1919-1972; schrieb auch als Noël Vexin, Buddy Wesson, Terry Crane, Mauren Sullivan, Kathy Woodfield, Andy Ellen, Andy Helen, Alex Cardourcy, Herbert Smally, Jean Zerbibe, Szonolock Laszlo, Robert Tachet, Clark Corrados, Peter Colombo, Trehall, Joseph Benoist, Lemmy West und C. Cailleaux)

André Héléna wurde als Sohn eines bekannten Archäologen im südfranzösischen Städtchen Narbonne geboren und wuchs dort und im nahe gelegenen Küstenort Leucate auf. 1936, im Alter von siebzehn, zog er nach Paris und assistierte Henri Diamant-Berger bei der Verfilmung eines Arsène Lupin-Streifens. Im selben Jahr gab er seinen ersten Gedichtband unter dem Titel ‚Le bouclier d’or‘ heraus.

Héléna nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und trat 1944 in Südfrankreich der Résistence bei. In diese wilde Zeit fiel seine Ehe, die jedoch von kurzer Dauer war. Nach dem Krieg liess er sich in Paris nieder, führte ein Bohèmeleben im Montparnasse und verrichtete Gelegenheitsjobs wie Buchhändler und Verkäufer von Insektiziden.

1947 gründete Héléna eine kleine Lyrikzeitschrift. Ein Jahr danach wurde er in diesem Zusammenhang wegen Betrügereien zu sechs Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung begann er Romane zu schreiben, wobei er – schamlos ausgebeutet durch seine Verleger – ein horrendes Tempo einschlug: Unter zahlreichen, auch weiblichen Pseudonymen veröffentlichte er rund 200 Bücher (allein 1953 waren es 18 Stück) – vorwiegend Schund, aber auch einige Perlen wie etwa die sozialkritischen, den frühen Werken seines Freundes Léo Malet verpflichteten Noir-Romane ‚Die Bullen haben immer recht‘ und ‚Dem Lieben Gott ist es scheissegal‘, seine einzigen Schriften, die ins Deutsche übersetzt worden sind. Vereinsamt und vergessen, vom Alkohol gezeichnet, starb er 53-jährig in Leucate.

Hélénas Protagonisten sind verbitterte, grossmäulige Aussenseiter, die sich stets auf der Flucht befinden in einer trostlosen, einzig vom Geld gelenkten Welt; einer Welt, in der überall Verrat lauert, in der es keine Hoffnung gibt.

Etwa Félix Froment in ‚Dem lieben Gott ist es scheissegal‘ – aufgewachsen als Spross eines Säufers und einer Nutte in einer unbenannten französischen Stadt -, der mit siebzehn nach Paris geht und seinen Lebensunterhalt fortan mit Einbrüchen bestreitet. Als er von seiner Freundin und seinem Partner betrogen und verraten wird, knallt er die beiden im Zorn ab und wird verhaftet. Viele Jahre später gelingt ihm die Flucht aus dem Straflager in Französisch-Guyana. Er kehrt zurück in das Quartier seiner Kindheit, verübt einen Juwelenraub, der ihm die Möglichkeit verschafft, mit einer neuen Identität unterzutauchen, doch die Bullen sind ihm dicht auf den Fersen. Kalter Regen und die traurigen Klänge eines Akkordeons begleiten Froment auf seinem Weg, der im Kugelhagel endet.

Oder Théophraste Renard, genannt Bob, in ‚Die Bullen haben immer recht‘, der nach einem missglückten Juwelenraub drei Jahre hinter Gitter kam und jetzt ein neues Leben an der Seite eines netten Mädchens beginnen möchte. Doch daraus wird nichts – die Verhältnisse im Frankreich der Nachkriegszeit verhindern dies, treiben den „Tricard“ (Slang-Ausdruck für „persona non grata“, eine Person, die nach Verbüssung der Haftstrafe Aufenthaltsverbot hat, angeblich zum Schutz der Gesellschaft) immer mehr in die Illegalität. Im zweiten Teil der Erzählung setzt sich der Autor mit den menschenunwürdigen – von Hass, Unterwerfung und Denunziation, Gewalt und Folter geprägten – Haftbedingungen in dieser nicht weit zurückliegenden Zeit auseinander.

Bibliografie (nur Noir-Romane):

‚Les flics ont toujours raison‘ – ‚Die Bullen haben immer recht‘ (1949), ‚Le Bon Dieu s’en fout‘ – ‚Dem lieben Gott ist es scheissegal‘ (1949), ‚Les salauds ont la vie dure‘ (1949), ‚Le goût du sang‘ (1953), ‚Le baiser à la veuve‘ (1953), ‚Les clients du Central Hôtel‘ (1959), ‚Par mesure de silence‘ (1965).