(1888-1964)

Arthur W. Upfield (ursprünglich: William Arthur Upfield) wurde als Sohn eines wohlhabenden Textilkaufmanns in der südenglischen Hafenstadt Gosport, Hampshire, geboren und wuchs vorwiegend bei seinen Grosseltern auf. Nach der Schulzeit machte er eine Ausbildung im Immobiliengeschäft, bestand jedoch die Abschlussprüfungen nicht. Von seinem Vater daraufhin arg verunglimpft und als Nichtsnutz abgestempelt, wanderte er mit 21 Jahren nach Australien aus, trampte kreuz und quer durch das Hinterland, lernte die Kultur der Ureinwohner kennen und lieben und verdiente sich sein Brot als Pelztierjäger, Hirte, Koch, Goldgräber und Opalschürfer.

Den Ersten Weltkrieg verbrachte Upfield als Soldat der australischen Armee im türkischen Gallipoli, in Ägypten, England und Frankreich. 1915 heiratete er Anne Douglass, eine australische Militärkrankenschwester, die er während eines Spitalaufenthalts in Alexandria kennen gelernt hatte. Nach dem Krieg bezogen die beiden Wohnsitz in England. 1920 kam ihr einziges Kind James auf die Welt.

Nach einer frustrierenden Zeit als Privatsekretär eines britischen Armeeoffiziers übersiedelte Upfield endgültig nach Australien, bereiste auf eigene Faust das Outback und verrichtete verschiedene Jobs, unter anderem als Koch. 1931 liess er sich mit seiner Familie in Melbourne nieder und widmete sich nun hauptberuflich dem Schreiben von Krimis, Kurzgeschichten und von Artikeln für den ‚Herald‘. Im Zweiten Weltkrieg war er Zensor beim militärischen Geheimdienst.

1946 verliess Upfield seine Frau, um mit der Kriegswitwe Jessica Hawke zuerst in Melbourne, ab 1952 an der Südküste Victorias, ab 1954 in Bermagui, New South Wales, und schliesslich in Bowral, ebenfalls New South Wales, zusammenzuleben – die Ehe mit Anne wurde jedoch nicht geschieden.

Inspiriert durch seinen Freund Leon Wood – ein australischer Mischling und Fährtenleser, der der Polizei in Queensland wertvolle Dienste leistete -, verfasste Upfield von 1929 bis 1964 die 29-teilige Serie um Detective Inspector Napoleon „Bony“ Bonaparte aus Banyo, einem Vorort Brisbanes, Queensland. Die mit zwei Ausnahmen im Outback spielenden Geschichten beziehen ihre Originalität aus den farbigen Schilderungen des ursprünglichen Australiens und dessen Bevölkerung und dem charismatischen Protagonisten. Bony Bonaparte war der Sohn einer Aborigine, die zwei Wochen nach der Niederkunft getötet wurde, weil sie sich mit einem Weissen, Bonys unbekanntem Vater, eingelassen hatte; das Baby, das man neben der Leiche seiner Mutter fand, kam auf eine Missionsstation, wo es von Schwestern gross gezogen wurde und zu seinem ungewöhnlichen Namen kam, als es an einer Napoleon-Biografie knabberte.

Nach seinem glanzvollen Hochschulabschluss an der University of Queensland wandte sich Bony als glücklich verheirateter Vater von drei Söhnen dem Polizeidienst zu. Der selbstbewusste und hochintelligente, aber auch instinktsichere, mit einer Engelsgeduld gesegnete Ermittler und exzellente Spurenleser kommt – in jedem Buch an einem anderen Ort und oft verdeckt ermittelnd – immer dann zum Zuge, wenn die örtliche Polizei nicht mehr weiter weiss – und kein einziger seiner Fälle bleibt ungeklärt. ‚Ein glücklicher Zufall‘ aus dem Jahr 1931 und die Mitte der 50er erschienenen Krimis ‚Der sterbende See‘, ‚Der schwarze Brunnen‘ und ‚Bony kauft eine Frau‘ sind die herausragenden Bände der Serie.

