergbau, Physik, Englisch und Journalistik an der University of California in Berkeley mit einem Abschluss in Bergbau 1942. Neben dem Studium arbeitete er bis wenige Wochen vor dem japanischen Überfall als Elektriker in den Werften von Pearl Harbor auf Hawaii. Im Zweiten Weltkrieg befuhr er als Matrose der amerikanischen Handelsmarine den Pazifik. Nach dem Krieg arbeitete er in einer Konservenfabrik, als Zimmermann und Obstpflücker und frönte seiner Passion, dem Jazz, bis er endlich vom Schreiben leben konnte. Der nimmermüde Segler bereiste die halbe Welt und lebte geraume Zeit mit seinen Schriftstellerfreunden Frank Herbert und Poul Anderson auf einem selbst gebauten Hausboot.
Jack Vance veröffentlichte seine erste Story 1945, seinen ersten Roman 1950 und hatte seine produktivste Zeit in den 60er-Jahren. Er zählte zu den bedeutendsten und originellsten Autoren von Sciencefiction- und Fantasy-Literatur der neueren Zeit. Nebenbei hat er elf wenig bekannte Krimis zu Papier gebracht, unter ihnen ‘Das tödliche Tal’ und ‘Die feinen Leute von Pleasant Grove’, in denen Joe Bain, Sheriff im fiktiven San Rodrigo County (Vorbild ist wohl das San Joaquin Valley) im Mittelpunkt steht. Ein dritter Joe Bain-Krimi blieb unvollendet.
Joe Bain, ein aufrechter Mann Mitte dreissig, wurde von seiner Frau kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter verlassen und zog diese mit Hilfe seiner Mutter gross. Er nahm am Koreakrieg teil, besuchte anschliessend einen Lehrgang für Kriminologie und war dann Hilfssheriff in San Rodrigo County, bis sein Vorgesetzter das Zeitliche segnete und er interimistisch dessen Amt übernahm. Dies ist die Ausgangslage, als Ausley Wyett in ‘Das tödliche Tal’ nach sechzehn Jahren aus dem Zuchthaus entlassen wird und auf seine Farm in Marblestone zurückkehrt – er wurde damals in einem Indizienprozess wegen Vergewaltigung und Mord verurteilt, beteuerte jedoch stets seine Unschuld. Kurze Zeit später beginnt eine Serie von unklaren Todesfällen, die vier der fünf Belastungszeugen aus jenem Prozess betreffen. Joe Bain wird jetzt durch eine schier unlösbare Dreifachaufgabe aufs äusserste gefordert: Er gilt zu beweisen, dass die Getöteten nicht einem Unfall, sondern vorsätzlichem Mord zum Opfer gefallen sind; er muss Ausley Wyett vor dem Mob beschützen, der nach seinem Blut lechzt; und nicht zuletzt will er die bevorstehende Sheriffwahl gegen den ehrgeizigen und populären Anwalt Lee Gervase gewinnen. Doch am Schluss fügt sich fast alles zum Guten.
Vances Einzelwerk ‘Der Mann im Käfig’ spielt in der Zeit des Algerienkriegs. Noel Hutson, ein junger, nicht sehr charakterfester Abenteurer aus den Vereinigten Staaten, schmuggelt im Auftrag eines zwielichtigen Geschäftsmanns Waffen von Marokko nach Algerien. Doch diesmal besteht die Rückfracht aus einer grossen Ladung Heroin – und Noel verschwindet spurlos. Ist er mit dem Stoff untergetaucht? Oder wurde ihm das Heroin gewaltsam abgenommen? Sein älterer Bruder Darrell reist aus den USA nach Tanger, um der Sache auf den Grund zu gehen – und gerät bald selbst in Lebensgefahr.
Seit Mitte der 50er-Jahre verbrachte Jack Vance den grössten Teil seines Lebens in den Oakland Hills, Kalifornien. Seine Frau Norma Ingold, mit der er 62 Jahre verheiratet war und die viele seiner offenbar nahezu unleserlichen Manuskripte abtippte, starb 2008. Vances letzte Publikation war die Autobiografie ‘This Is Me, Jack Vance!’ (‘Gestatten, Jack Vance!’, 2009). Der Autor entschlief 96-jährig in seinem Haus in Oakland und hinterliess seinen Sohn, John.
Bibliografie:
Als John Holbrook Vance: ‘The Man in the Cage’ – ‘Der Mann im Käfig’ (1959), ‘The Deadly Isles’ – ‘Die tödlichen Inseln’ (1969), ‘Bad Ronald’ (1973), ‘The House on Lily Street’ (1973);
Joe Bain-Romane: ‘The Fox Vallex Murders’ – ‘Das tödliche Tal’ (1966), ‘The Pleasant Grove Murders’ – ‘Die feinen Leute von Pleasant Grove’ (1967).
Als Alan Wade: ‘Isle of Peril’ (auch unter dem Titel ‘Bird Isle’) – ‘Wölfe im Paradies’ (1957).
Als Peter Held: ‘Take My Face’ (1957).
Als Ellery Queen: ‘The Four Johns’ (auch unter dem Titel ‘Four Men Called John’) – ‘Die vier Johns’ (1964), ‘A Room to Die In’ – ‘Mit drei Beinen im Grab’ (1965), ‘The Madman Theory’ – ‘Einer fällt aus’ (1966).
Für MAN IN THE CAGE hat er 1961 den Edgar bekommen. Die Bain-Serie erscheint mir wie ein Vorläufer von LONGMIRE. Und seine Fantasy ist erstaunlich. Kenne kaum einen anderen Autor, der so irrsinnige Welten schafft und diese glaubwürdig beschreibt.