(*1951)

Raphaël Confiant kam als Kreole in Le Lorrain zur Welt, einem kleinen Dorf im Norden der multikulturellen – noch immer dem französischen Staat angehörenden – Antilleninsel Martinique. Er studierte Englisch und Politikwissenschat in Aix-en-Provence, um daraufhin Anglistik, Kreolisch und humanitäre Wissenschaften an verschiedenen karibischen Universitäten zu unterrichten. Nachdem er von 1977 bis 1987 fünf Bücher in kreolischer Sprache veröffentlicht hatte, wurde er 1988 mit ‘Le nègre et l’amiral‘, einem Roman über den Zweiten Weltkrieg auf den Antillen, auch international bekannt. Neben seiner schriftstellerischen Laufbahn machte er sich einen Namen als Journalist, Umweltaktivist, Mitbegründer der kreolischen Zeitschrift ‘Antilla’ und Förderer der kreolischen Unabhängigkeit, Sprache und Kultur. Heute ist er Dekan der philosophischen Fakultät an der Université des Antilles et de la Guyane in Schoelcher auf Martinique.

Sein breit gefächertes Werk enthält Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays, Pamphlete und Sachbücher sowie vier Krimis – das Einzelwerk ‘Mord am Karsamstag’ und die 2010 gestartete Reihe um den Privatdetektiv Jack Teddyson, in der Raphaél Confiant den chandleresken Privatdetektivroman gekonnt auf die Schippe nimmt.

‘Mord am Karsamstag’ spielt in Fort-de-France, der Hauptstadt von Martinique, wo der zwielichtige dunkelhäutige Kampfsportler Romule Beausoleil in den frühen Morgenstunden des Karsamstags 1964 wenige Stunden vor einem kapitalen Fight tot aufgefunden wird – ein Eispickel wurde ihm in den Hals gerammt. Oberinspektor Frédéric Dorval, ein erfahrener Polizist mit fünfzehn Dienstjahren in Paris auf dem Buckel und einem Aussehen wie Sidney Poitier, und sein Assistent Hilarion nehmen sich des Falles an – keine einfache Aufgabe in einem Land, in dem laut Dorval Morde nicht nur äusserst selten sind, sondern auch jeder europäischen Logik entbehren. An möglichen Tätern herrscht zudem kein Mangel: Eifersüchtige Frau? Wütender Nebenbuhler? Kampfsportrivale? Oder vielleicht gar die Fischverkäuferin, die es gewohnt ist, Eis zu zerhacken? Mehr oder weniger zufällig kommt Dorval nach äusserst zähen Ermittlungen auf die Lösung. Sprühender Witz und liebevolle Darstellung des Lebens und der Marotten der Insulaner werten die unterhaltsame Geschichte erheblich auf.

Jack Teddyson, 44-jährig, ein cooler, eloquenter Macho, heisst eigentlich Raymond Vauban, doch «ein angelsächsischer Name klingt einfach besser, wenn man als Privatdetektiv tätig sein will». Der in Frankreich zum Juristen ausgebildete, dauernd Philosophen zitierende Schnüffler übt seinen Beruf seit zwölf Jahren in Fort-de-France aus, einer Stadt, in der es praktisch kein Privatleben gibt – jeder weiss alles über jeden – und es deshalb für ihn nur wenig zu tun gibt. Dies ändert sich jedoch, als Jack im kongenial durch Peter Trier übersetzten Krimi ‘Unbescholtene Bürger’ von Irmine Ferdinand aufgesucht wird – ihr Mann Sésostris, ein erfolgreicher Unternehmer, ist vor zwei Monaten in der Wohnung seiner Geliebten ermordet und kastriert worden, doch die polizeilichen Ermittlungen verliefen im Sande. Teddyson übernimmt den gut dotierten Auftrag, auch wenn er für ihn wohl ein paar Nummern zu gross ist in diesem von illegalem Glücksspiel, Hahnenkämpfen, politischen Ränkespielen, Drogenhandel und anderen schmutzigen Geschäften dominierten, höchst farbenfrohen Soziotop – und sticht in ein Wespennest.

Bibliografie:

‘Le meurtre du Samedi-Gloria’ – ‘Mord am Karsamstag’ (1997) ;

Jack Teddyson-Serie: ‘Citoyens au- dessus de tout soupcon’ – ‘Unbescholtene Bürger’ (2010), ‘Du rififi chez les fils de la veuve’ (2012), ‘Bal masqué à Békéland’ (2013).