Upfields letzter Roman ‚Gefahr für Bony‘ wurde von J.L. Price und Dorothy Stange vollendet. Zwei seiner sechs Einzelwerke erschienen erst über 50 Jahre nach ihrer Niederschrift (1987 bzw. 1996). Im Jahr 1957 gab Upfields Lebensgefährtin Jessica Hawke eine mit ‚Follow my Dust!‘ betitelte Biografie des Autors heraus, zu der kein Geringerer als Police Inspector Bony Bonaparte das Vorwort beigesteuert hatte. Arthur Upfield starb 75-jährig in Bowral, Jessica folgte ihm ein Jahr später.

Bibliografie:

Bony Bonaparte-Serie: ‚The Barrakee Mystery‘ (auch unter dem Titel ‚The Lure of the Bush‘) – ‚Bony und der Bumerang‘ (1929), ‚The Sands of Windee‘ – ‚Ein glücklicher Zufall‘ (1931), ‚Winds Above the Diamantina‘ (auch unter den Titeln ‚Winged Mystery‘ und ‚Wings above the Claypan‘) – ‚Das rote Flugzeug‘ (1936), ‚Mr. Jelly’s Business‘ (auch unter dem Titel ‚Murder Down Under‘) – ‚Mr. Jellys Geheimnis‘ (1937), ‚Winds of Evil‘ – ‚Bony stellt eine Falle‘ (1937), ‚The Bone is Pointed‘ – ‚Todeszauber‘ (1938), ‚The Mystery of the Swordfish Reef‘ – ‚Der Kopf im Netz‘ (1939), ‚Bushranger of the Skies‘ (auch unter dem Titel ‚No Footprints in the Bush‘) – ‚Bony und die Todesotter‘ (1940), ‚Death of a Swagman‘ – ‚Bony wird verhaftet‘ (1945), ‚The Devil’s Steps‘ – ‚Der Pfad des Teufels‘ (1946), ‚An Author Bites the Dust‘ – ‚Die Leute von nebenan‘ (1948), ‚The Mountains have a Secret‘ – ‚Tödlicher Kult‘ (1948), ‚The Bachelors of Broken Hill‘ – ‚Die Junggesellen von Broken Hill‘ (1950), ‚The Widows of Broome‘ – ‚Die Witwen von Broome‘ (1950), ‚The New Shoe‘ (auch unter dem Titel ‚The Clue of the New Shoe‘) – ‚Der neue Schuh‘ (1951), ‚Venom House‘ – ‚Die Giftvilla‘ (1952), ‚Murder Must Wait‘ – ‚Viermal bei Neumond (1953), ‚Death of a Lake‘ – ‚Der sterbende See‘ (1954), ‚Sinister Stones‘ (auch unter dem Titel ‚The Cake in the Hat Box‘) – ‚Der schwarze Brunnen‘ (1954), ‚The Battling Prophet‘ – ‚Der streitbare Prophet‘ (1956), ‚Man of Two Tribes‘ – ‚Höhle des Schweigens‘ (1956), ‚Bony Buys a Woman‘ (auch unter dem Titel ‚The Bushman who Came Back‘) – ‚Bony kauft eine Frau‘ (1957), ‚Bony and the Mouse‘ (auch unter dem Titel ‚Journey to the Hangman‘) – ‚Bony und die Maus‘ (1959), ‚Bony and the Black Virgin‘ (auch unter dem Titel ‚The Torn Branch‘) – ‚Bony und die schwarze Jungfrau‘ (1959), ‚Bony and the Kelly Gang‘ (auch unter dem Titel ‚Valley of Smugglers‘) – ‚Fremde sind unerwünscht‘ (1960), ‚Bony and the White Savage‘ (auch unter dem Titel ‚The White Savage‘) – ‚Bony und die weisse Wilde‘ (1961), ‚The Will of the Tribe‘ – ‚Wer war der zweite Mann?‘ (1962), ‚Madman’s Bend‘ (auch unter dem Titel ‚The Body of Madman’s Bend‘) – ‚Bony übernimmt den Fall‘ (1963), ‚The Lake Frome Monster‘ – ‚Gefahr für Bony‘ (auch unter dem Titel ‚Bony in Gefahr‘, 1966);

Einzelwerke: ‚The House of Cain‘ (1928), ‚The Beach of Atonement‘ (1930), ‚A Royal Abduction‘ (1932), ‚Gripped by Drought‘ (1932), ‚The Murchison Murders‘ (1934), ‚Breakaway House‘ (1987), ‚The Great Melbourne Cup Mystery‘ (1996).