(1946-2008)

Arthur Lyons wurde in Los Angeles geboren und wuchs dort mit einer älteren Schwester und einem älteren Bruder auf. 1957 zog die Familie nach Palm Springs, wo der Vater (Arthur senior) und Onkel David das beliebte Restaurant „English Grille“ führten. Arthur junior studierte Politische Wissenschaften an der University of California in Santa Barbara, Abschluss 1967, und arbeitete danach im Familienbetrieb, den er später selbst übernahm. Von 1992 bis 1996 war er Stadtrat in Palm Springs. 2001 gründete er mit Craig Prater das Palm Springs Film Noir Festival. Lyons war dreimal kinderlos verheiratet und starb 62-jährig im Desert Regional Medical Center in Palm Springs an den Folgen von Kopfverletzungen, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte. Er hinterliess seine dritte Frau Barbara und seine Geschwister, Sally und Bill.

Arthur Lyons übte das Schreiben immer nebenberuflich aus. Zu Beginn der 70er-Jahre verfasste er einige Sciencefiction-Stories und zwei Sachbücher über Satanismus in Amerika. Von 1974 bis 1994 brachte er elf Kriminalromane mit dem Privatermittler Jacob „Jake“ Asch aus Los Angeles zu Papier. Seine weiteren Publikationen waren zwei gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner Thomas Noguchi verfasste Medical Thriller, ein Buch über den Film Noir (‚Death on the Cheap‘), ein Buch über die Rolle der Parapsychologie in der Aufklärung von Verbrechen (‚The Blue Sense‘, gemeinsam mit dem Soziologie-Professor Marcello Truzzi) und eine Handvoll Jacob Asch-Stories.

Der alleinstehende Halbjude Jake Asch, ein kluger, wortgewandter, nie um einen sarkastischen Spruch verlegener Ex-Reporter des ‚L.A. Chronicle‘, musste für sechs Monate ins Gefängnis, weil er sich weigerte, der Justiz eine Informationsquelle bekannt zu geben, und wechselte daraufhin den Beruf. Er ist ein origineller Philip Marlowe-Nachfolger, dem man gerne bei der Arbeit zuschaut; ein ausgezeichneter Zuhörer und Befrager, der sich stets um einen respektvollen Umgang mit Zeugen und Cops bemüht. In einem Interview beschrieb Lyons ihn als „doing something he doesn’t particularly like and being stuck at it because he’s good at it.“

Im fünften Band ‚Nicht immer schweigen Tote‘ bestreitet Asch ein Auswärtsspiel – in der südkalifornischen Stadt Palm Springs, der Wahlheimat seines Erfinders. Der erfolgreiche Maler Gerry McMurtry beauftragt ihn, seine Ex-Frau Lainie und ihren gemeinsamen Sohn Brian aufzuspüren: Er hat die beiden vor acht Jahren verlassen und möchte jetzt unbedingt Brian wiedersehen und sich (frisch verliebt) vergewissern, ob die Ehe überhaupt geschieden worden ist. Ein Routinejob für Asch, der die seit geraumer Zeit mit dem Unternehmer Simon Fleischer verheiratete Frau in Palm Springs aufspürt und von ihr erfährt, dass der Junge vor fünf Jahren bei einem Autounfall umgekommen ist – die Mutter sass damals am Steuer. Kurz danach verschwinden Gerry und Fleischers labiler Sohn (Lainies Stiefsohn) Donnie am selben Tag – und der Detektiv kommt zu einem scheusslichen Kriminalfall mit Entführung, Kindsmissbrauch und Mord. Der Roman wurde 1986 mit Eric Roberts als Jacob Asch und Johnny Depp als Donnie unter dem Titel ‚Slow Burn‘ für das Fernsehen verfilmt, Matthew Chapman führte Regie.

‚Die falsche Stunde‘ konfrontiert Ash mit einem in doppelter Hinsicht komplizierten Job. Auftraggeberin ist ausgerechnet seine ehemalige Braut Sharon, die ihn verliess, als er die Abtreibung ihres gemeinsamen Babys in die Wege leitete, und die er noch immer liebt. Sharons Ehemann Hugh, ein Anwalt, der sich ein Jahr zuvor auf riskante Geschäfte eingelassen hatte, kam vor einigen Wochen auf unklare Weise ums Leben – Unfall oder Suizid? Für die Lebensversicherung war’s Selbstmord, die Witwe kommt somit nicht in den Genuss der 200’000 Dollar. Nach halbherzigem Beginn wühlt sich der smarte Detektiv immer tiefer in den schmutzigen Fall und bringt schliesslich ans Licht, dass Hugh gleich zweimal von denselben habgierigen Männern umgebracht worden ist. Klingt seltsam, ist es aber nicht.

Bibliografie:

Jacob Asch-Serie: ‚The Dead Are Discreet‘ – ‚Tote sind diskret‘ (1974), ‚All God’s Children‘ – ‚Alle Kinder Gottes‘ (1975), ‚The Killing Floor‘ – ‚Rendezvous am Schlachthof‘ (auch unter dem Titel ‚Judas & co.‘, 1976), ‚Dead Ringer‘ – ‚Die Freundin des Boxers‘ (1977), ‚Castles Burning‘ – ‚Nicht immer schweigen Tote‘ (1979), ‚Hard Trade‘ – ‚Schmutzige Ernte‘ (1981), ‚At the Hands of Another‘ – ‚Die falsche Stunde‘ (1983), ‚Three With a Bullet‘ – ‚Drei mit einer Kugel‘ (1984), ‚Fast Fade‘ – ‚Ein schneller Abgang‘ (1987), ‚Other People’s Money‘ (1989), ‚False Pretenses‘ (1994).