(*1957)

Tim Willocks kam im nordwestenglischen Städtchen Stalybridge bei Manchester als ältestes von vier Kindern eines Maurers und einer Hausfrau zur Welt. Er besuchte katholische Privatschulen und studierte Medizin an der University College Medical Hospital School in London, wo er 1983 in Psychiatrie promoviert wurde. Danach arbeitete er bis 2003 hauptberuflich in einer Klinik für Drogensüchtige. Seit Anfang der 90er-Jahre sorgte er überdies als Filmregisseur, Drehbuch- und Romanautor für Aufsehen. Über sein Privatleben gibt es keine verlässlichen Angaben.

Willocks‘ zweites Buch ‚Die Gefangenen von Green River‘ ist einer der besten Gefängnisromane der Weltliteratur. Green River (Texas), bis zum Dach mit Mördern, Vergewaltigern und Kinderschändern gefüllt, ist übler als alle anderen Zuchthäuser. Unter der Regie des psychopathischen Direktors John Campbell Hobbes hat sich ein schier unerträgliches Klima von Provokation, Gewalt, Paranoia und Perversion entwickelt, im Krankenlager siechen die Aids-Kranken und Junkies dahin. Als Hobbes es mit seinen grausamen Spielchen übertreibt, bricht eine apokalyptische Häftlingsrevolte aus. Der unschuldig verurteilte Arzt Ray Klein, der nur noch vierundzwanzig Stunden zu verbüssen hat, und die junge Gefängnispsychologin Juliette Devlin behalten als einzige die Übersicht, können jedoch nicht verhindern, dass 32 Mann ums Leben kommen.

‚Das Sakrament‘ bildet den Auftakt zu der auf drei Bände angelegten, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts spielenden Mattias Tannhäuser-Serie. Historischer Hintergrund ist die „Grosse Belagerung“ der Insel Malta durch das Osmanische Reich, das sich damals auf dem Höhepunkt seiner Macht befand. Die aus 200 Schiffen und 40’000 Mann bestehende, bisher ungeschlagene osmanische Kriegsflotte trifft im Mai 1565 vor der strategisch äusserst wichtigen Mittelmeerinsel ein, doch der Malteserorden, der zunächst nur 10’000 Kämpfer mobilisieren kann, leistet in seiner gewaltigen Festung erbitterten Widerstand und fügt den Türken schwere Verluste zu. Als die Verteidiger dann Unterstützung von mehreren tausend sizilianischen Kräften erhalten – unter ihnen Mattias Tannhäuser, ein legendenumrankter Mann, der seine Kindheit in der Türkei verbracht hat und jetzt in Sizilien weilt, und sein alter Freund Bors von Carlisle – wendet sich das Blatt endgültig, und die Osmanen müssen das Feld nach vier Monaten räumen. ‚Das Sakrament‘ ist ein prächtiger, durch starke, farbig gezeichnete Figuren und Willocks‘ Liebe zum Detail veredelter, über 700 Seiten umfassender Schmöker.

Bibliografie:

‚Bad City Blues‘ (1991), ‚Green River Rising‘ – ‚Die Gefangenen von Green River‘ (1994), ‚Bloodstained Kings‘ – ‚Rachegöttin‘ (1995), ‚Memo from Turner‘ (2018);

Mattias Tannhäuser-Romane: ‚The Religion‘ – ‚Das Sakrament‘ (2006), ‚The Twelve Children of Paris‘ – ‚Die Blutnacht‘ (2013).