(*1939; schreibt auch als David Hunt)

William Bayer wurde in Cleveland, Ohio, geboren. Seine Eltern, der Anwalt Leo Bayer und die Drehbuchautorin Eleanor, geborene Rosenfeld, verfassten in den 40er-Jahren unter dem Pseudonym Oliver Weld Bayer gemeinsam einige Krimis. William Bayer studierte an der Philips Exeter Academy, New Hampshire, und der Harvard University in Cambridge, wo er 1960 in Kunstgeschichte abschloss. Von 1963 bis 1968 arbeitete er als Produzent, Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen für den amerikanischen Geheimdienst. Danach wurde er freischaffender Autor und Filmemacher.

Als Bayer in den 70er-Jahren während vier Jahren mit seiner späteren Frau, der Kochbuchautorin Paula Wolfert, in Tanger, Marokko, lebte, intensivierte er seine schriftstellerischen Aktivitäten. 1978 veröffentlichte er seinen ersten von dreizehn Krimis ‚Tangier‘, in dem der brillante marokkanische Polizist Hamid Ouazzani die Hauptrolle innehat. Die folgenden Jahre verbrachte Bayer in New York City, bis er 1994 nach San Francisco umzog. Heute lebt er mit seiner Frau in Sonoma Valley, Nord-Kalifornien.

In vier Romanen steht Lieutenant Frank Janek im Mittelpunkt, ein abgebrühter, von seiner Frau Sarah getrennt lebender New Yorker Cop Anfang fünfzig, aber auch ein gebrochener Mann, seit er vor vielen Jahren seinen Partner und engen Freund bei einem Einsatz erschossen hat. Sein Vater war Akkordeonmacher in Prag, bis er nach New York City auswanderte und dort einen Reparaturladen eröffnete. Er hinterliess Frank ein Dutzend mehr oder wenig kaputte Ziehharmonikas, die seither dessen einziges Steckenpferd sind – passend zu seiner Grundstimmung entlockt er ihnen in seiner kleinen, karg möblierten Wohnung traurige Melodien und bastelt in schlaflosen Nächten ein wenig an ihnen herum. Janek ist ein brillanter, instinktiv handelnder Ermittler, der alle Facetten der menschlichen Seele kennt, der Dinge und Zusammenhänge sieht, die andere Polizisten nicht sehen, und der tief in die Gehirne anderer Leute dringen kann. Sein Partner und engster Freund ist Aaron Rosenthal, auch er ein routinierter, mit allen Wassern gewaschener Cop.

Bayers berühmtester Roman ‚Der Killerfalke‘ erzählt von der Jagd auf ein riesiges Wanderfalkenweibchen bzw. auf den Falkner, der den Vogel als Mordmaschine abgerichtet hat – drei junge, zierliche Frauen sind die ersten (dem Anschein nach zufällig ausgewählten) Opfer. An den Ermittlungen beteiligt sich nicht nur Frank Janeks Polizeitruppe, sondern auch die ehrgeizige, von schwierigen Männerbeziehungen geprägte TV-Reporterin Pamela Barrett, die den ersten Falkenangriff miterlebt hat – und danach in die Fänge des sie raffiniert manipulierenden Falkners gerät. Die faszinierende Geschichte – eine Mischung aus Polizeiroman und Psychothriller, angereichert mit umfassenden Informationen zur Falknerei – wird abwechslungsweise aus der Sicht des Polizisten, der Journalistin und des Mörders erzählt. Grosse Spannung erzeugt Bayer mit seinem Kunstgriff, dem Leser die Identität des Mörders schon früh zu offenbaren, während dieser sich im Dunstkreis der Fahnder aufhält – als Raubvogelexperte und Berater. ‚Der Killerfalke‘ ist die Geschichte von vier in kräftigen Farben gezeichneten Figuren, drei Menschen und einem Tier, die gleichzeitig Jäger und Gejagte sind. Mit einem glücklichen Ende für den Vogel.

Der Nachfolgeband ‚Tödlicher Tausch‘ ist indes das bessere Buch – eine mitreissende, tief gründende Police Procedural Novel, geschmückt mit einer vielschichtigen Liebesgeschichte: jener zwischen Frank Janek und der zwanzig Jahre jüngeren Fotografin Caroline Wallace, deren Vater, auch er ein NYPD-Cop, bei einem Einsatz gewaltsam ums Leben gekommen ist. Janek hat diesmal gleich zwei (nicht miteinander zusammenhängende) Fälle am Hals. Sein früherer „Rabbi“ (will heissen: Mentor für Polizei-Rookies) Al DiMona, seit einigen Jahren im Ruhestand, schoss sich eine Kugel in den Kopf, nachdem er heimlich ein längst vergessenes Verbrechen zu klären versucht hatte – ein Verbrechen, in das auch der derzeitige Leiter der Kriminalabteilung und Carolines Vater verwickelt waren. Und fast gleichzeitig wurden zwei Frauen, eine junge Englischlehrerin und eine Prostituierte, zwischen denen es offenbar keine Verbindung gibt, auf bizarre Art getötet – jemand drang in ihre Wohnungen ein, erstach und enthauptete sie und tauschte dann ihre Köpfe aus. Zwei Fälle, die Janek und seine Kollegen an ihre Grenzen führen.

Im dritten Band ‚Eiskalter Engel‘ breitet Bayer einen monströsen, etwas an den Haaren herbeigezogenen Kriminalfall vor dem Leser aus. Er kreist um die zutiefst frustrierte Psychotherapeutin Beverley Archer, die eine ihrer Patientinnen, die blutjunge Diana, in eine Killermaschine umwandelt und sie dann auf die Jagd nach ihren alten Feinden schickt. Viel Raum erhält Janeks neue Beziehung zu der klugen und warmherzigen deutschen Psychoanalytikerin Monika Daskai, gleichzeitig Geliebte, Therapeutin und Beraterin des gequälten Cops.

Bibliografie:

Lieutenant Frank Janek-Serie: ‚Peregrine‘ – ‚Der Killerfalke‘ (1981), ‚Switch‘ – ‚Tödlicher Tausch‘ (1984), ‚Wallflower‘ – ‚Eiskalter Engel‘ (1991), ‚Mirror Maze‘ (1994);

Einzelwerke: ‚Tangier‘ (1978), ‚Punish Me With Kisses‘ (1980), ‚Pattern Crimes‘ – ‚Unternehmen Felsendorn‘ (1987), ‚Blind Side‘ – ‚Blinde Wut‘ (1989), ‚Tarot‘ (1991), ‚The Dream of the Broken Horses‘ (2002), ‚City of Knives‘ (2013), ‚The Luzern Photograph‘ (2015);

Als David Hunt: ‚The Magician’s Tale‘ – ‚Farben der Nacht‘ (1997), ‚Trick of Light‘ – ‚Geh nicht zurück‘ (1998).