(1928-2018)

Hans Werner Kettenbach wurde im Rheinstädtchen Bendorf geboren und ging in Köln zur Schule. Er studierte Zeitungs- und Theaterwissenschaften, Germanistik, osteuropäische Geschichte und Philosophie in München, Hamburg, Köln und Bonn und wurde 1965 in Köln mit einer Arbeit über Lenins Imperialismus-Begriff promoviert. Ab 1955 war er journalistisch tätig, zuerst als Stenograph der Fussball-Zeitschrift ’Kicker’ und als Lektor für Hör- und Fernsehspiele beim Westdeutschen Rundfunk, später vornehmlich für den ’Kölner Stadtanzeiger’, unter anderem als Korrespondent in Bonn und New York sowie, von 1988 bis 1992, als stellvertretender Chefredakteur. Angespornt durch ein Krimipreis-Ausschreiben, begann er mit fünfzig Jahren nebenberuflich zu schreiben. Sein Werk umfasst zwei Sachbücher, sechs Hörspiele, vierzehn Fernsehdrehbücher und fünfzehn Romane, von denen neun dem Krimigenre zuzurechnen sind und fünf verfilmt wurden. Seit 1957 verheiratet und Vater von zwei Töchtern, starb er nach langer Krankheit mit 89 Jahren in einem Kölner Krankenhaus.

Kettenbach war Deutschlands Meister des anspruchsvollen psychologischen Spannungsromans mit Georges Simenon als wichtigster Inspiration. Die Kunst, ohne erhobenen Zeigefinger in die seelischen Abgründe seiner (in der Regel zum Scheitern verurteilten) Antihelden zu blicken, beherrschte er wie kaum ein zweiter.

Sein Meisterwerk ‘Minnie oder Ein Fall von Geringfügigkeit’ handelt von Wolfgang “Wolf” Lauterbach, einem jungen, erfolgsgewohnten, frisch verlobten Rechtsanwalt – und erstrangigen Kotzbrocken. Nach einer Geschäftsreise will er ein wenig ausspannen und durch den Süden der USA streifen, doch plötzlich ist nichts mehr so, wie es sein sollte: Lauterbach gerät in eine undurchsichtige Geschichte, sein Leben scheint in Gefahr zu sein, ein Mord wird ihm angehängt. Zu seinem Glück trifft er auf die hilfsbereite neunzehnjährige Anhalterin Minnie Dysart, eine rührende Rumtreiberin, deren schwarze Haut er eigentlich verabscheut, die er für schnellen Sex aber dennoch gut gebrauchen kann – und die er ohne Skrupel fallen lässt, nachdem er seinen Hals aus der Schlinge gezogen hat. Die schnelle und schnörkellose, mit überraschenden Wendungen glänzende Geschichte wurde durch den Schweizer Nicolas Gessner in den USA verfilmt und kam 1989 unter dem Titel ‘Tennessee Nights’ in die Kinos.

Bibliograpfie:

‘Grand mit Vieren’ (1977), ‘Glatteis’ (1982), ‘Minnie oder Ein Fall von Geringfügigkeit’ (1984), ‘Schmatz oder Die Sackgasse’ (1987), ’Der Feigenblattpflücker’ (1992), ‘Davids Rache’ (1994), ‘Kleinstadtaffäre’ (2004), ’Zu Gast bei Dr. Buzzard’ (2006), ‚Das starke Geschlecht‘ (2009).