(*1950)

William Kent Krueger wurde in Torrington, Wyoming, als drittes von vier Kindern geboren und wuchs in acht verschiedenen Gemeinden in sechs verschiedenen Bundesstaaten auf, unter anderem in Oregon, das er als seine Heimat bezeichnet. Aufgrund seines Engagements gegen den Vietnamkrieg musste er die Stanford University im Frühling 1970 nach einem Jahr verlassen. Es folgten zwei Jahre an einem College in Colorado, bis er das Studium endgültig hinschmiss und als Holzfäller, im Strassen- und Pipelinebau und in der Verwaltung eines Forschungslabors arbeitete, während seine Frau Diane einen Jura-Abschluss machte und zwei Kinder, Seneca und Adam, zur Welt brachte. 1980 zog er mit seiner Familie nach St. Paul, Minnesota. Von 1992 bis 1996, als er immer noch ganztags im Forschungslabor angstellt war, schrieb er an seinem ersten Roman ‘Indianischer Winter’. 1999 entschloss er sich zu einem Leben als freier Autor.

In neunzehn von Kruegers bisher zweiundzwanzig Romanen steht Corcoran “Cork” O’Connor im Mittelpunkt, ein scharf gezeichneter, kantiger Mann irisch-indianischer Herkunft. Er war Cop in Chicago, ehe er in seine Heimat zurückkehrte und in dem idyllisch am Iron Lake an der amerikanisch-kanadischen Grenze gelegenen, von Weissen und dem Stamm der Anishinaabe bewohnten Städtchen Aurora, Minnesota, als Sheriff zu walten begann. Doch dann ging alles schief für Cork: Er verlor seinen Job nach einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Rot und Weiss, seine Frau Nancy Jo, eine Anwältin, verliess ihn kurz danach mit den drei Kindern Jenny, Anne und Stephen für einen anderen Mann (den zwielichtigen, politisch ambitionierten Bauunternehmer Sandy Parrant) – und Cork, geplagt von Schuldgefühlen, schlägt sich seither mit einem kleinen Imbiss- und Andenkenladen durchs Leben, zeitweise auch als Privatdetektiv.

‘Indianischer Winter’, glänzend gebaut, atmosphärisch dicht und geschmückt mit plastischen Schilderungen des von Schneestürmen und klirrender Kälte lahmgelegten Landstrichs und der indianischen Kultur, bescherte Krueger 1999 den “Anthony Award” für den besten Erstlingsroman eines Krimiautors. Die ohne Schwarz-Weiss-Malerei erzählte Geschichte handelt von einer Mordserie in Aurora, mit dem mächtigen, unbeliebten Richter Robert Parrant (Sandy Parrants Vater!) als erstem Opfer. Cork O’Connor unterstützt den arg überforderten (oder befangenen?) Sheriff Schanno bei den Ermittlungen. Der schmutzige Fall, in den die gesamte Prominenz Auroras verwickelt zu sein scheint, konfrontiert Cork mit Machthunger und Rachsucht, Erpressung und Korruption, mit indianischen Aktivisten und weissen Zivilbrigaden – aber auch mit scheusslichen indianischen Legenden, etwa jener des Windigo, eines riesenhaften Naturgeists mit einem Herz aus Eis, der aus dem Wäldern kommt, um das Fleisch von Männern, Frauen und Kindern zu fressen.

Cork O’Connor, der die Polizeiarbeit fast ebenso sehr vermisst wie seine Familie, erwirbt im Fortgang der abwechslungsreichen Serie eine Lizenz als Privatdetektiv und versöhnt sich später mit seiner Frau, doch sie kommt in neunten Band ‘Heaven’s Keep’ bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben.

Bibliografie:

Cork O’Connor-Serie: ‘Iron Lake’ – ‘Indianischer Winter’ (1998), ‘Boundary Waters’ (1999), ‘Purgatory Ridge’ (2001), ‘Blood Hollow’ (2004), ‘Mercy Falls’ (2005), ‘Copper River’ (2006), ‘Thunder Bay’ (2007), ‘Red Knife’ (2008), ‘Heaven’s Keep’ (2009), ‘Vermillion Drift’ (2010), ‘Northwest Angle’ (2011), ‘Tricker’s Point’ (2012), ‘Tamarack County’ (2013), ‘Windigo Island’ (2014), ‘Manitou Canyon’ (2016), ‘Sulphur Springs’ (2017), ‘Desolation Mountain’ (2018), ‘Lightning Strike’ (2021), ‘Fox Creek’ (2022);

Einzelwerke: ‘The Devil’s Bed’ (2003), ‘Ordinary Grace’ – ‘Für eine kurze Zeit waren wir glücklich’ (2013), ‘This Tender Land’ (2019).