(Pseudonym für Shira Judith Rosan, *1950; schreibt auch als Sam Cabot)

S.J. Rozan, geboren in der New Yorker Bronx, wuchs dort mit zwei Schwestern und einem Bruder auf. Sie studierte chinesische Dichtung am Oberlin College in Ohio und Architektur an der State University of New York in Buffalo. Nebenbei war sie als Schmuckverkäuferin, Hausmeisterin, Selbstverteidigungsinstruktorin und Fotografin tätig, bevor sie sich als Architektin für eine New Yorker Firma (Schwerpunkte: Polizeistationen, Feuerwachen, Krankenhäuser und Zoogebäude) und ab 1994, nach einem Kurs in Schreiben an der Pratt School, auch als Autorin in Szene setzte. Sie lebt in Greenwich Village, Manhattan, und führt jeweils im August einen Schreib-Workshop im italienischen Ort Assisi durch.

Rozans Werk enthält zwei Kurzgeschichten-Bände, die noch nicht abgeschlossene Serie um die New Yorker Privatdetektive Lydia Chin und Bill Smith, zwei Standalones und zwei gemeinsam mit dem texanischen Autor Carlos Dews unter dem Pseudonym Sam Cabot veröffentlichte historische Kriminalromane.

Lydia Chin, Anfang dreissig, ist eine draufgängerische und scharfzüngige, noch immer bei ihrer erzkonservativen, kein Wort Englisch sprechenden Mutter in Chinatown lebende und mit drei älteren Brüdern gut bediente Amerikanerin chinesischer Abstammung. Der dreizehn Jahre ältere, in der Welt herumgekommene Eigenbrötler Bill Smith war früher Maurer, Buchmacher und Polizist und hat eine traurige Familiengeschichte. Die beiden scharf gezeichneten, recht gegensätzlichen (insgeheim ineinander verliebten) Protagonisten – sie sind keine festen Partner, arbeiten aber oft zusammen – wechseln sich von Band zu Band als Ich-Erzähler ab.

Auf Deutsch ist einzig der erste Chin & Smith-Roman ‘China Trade’ erschienen. Die verwickelte, von kriminellen Machenschaften der Mafia und des New Yorker Museumsbetriebes handelnde Geschichte, in der es vornehmlich um organisierten Porzellandiebstahl geht, zeigt die Stärken der Autorin auf: Ausgeklügelte Handlungsführung, präzise Milieuschilderungen und herzerfrischende Zwiegespräche. In ihrer Heimat eine respektierte und recht populäre Autorin, ist sie im deutschen Sprachraum bis heute ein Geheimtyp geblieben.

Bibliografie:

Lydia Chin & Bill Smith-Serie: ‘China Trade’ – ‘China Trade’ (1994), ‘Concourse’ (1995), ‘Mandarin Plaid’ (1996), ‘No Colder Place’ (1997), ‘A Bitter Feast’ (1998), ‘Stone Quarry’ (1999), ‘Reflecting the Sky’ (2001), ‘Winter and Night’ (2002), ‘The Shanghai Moon’ (auch unter dem Titel ‘Trail of Blood’, 2009), ‘On the Line’ (2010), ‘Ghost Hero’ (2011), ‘Paper oSn’ (2019), ‘The Art of Violence’ (2020), ‘Family Business’ (2021);

Einzelwerke: ‘Absent Friends’ (2004), ‘In This Rain’ (2006).

Als Sam Cabot (gemeinsam mit Carlos Dews): ‘Blood of the Lamb’ (2013), ‘Skin of the Wolf’ (2014).