(1916-1986)

Geboren in Sharon, Pennsylvania, aufgewachsen dort und ab 1926 in Utica, New York State mit einer jüngeren Schwester, wollte John D. MacDonald schon als kleiner Junge Schriftsteller werden, als er wegen einer Infektionskrankheit monatelang das Bett hüten musste und Abenteuerbücher verschlang. Auf Anweisung seines strengen Vaters, eines Geschäftsmanns, besuchte er die Wharton School in Philadelphia und studierte dann Betriebswirtschaft an der Syracuse University, New York State, und der Harvard Business School in Cambridge, Massachusetts, wo er 1939 mit einem Master abschloss. Danach arbeitete der nunmehr verheiratete Familienvater im Bundesstaat New York für eine Versicherung und als „Repomann“ für eine Bank, wurde indes beide Male nach kurzer Zeit gefeuert.

Von 1940 bis 1943 inspizierte er Fabriken, die Kriegsmaterial herstellten. Anschliessend diente er drei Jahre als Offizier beim Office of Strategic Services (OSS), dem Vorläufer der CIA, in Burma, Ceylon, China und Indien und verfasste in dieser Zeit mehrere Stories, die ab 1945 im Magazin ‚Story‘ erschienen. Nach seinem Ausscheiden aus der Army 1946 begann er sich vorrangig dem Schreiben zu widmen. 1949 liess er sich mit seiner Frau Dorothy Mary Prentiss, die er 1937 geheiratet hatte, und ihrem gemeinsamen, 1939 geborenen Sohn Maynard in Florida nieder.

MacDonald schrieb gegen fünfhundert Kurzgeschichten für die einschlägigen Pulp-Magazine (Sciencefiction, Fantasy, Romanzen, Abenteuer-, Sport- und Kriminalgeschichten), ehe er 1950, als das grosse Pulp-Sterben einsetzte, auf die lange Strecke wechselte und bis 1986 über siebzig Kriminalromane veröffentlichte; zuerst Einzelwerke, danach, ab 1964, überredet durch seinen Verleger, die legendäre, auch in kommerzieller Hinsicht höchst erfolgreiche Travis McGee-Serie. MacDonald starb 70-jährig im St. Mary’s Hospital in Milwaukee, Wisconsin, an den Folgen einer Herzoperation. Er hinterhiess seine Frau, seinen Sohn und einen Enkel.

MacDonalds Stärken – knappe Erzählweise, plastische Zeichnung der männlichen Figuren, präzise Schilderung von Orten und Situationen und ein scharfes Auge für Details – kommen in allen Travis McGee-Romanen zum Tragen. Der frühere Football-Profi und Korea-Veteran Travis McGee, ein harter und gerechter Einzelgänger mit kaum verdeckter romantischer Ader, ein eloquenter, von den (zumeist etwas klischeehaft dargestellen) Frauen begehrter Lebenskünstler, lebt als lizenzloser Gelegenheitsdetektiv in Fort Lauderdale, Florida, auf seinem achtzehn Meter langen Hausboot „The Busted Flush“, das er beim Pokern gewonnen hat. Zu Land bewegt er sich mit einem blauen (!), zum Pickup umgebauten Rolls Royce Baujahr 1936.

An Travis McGee wendet sich, wer auf verbrecherische Weise um sein Eigentum gebracht worden ist. McGee nimmt dann den Gangstern das Diebesgut wieder ab, um es mit seinen Auftraggebern brüderlich zu teilen. Gelegentlich hilft er auch Leuten aus seinem Bekanntenkreis aus der Bredouille. Er gibt sich grosse Mühe, sich von Frauen fernzuhalten, doch dies gelingt ihm nur selten. Auf längere Beziehungen will er sich jedoch nicht einlassen. Sein bester Freund und Helfer ist Bootsnachbar Meyer („Just Meyer, please“), ein lebenskluger, bescheidener Ökonom im Ruhestand, dessen Bedeutung ab dem siebten Band zunimmt. McGee altert vorerst stark verzögert, bis er dann in den letzten Romanen als gereifter und desillusionierter, ob der allgegenwärtigen Gewalt verzweifelter Mann dargestellt wird.

Es gibt 21 Travis McGee-Krimis, erkennbar am Farbadjektiv, das in jedem Titel auftaucht – harte, schnörkellose Erzählungen, in denen auch sozialpolitische Themen wie Rassismus, Korruption und Umweltzerstörung zur Sprache kommen. Jeder Band erzählt eine in sich geschlossene Geschichte, chronologisches Lesen ist deshalb nicht von Belang. Als “Amuse-Bouches” eignen sich ‘The Deep Blue Good-Bye’, ‘The Quick Red Fox’, ‘Dress her in Indigo’ – oder ein beliebiger Titel. Einzig ‘Nightmare in Pink’ und die vier letzten Romane fallen etwas ab.

