(1931-2014)

Leslie Thomas wurde in der südwalisischen Ortschaft Newport, Grafschaft Gwent, als Spross eines alten Seefahrergeschlechts geboren. Er verlor seine Eltern mit zwölf (der Vater, ein gewalttätiger Säufer, fiel im Zweiten Weltkrieg, die Mutter starb sechs Monate später an Krebs) und wuchs danach mit seinem jüngeren Bruder Roy in einem Waisenhaus in Surrey auf. Seinen Militärdienst leistete er von 1949 bis 1951 in Singapore und Malaysia. Anschliessend verfolgte er eine journalistische Karriere und wohnte Ereignissen wie dem Eichmann-Prozess (1961) und dem Begräbnis von Winston Churchill (1965) bei. In dieser Zeit veröffentlichte er sein erstes (von seiner Jugendzeit handelndes) Buch ‚This Time Next Week‘, 1966 folgte ‚The Virgin Soldiers‘ – der Beginn seiner erfolgreichen Laufbahn als Roman-, Reisebuch- und Rundfunkautor mit einer Gesamtauflage von über 15 Millionen Exemplaren.

Thomas verbrachte einen grossen Teil seines Lebens in einem prächtigen gregorianischen Haus in Salisbury, Südengland, und starb dort im Alter von 83 Jahren. Er hinterliess drei Kinder aus seiner ersten, 1956 mit Maureen Crane geschlossenen Ehe (Lois, Mark und Gareth), seine zweite Frau Diana Miles (Hochzeit 1970) und ihren gemeinsamen Sohn Matthew.

Von 1976 bis 1998 publizierte Thomas vier skurrile, mit herrlichen Slapstickszenen aufwartende Krimikomödien um einen gutmütigen, schusseligen, nicht besonders intelligenten Polizisten: den notorischen Pechvogel und alle hundert Seiten krankenhausreif geprügelten Detective Constable „Dangerous“ Davies (Vorname unbekannt), der im schäbigen Industrievorort Willesden im Nordwesten Londons als „letzter Detektiv“ unterwegs ist (er wird immer dann eingesetzt, wenn sonst niemand da ist, den man schicken könnte) und in seiner Freizeit über Mordfälle stolpert, die keinen interessieren, und die er dann, gleichsam nebenberuflich, zur Verblüffung aller praktisch im Alleingang auflöst, wozu ihm seine Milieukenntnisse, sein Einfühlungsvermögen und sein stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn untentbehrliche Dienste leisten.

Wie seine zickige Frau Doris, von der er seit Jahren getrennt lebt, bewohnt Dangerous ein Zimmer in der von Mrs. Fulljames straff geführten Pension „Bali Hi“, wenn auch auf einer anderen Etage, derweil sich sein Hund Kitty, ein riesiges Vieh mit verfilztem Fell, auf dem Rücksitz des klapperigen Autos aufhält. Begleitet von seinem arbeitslosen Kumpel Mod Lewis, einem selbsternannten Philosophen und kräftigen Zecher, verbringt Dangerous den Feierabend vorzugsweise in der Quartierkneipe „Wickelkind“.

Im zweiten Roman verliebt sich der sympathische Schnüffler in die schöne karibische Sozialarbeiterin Jemma Duval – der Beginn einer recht glücklichen Beziehung, wenngleich Jemma in ihrer Heimat Mann und Sohn hat. Zu Beginn des vierten Romans ist Dangerous Davies am Boden zerstört, als er erfährt, dass er vorzeitig in den Ruhestand treten soll, und dass Jemma in ihre Heimat zurückkehren wird, um über ihre Zukunft nachzudenken. In seiner Verzweiflung eröffnet er eine Privatdetektei – und wird schon bald mit Aufträgen überhäuft: Ein angesehener Wissenschaftler, der ein Medikament gegen Alzheimer entwickelt hat, ist mit seiner jungen Geliebten verschwunden, die Inhaber der Partnervermittlungsagentur „Happy Life“ befürchten zu Recht, dass jemand ihren Kundinnen an den Kragen will, dem Neffen von Mrs. Fulljames ist die Harley Davidson abhanden gekommen, und dann soll der leicht überforderte Detektiv auch noch den seit vielen Jahren vermissten Vater einer Bekannten aufspüren. Dangerous Davies wird zusammengeschlagen und von einer zwielichtigen Zeugin verführt, doch am Schluss fügt sich alles zum Guten.

Bibliografie:

Dangerous Davies-Serie: ‚The Last Detective‘ – ‚Der letzte Detektiv‘ (1976), ‚Dangerous in Love‘ – ‚Bis über beide Ohren‘ (1987), ‚Dangerous by Moonlight‘ – ‚Auf eigene Faust‘ (1993), ‚Dangerous Davies & The Lonely Heart‘ – ‚Dangerous Davies und die einsamen Herzen‘ (auch unter dem Titel ‚Ein Weihnachtsgeschenk für Dangerous Davies‘, 1998).