(*1954)
Michael Nava kam in der Kleinstadt Stockton in der Nähe von San Francisco als Enkel mexikanischer Einwanderer zur Welt und wuchs in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento auf. 1981 machte er seinen Abschluss als Jurist an der Stanford University bei Palo Alto, Kalifornien. Anschliessend führte er mit seinem Lebenspartner Bill Weinberger in dieser Stadt eine gemeinsame Kanzlei, 1984 verlegten sie ihren Sitz nach Los Angeles. Die beiden trennten sich im Jahr 1989. Ab 1995 lebte Nava mit seinem neuen Gefährten, dem Onkologie-Krankenpfleger Andrew Ferrero, in Daly City, Kalifornien, und arbeitete am Obersten Gerichtshof in San Francisco, bis er 2016 in den Ruhestand trat. Heute pendelt er zwischen San Francisco und Palm Springs.
Nava ist der Protagonist des siebenbändigen, vorwiegend in Los Angeles angesiedelten Zyklus um den schwulen mexikanisch-stämmigen Rechtsanwalt Henry Rios aus Kalifornien. Im zweiten Krimi lernt Henry Rios Josh Mandel kennen, die beiden werden ein Paar, doch Josh verlässt Henry für einen anderen Mann und stirbt im Fortgang der Reihe an Aids. Die Serie lebt von der feingliedrig gezeichneten Hauptfigur – Rios ist ein abgebrühter, vor Gericht höchst erfolgreicher Anwalt mit idealistischer Ader, aber auch eine von Schuldgefühlen, Familienkonflikten und sexuellen Obsessionen geplagte, zu Alkoholexzessen neigende, im letzten Roman einen Herzinfarkt erleidende Persönlichkeit -, sowie von Navas intelligenter, unsentimentaler Erzählweise, den plastischen Schilderungen der multikulturellen Grossstadt Los Angeles mit ihrer riesigen Kluft zwischen arm und reich und den ausgeklügelten Plots. Nach dem siebten Krimi wurde Nava die Doppelbelastung zu viel: Er beendete seine schriftstellerische Laufbahn und konzentrierte sich fürderhin auf die Jurisprudenz.
Michael Nava, der sich seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung der homosexuellen Bevölkerung engagiert und eine Reihe von Essays und Texten zur rechtlichen Situation von Schwulen und Lesben in den Vereinigten Staaten herausgegeben hat, ist ein würdiger Nachfolger des grossen homosexuellen (2005 verstorbenen) Krimiautors Joseph Hansen, mit dem er befreundet war.
Bibliografie:
Henry Rios-Serie: ‘The Little Death’ – ‘Der kleine Tod’ (1986), ‘Goldenboy’ – ‘Goldjunge’ (1988), ‘How Town’ – ‘In einer Stadt so nett’ (auch unter dem Titel ‘Stadt der Ehre’, 1990), ‘The Hidden Law’ – ‘Das innere Gesetz’ (1992), ‘The Death of Friends’ – ‘Todes Nähe’ (1996), ‘The Burning Plain’ – ‘Verbrannte Erde’ (1999), ‘Rag and Bone’ – ‘Die lange Nacht’ (2001).