Bibliografie:

Travis McGee-Serie: ‚The Deep Blue Good-Bye’ – ‘Abschied in Dunkelblau’ (auch unter dem Titel ‘Tausend blaue Tränen’, 1964), ‚Nightmare in Pink’ – ‘Alptraum in Pink’ (auch unter dem Titel ‘Alptraum in Rosarot’, 1964), ‚A Purple Place for Dying’ – ‘Tod in der Sonne’ (1964), ‚The Quick Red Fox’ – ‘Leidenschaft in Rot’ (auch unter den Titeln ‘Erpresst!’ und ‘Rote Lady schwarz auf weiss’, 1964), ‚A Deadly Shade of Gold’ – ‘Gold wirft blutige Schatten’ (1965), ‚Bright Orange for the Shroud’ – ‘Giftgrün für Vivian’ (1965), ‚Darker than Amber’ – ‘Dunkler als Bernstein’ (1966), ‚One Fearful Yellow Eye’ – ‘Die gelben Augen’ (1966), ‚Pale Gray for Guilt’ – ‘Grau auf weisser Weste’ (1968), ‚The Girl in the Plain Brown Wrapper’ – ‘Das Mädchen im braunen Paket’ (1968), ‚Dress her in Indigo’ – ‘Der Hippie im Indigo-Dress’ (1969), ‚The Long Lavender Look’ – ‘Die Frau im Silbersarg’ (1970), ‚A Tan and Sandy Silence’ –  ‘Das blutrote Schweigen’ (1972), ‚The Scarlet Ruse’ – ‘Der Trick in Schmutziggrau’ (1973), ‚The Turquoise Lament’ – ‘Mord in Türkis’ (1973), ‚The Dreadful Lemon Sky’ – ‘Der Tod wirft gelbe Schatten’ (1974), ‚The Empty Copper Sea’ – ‘Der dunkelschwarze Betrug’ (1978), ‚The Green Ripper’ – ‘Der grüne Tod’ (1979), ‚Free Fall in Crimson’ – ‘Mord in Karmesinrot’ (1981), ‚Cinnamon Skin’ – ‘Zimtbraune Haut’ (1982), ‚The Loneley Silver Rain’ – ‘Gefangen im Silberregen’ (1985);                                                                                                                 

Einzelwerke: ‚The Brass Cupcake’ – ‘Die leuchtenden Finger’ (auch unter dem Titel ‘Düstere Leidenschaften, 1950), ‚Murder for the Bride’ – ‘Der  Tod ist schnell’ (1951), ‚Judge Me Not’ – ‘Richte mich nicht’ (1951), ‚Weep for Me’ – ‘Hemmungslos’ (1951), ‚The Damned’ – ‘Die Fähre der Verdammten’ (auch unter dem Titel ‘Die Verdammten’, 1952), ‚Dead Low Tide’ – ‘Moskitos stechen meistens nachts’ (1953), ‚The Neon Jungle’ – ‘Hölle im Neonlicht’ (1953), ‚Cancel all Our Vows’ (1953), ‚All These Condemned’ – ‘Spuren im Wasser’ (1954), ‚Area of Suspicion’ – ‘Netz des Argwohns’ (1954), ‚Contrary Pleasure’ (1954), ‚A Bullet for Cinderella’ (auch unter dem Titel ‚On the Make’) – ‘Einmal Hölle und zurück’ (1955), ‚Cry Hard, Cry Fast’ (1955), ‚April Evil’ – ‘Böser April’ (1956), ‘Murder in the Wind’ (auch unter dem Titel ‚Hurricane’) – ‘Das Haus der Dreizehn’ (1956), ‚You Live Once’ (auch unter dem Titel ‚You Kill Me’) – ‘Du lebst nur einmal’ (1956), ‚Death Trap’ – ‘Zehn Tage und eine Nacht’ (1957), ‚The Price of Murder’ – ‘Lästige Zeugen’ (1957), ‚The Empty Trap’ – ‘Eine Stunde für den Mörder’ (auch unter dem Titel ‘Stunde für den Mörder’, 1957), ‚A Man of Affairs’ (1957), ‚The Deceivers’ – ‘Der Ehebruch’ (1958), ‚Clemnie’ – ‘Clemmie’ (1958), ‚Cape Fear’ (auch unter dem Titel ‚The Executioners’) – ‘Kap der Angst’ (auch unter dem Titel ‚Ein Köder für die Bestie’, 1958), ‚Soft Touch’ – ‘Wie ein Tiger in der Nacht’ (1958), ‚Deadly Welcome’ – ‘Tödlich willkommen’ (1958), ‘The Beach Girl’ (1959), ‚Please Write for Details’ (1959), ‚The Cross Roads’ – ‘Die mexikanische Heirat’ (1959), ‚Slam the Big Door’ – ‘Der letzte Ausweg’ (1960), ‚The Only Girl in the Game’ – ‘Paradies der Betrogenen’ (1960), ‚The End of the Night’ – ‘Viermal flackerte das Licht’ (1960), ‚Where Is Janice Gantry?’ – ‘Bungalow der bösen Träume’ (1961), ‚One Monday We Killed them All’ – ‘Am Montag kam der Tod’ (1961), ‚A Key to the Suite’ (1962), ‚A  Flash of Green’ (1962), ‚I Could Go on Singing’ (1963), ‚On the Run’ – ‘Vogelfrei’ (1963), ‚the Drowner’ – ‘Madonna der sieben Sünden’ (1963), ‚The Last One Left’ – ‘Das Champagner-Mädchen’ (1967), ‚Condominium’ (1977), ‚Nothing can go Wrong’ (1981), ‚One More Sunday’ – ‘An einem Sonntag’ (1984), ‚Barrier Island’ – ‘Die Inselhaie’ (1986).