(1944-2018)

Geboren in der norwegischen Ortschaft Moss, ging Jon Michelet nach Abschluss des Gymnasiums sieben Jahre zur See, zuerst als Matrose, später als Kapitän. Danach absolvierte er die Journalistenschule in Oslo und wurde Redakteur bei verschiedenen Zeitungen (z.B. dem unabhängigen kommunistischen Blatt ‘Klassekampen’, für das er von 1997 bis 2002 arbeitete), kurze Zeit auch bei einem norwegischen Verlag. 1975 wandte er sich der Belletristik zu. Sein umfangreiches Werk besteht aus Krimis, anderen Romanen, Kinderbüchern, Theaterstücken, politischen Texten und (gemeinsam mit Dag Solstad verfassten) Büchern über Fussball. Als führendes Mitglied der norwegischen kommunistischen Partei AKP wurde er von der Polizei bespitzelt.

Michelet war von 1969 bis 1972 mit Bente verheiratet und hatte mit ihr eine Tochter, die Autorin Tania Michelet. Seiner zweiten (ebenfalls geschiedenen) Ehe mit Toril entsprang die Journalistin und Sachbuchautorn Marte. Er starb 73-jährig in einem Krankenhaus in Oslo.

Mitte der 70er-Jahre erweckte Michelet den hartnäckigen, unbestechlichen, politisch linksgerichteten und nicht überall beliebten Ermittler Vilhelm Thygesen zum Leben. In den ersten Bänden noch als Kommissar in Oslo tätig, wird Thygesen nach seinem Scheitern bei der Polizei Privatdetektiv. Im Jahr 2001 kehrt er nach 12-jähriger Pause als gealterter, desillusionierter Mann zurück. Die ersten sieben Romane der zwölfteiligen Reihe sind ins Deutsche übertragen worden.

Der dritte Thygesen-Krimi ‘Der Anschlag’ kreist um das Thema Rechtsextremismus. Jörgen Iverson, Sohn eines berüchtigten, nach dem Zweiten Weltkrieg in Südamerika untergetauchten Nazis, schwingt sich nach seiner Rückkehr aus dem argentinischen Asyl zum Führer der neonazistischen Norsk Front empor. Bei einem Brandanschlag Iverssons auf einen linken Buchladen kommen zwei kleine Mädchen ums Leben. Kommissar Thygesen wird mit den Ermittlungen beauftragt. Er dringt in einen Filz aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft ein – und steht schliesslich selbst unter Mordanklage.

Bibliografie:

Vilhelm Thygesen-Serie: ‘Den drukner ei som henges skal’ – ‘Tod im Vorüberfahren’ (1975), ‘Mellom barken og veden’ – ‘Zwischen Hammer und Amboss’ (1975), ‘Jernkorset’ – ‘Der Anschlag’ (1976), ‘Hvit som snö’ – ‘Weiss wie Schnee’ (1980), ‘Den gule djevelens’ – ‘In letzter Sekunde’ (1981), ‘Panamaskipet’ – ‘Auf hartem Kurs’ (1984), ‘Mannen pa Motorsykkelen’ – ‘Mit tödlichem Auftrag’ (1985), ‘Thygesens terrorist’ (1989), ‘Den frosne kvinnen’ (2001), ‘Thygesen-fortellinger’ (2005), ‘Mordet pa Woldnes’ (2008), ‘Doden i Baugen’ (2010), ‘En sjoens helt’ (2018).

Einzelwerk: ‘Aftensang i Alma Ata’ – ‘Abendlied in Alma Ata’ (2003).