(1923-1997)
Geboren und aufgewachsen in Buckhead, Georgia, einer noblen Vorstadt von Atlanta als zweiter Sohn einer Hausfrau und eines Anwalts, in der Highschool ein Footballstar, verliess James Dickey das College nach kurzer Zeit, um im Zweiten Weltkrieg bei der Air Force im Südpazifik zu dienen. Nach dem Krieg studierte er Englisch und Philosophie an der Vanderbilt University in Tennessee mit einem Master-Abschluss 1950 und veröffentlichte – beeinflusst durch Dylan Thomas’ Werk – seine ersten Gedichte im Uni-Literaturmagazin. Während des Studiums heiratete er Maxine Syerson, die zwei Söhne zur Welt brachte und 1976 starb. Der im selben Jahr geschlossenen Ehe mit Deborah Dodson entsprang eine Tochter.
In der ersten Hälfte der 50er-Jahre unterrichtete Dickey Englisch an der Rice University in Houston, Texas, und der University of Florida in Gainesville, unterbrochen durch einen zweijährigen Dienst bei der Air Force während dem Koreakrieg. Von 1956 bis 1961 verrichtete er gut bezahlte Jobs bei grossen Werbeagenturen in New York City und Atlanta, in seiner Freizeit schrieb er Gedichte.
Im Jahr 1961 kehrte Dickey der Werbung den Rücken, um als poet-in-residence an wechselnden Universitäten mehr Zeit zum Schreiben zu haben. 1970 veröffentlichte er seinen ersten von drei Romanen, ‘Deliverance’, der – auch aufgrund der insgesamt recht gut gelungenen Verfilmung (unvergesslich: ‘Banjo Duel’, eine der rührendsten Szenen der Filmgeschichte) – zu den modernen Klassikern zählt. Dickey, ein schwerer Alkoholiker, starb kurz vor seinem 74. Geburtstag in Columbia, South Carolina, wo er sich 1968 niedergelassen hatte und ab 1970 an der University of South Colorado geschrieben und Anglistik unterrichtet hatte.
‘Deliverance’ (deutsche Übersetzung ‘Flussfahrt’, Filmtitel ‘Beim Sterben ist jeder der Erste’, Jon Voight und Burt Reynolds in den Hauptrollen’ – Dickey verfasste auch das Drehbuch und hatte einen kleinen Auftritt als Sheriff) spielt in einer fiktiven gottverlassenen Südstaaten-Gegend (vermutlich in Georgia), wo illegale Schnapsbrennerei und andere kriminelle Machenschaften zum Alltag gehören. Ed, Lewis, Bobby und Drew, vier Familienväter und erfolgreiche Geschäftsmänner mittleren Alters, sind die Protagonisten. Ausgerüstet mit Jagdmesser, Pfeil und Bogen, Proviant, ein paar Kisten Bier, zwei Kanus und einer Gitarre möchten sie bloss ein wenig von ihrem zermürbenden Alltag abschalten, indem sie ein verlängertes Wochenende auf einem wilden, unberechenbaren Gebirgsfluss verbringen – und geraten in einen Alptraum, einen Kampf ums nackte Überleben, als sie heftig mit zwei tückischen Rednecks zusammenprallen. Die karge, poetische Sprache, geschickte Tempowechsel, präzise Schilderungen der urwüchsigen Natur und der gegensätzlichen Charaktere, ergreifende innere Monologe des Ich-Erzählers Ed – ein unter die Haut gehendes Leseerlebnis.
Bibliografie:
‘Deliverance’ – ‘Flussfahrt’ (1970), ‘Alnilam’ (1987), ‘To the White Sea’ – ‘Flucht zum weissen Meer’ (1993).
Ich wusste nicht, das Dickey einen Auftritt in Boormans großartiger Verfilmung hat! Werde umgehend die DVD einlegen und habe einen guten Grund den Film mal wieder anzusehen.