(Pseudonym für Guy Konopnicki, *1948)

Guy Konopnicki, Sohn der hoch dekorierten, aus Deutschland eingewanderten Résistence-Kämpferin Rose Konopnicki, geborene Rosa Hoffnung, und des polnisch-stämmigen Juden Raphaël Konopnicki, auch er ein tragendes Résistence-Mitglied der ersten Stunde und zudem einer der Gründer der Ligue internationale contre le racisme et l’antisémitisme (LICRA), kam in Paris zur Welt und wuchs dort mit zwei älteren Schwestern auf. Bereits als Teenager wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Bis zum Bruch mit der Partei im Jahr 1978 schrieb er für das Kulturmagazin ‘France-Nouvelle’, danach für die Zeitschriften ‘Libération’, ‘Matin de Paris’ und ‘Globe’. Überdies beteiligte er sich von 1980 bis 1999 an der durch ‚France Culture’ ausgestrahlten Radiosendung ‘Panorama’. Seit 1999 veröffentlicht er Artikel in dem links ausgerichteten Wochenmagazin ‘Marianne’.

Konopnickis Werk besteht aus Essays zu politischen und kulturellen Themen, Pamphleten, zahlreichen Romanen, ein paar Filmdrehbüchern und drei unter dem Pseudonym Konop publizierten Krimis um den Pariser Flic Samuel “Sam” Benamou, einen verheirateten, aus Algerien stammenden sephardischen Juden Anfang fünfzig, der in seiner Freizeit als Akkordeonspieler und Sänger bei jüdischen Festen und Hochzeiten auftritt.

Auf Deutsch liegt einzig der erste Band der Sam Benamou-Trilogie vor, ‘Kein Kaddisch für Sylberstein’. Es ist die tragikomische Geschichte des jüdisch-ukrainischen Antiquitätenhändlers Simon Sylberstein, der in Belleville, dem zwanzigsten Bezirk von Paris, im Sommer 1992 den Berliner Touristen Rudolf Stoltz mit einem 1941 hergestellten Revolver erschiesst. Er stellt sich der Polizei und gibt zu Protokoll, er habe in Stoltz einen SS-Massenmörder wiedererkannt. Kurz danach stirbt er in der Untersuchungshaft an einer akuten Erkrankung. Sam Benamou, der Sylberstein persönlich kannte, lässt der Fall keine Ruhe. Er quittiert den Polizeidienst und reist auf eigene Faust nach Berlin, um die Hintergründe der Tat zu recherchieren. Nach ausführlichen Befragungen von Stoltz’ Verwandten und Bekannten und einigen turbulenten Erlebnissen – Höhepunkt ist sein musikalischer Auftritt als “Neonazi” bei einer Zusammenkunft von Waffen-SS-Veteranen und rechtsextremen Glatzköpfen – wird er mit erschütternden Zusammenhängn konfrontiert. Konop rundet den leichtfüssigen, mit feinem Witz und viel Selbstironie erzählten, nur 120 Seiten umfassenden Krimi – ein subtiles Spiel mit Zeiten und Identitäten – mit einem lustigen “kosmopolitischen Glossar” ab, Kaddisch (“kollektives Totengebet”) ist einer der aufgeführten Begriffe. Alexandre Arcady hat den Roman unter dem Titel ‚K – Das Zeichen des Bösen’ 1997 mit Patrick Bruel als Sam Benamou verfilmt.

Sam Benamou kehrt später zur Pariser Polizei zurück und wird in den nachfolgenden Romanen ‘Poulet casher’ und ‘Salades russes à l’ancienne’ durch Inspektor Liou Pin flankiert, seinen loyalen, in Französisch-Indochina verwurzelten Partner.

Bibliografie:

Sam Benamou-Trilogie: ‘Pas de Kaddish pour Sylberstein’ – ‘Kein Kaddisch für Sylberstein’ (1993), ‘Poulet casher’ (1997), ‘Salades russes à l’ancienne’ (2002).