(1888-1957)

Ronald Arbuthnot Knox wurde als vierter Sohn des anglikanischen Pfarrers Edmund Arbuthnot Knox in Kibworth Beauchamp, Leicestershire, geboren, seine Mutter starb, als er vier war. Er studierte Theologie in Eton und am Balliol College, Oxford, mit Abschlüssen in Philosophie und klassischer Literatur. Danach war er fünf Jahre Kaplan am Oxforder Trinity College, bis er 1917 zum Entsetzen seines Vaters zum Katholizismus konvertierte. Im Ersten Weltkrieg diente er dem Vernehmen nach beim britischen Geheimdienst. Von 1919 bis 1926 lehrte er am St. Edmund’s College bei Ware, Hertfordshire, anschliessend bis 1939 an der University of Oxford. 1939 liess er sich in Shropshire nieder, um die lateinische Bibel neu in Englische zu übersetzen, ein Unterfangen, das ihn mehr als zehn Jahre beschäftigte und ihm zu Ruhm und Ansehen verhalf.

Neben seinen geistlichen Aufgaben veröffentlichte Ronald Knox als Mitglied des illustren Detective Clubs im Jahr 1929 zehn wohl nicht ganz ernst gemeinte Regeln für den Kriminalroman („Chinesen haben in der Geschichte nichts zu suchen“, „Der Detektiv darf das Verbrechen nicht selbst begehen“, „Zwillinge und Doppelgänger dürfen erst auftreten, wenn wir gebührend auf sie vorbereitet worden sind“ usw.) sowie, zwischen 1925 und 1934, sechs Tüftelkrimis, in denen mit Ausnahme der etwas langfädigen in der Golfszene spielenden Geschichte ‚Der Mord am Viadukt‘ der Versicherungsdetektiv Miles Bredon die Hauptrolle bekleidet. Obgleich Knox den Erlös seiner kommerziell ziemlich erfolgreichen Romane der Kirche zufliessen liess, legte der Kardinal schiesslich sein Veto ein. Knox war gefügig und schrieb fürderhin nur noch religiöse Werke. Er starb 69-jährig in Mells, Somerset, wo er die zehn letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Seine Biografie ‚Ronald Knox‘, erschienen 1959, verfasste kein Geringerer als der scharfzüngie Autor Evelyn Waugh, der bekanntlich ebenfalls zum Katholizismus konvertiert war.

Miles Bredon, Geheimagent im Ersten Weltkrieg, ein oft etwas lethargisch und zerstreut wirkender Mann Anfang dreissig, arbeitet für die Versicherungsgesellschaft mit dem treffenden Namen „Incredible Insurance Company“ (in den deutschen Übersetzungen: Die ‚“Unbeschreibliche“). Er ist mit Angela verheiratet, einer blitzgescheiten Frau, die ihm bei der Lösung seiner Fälle stets wertvolle Dienste leistet. Der Dritte im Bund ist sein Kriegskamerad Leyland, ein Scotland Yard-Polizist von eher bescheidenem Talent.

‚Der Tote im Silo‘ ist Knox‘ von den Whodunit-Experten am höchsten eingestufter Krimi. Die mit trockenem Humor erzählte Geschichte spielt auf dem Landgut Lastbury Hall in Herefordshire, wo sich eine erstaunlich heterogene Gesellschaft beim Ehepaar Walter und Myrtie Halliford zu einem mehrtägigen Aufenthalt einfindet, Miles und Angela Bredon gehören zu den Gästen. Am nächsten Morgen wird ausgerechnet der prominenteste und interessanteste Besucher, der integre Politiker Cecil Worsley, tot in dem zum Landgut gehörenden Silo aufgefunden – Unfalltod durch Ersticken, Selbstmord oder Mord? Natürlich Mord, doch bei der Auflösung des verzwickten, an falschen Fährten reichen Falles, der Miles Bredon alles abverlangt, wartet Knox mit einer verblüffenden Wendung auf.

Bibliografie:

Einzelwerk: ‚The Viaduct Murder‘ – ‚Der Mord am Viadukt‘ (1925);

Miles Bredon-Serie: ‚The Three Taps‘ – ‚Die drei Gashähne‘ (1927), ‚The Footsteps at the Lock‘ – ‚Fussspuren in der Schleuse‘ (1928), ‚The Body in the Silo‘ (auch unter dem Titel ‚Settled out of Court‘) – ‚Der Tote im Silo‘ (1939), ‚Still Dead‘ (1934), ‚Double Cross Purposes‘ (1937).