(1897-1955)

Horace McCoy wurde in Pegram, Tennessee, als Sohn einer irisch-amerikanischen Familie geboren und wuchs in Nashville und Dallas auf. Er brach die Schule vorzeitig ab und arbeitete danach als Mechaniker und Handlungsreisender sowie als Taxifahrer im Rotlichtviertel von New Orleans. Im Ersten Weltkrieg flog er Einsätze als Bomberpilot, Navigator und Aufklärungsfotograf für die US Army, bis er in Frankreich verwundet wurde. Nach dem Krieg war er zehn Jahre Sportjournalist und Kolumnist beim ‚Dallas Journal’. In seiner Freizeit verfasste er Kurzgeschichten, die in Pulp-Magazinen (vor allem in ‚Black Mask’) abgedruckt wurden. Darüber hinaus machte er in der lokalen Theaterszene von sich reden, unter anderem als Mitbegründer des ‚Dallas Little Theatre’. Seine erste Ehe mit Lorine Sherer, der ein Sohn namens Stanley entsprang, wurde 1928 nach sieben Jahren geschieden, die zweite Ehe hielt nur einige Monate.

Anfang der 30er-Jahre ging Horace McCoy nach Los Angeles, um sein Glück als Filmschauspieler zu versuchen – eine gründlich missglückte Übung. Er schlug sich daraufhin als Farmer, Leibwächter und mit anderen Gelegenheitsjobs durch, bis er in einem Lokal, das Marathon-Tanzveranstaltungen durchführte, als Rausschmeisser angeheuert wurde.

Ab 1935 war McCoy vornehmlich als Drehbuchautor tätig, doch der grosse Erfolg blieb ihm verwehrt. Daneben verfasste er eine Reihe von Western und sechs Noir-Romane, von denen fünf auf Deutsch vorliegen. Verarmt und verbittert erlag er 58-jährig in seinem Haus in Hollywood einem Herzinfarkt. Er hinterliess seine dritte Ehefrau Helen Vinmont, mit der er seit 1933 zusammen war und eine Tochter und einen Sohn hatte, Amanda und Peter.

Von McCoys belletristischen Werken hat einzig das zeit- und sozialkritische Drama ‚Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss‘ überlebt, und dies wohl auch nur dank der Verfilmung durch Sydney Pollack mit Jane Fonda in der Hauptrolle aus dem Jahr 1969. Laut Simone de Beauvoir ist dies der erste existentialistische Roman, der in den USA erschienen ist. Los Angeles 1932, Höhepunkt der grossen Wirtschaftsdepression: In ihrem Elend ergreifen die unzähligen Arbeitslosen jede sich bietende Chance, an Geld oder Jobs zu kommen. Das grosse Marathon-Tanzturnier, dessen Teilnehmer mit einer satten Prämie (und vielleicht gar einer Anstellung) liebäugeln, kommt ihnen deshalb gerade recht. Während ein Tänzer nach dem anderen erschöpft zusammenbricht, kann das Zufallspaar Gloria und Robert die Pace halten – bis Gloria plötzlich eine Pistole in der Hand hält und Robert anfleht, ihr den Gnadenschuss zu geben.

In McCoys anspruchsvollstem und finsterstem Werk ‚Schatten der Vergangenheit‘ steht der gebildete Gangster Ralph Cotter im Rampenlicht. In einer spektakulären und blutigen Aktion, unterstützt durch die Schwester eines Mithäftlings, gelingt ihm die Flucht aus einer Gefängnisfarm – Bilanz: Vier Tote. Mord, Raub und Erpressung sind auch danach die bevorzugten Arbeitsmethoden des skrupellosen Ich-Erzählers, der davon träumt, in der schillernden Welt des organisierten Verbrechens Fuss zu fassen. Doch dann holt ihn seine schreckliche Vergangenheit ein – Ralph Cotter büsst für eine Tat, die er als Kind verübt hat.

‚Das letzte Hemd hat keine Tasche‘, 1937, und ‚Stadt in Angst‘, vier Jahre nach McCoys Tod herausgekommen, handeln von mutigen Männern, die den Kampf gegen Korruption und organisierte Kriminalität aufnehmen. In ‚Das letzte Hemd hat keine Taschen‘ ist dies der zornige, idealistische Journalist Mile Dolan, der sich dem organisierten Verbrechen entgegenstellt, indem er ein eigenes Nachrichtenmagazin gründet – ein lebensgefährliches Projekt. ‚Stadt in Angst’ erzählt die Geschichte des jungen Anwalts John Conroy, der sich zum Ziel setzt, den Mafioso Nemo Crespi aus dem Verkehr zu ziehen. Doch Crespi hat eine riesige Organisation hinter sich, und auch Johns Vater Mike, ein kurz vor der Pensionierung stehender Cop, den John immer für seine Ehrlichkeit bewundert hat, stand sechs Jahre auf Crespis Lohnliste.

Bibliografie:                                                                                                        ‚

They Shoot Horses, Don’t They? – ‚Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss‘ (1935), ‚No Pocket in a Shroud’ – ‚Das letzte Hemd hat keine Tasche‘ (1937), ‚I Should Have Stayed Home’ (1938), ‚Kiss Tomorrow Goodbye’ – ‚Schatten der Vergangenheit‘ (1948), ‚Scalpel’ – ‚Skalpell‘ (1952), ‚Corruption City’ – ‚Stadt in Angst‘ (1959).