(1918-2011)

Shepard Rifkin, geboren in New York City, aufgewachsen in Nebraska, blieb ohne Collegeabschluss und jobbte nach der Schulzeit unter anderem als Barkeeper in St. Louis und Ambulanzfahrer in Harlem. Als er im Zweiten Weltkrieg mit der amerikanischen Handelsmarine im Nordatlantik unterwegs war, überlebte er einen Torpedoangriff nur mit sehr viel Glück. Im März 1947 gehörte er zum Personal des legendären Schiffes „S.S. Ben Hecht“, das beim Versuch, die britische Blockade Palästinas zu durchbrechen und Hunderte Holocaust-Überlebende in ihre Heimat zu überführen, gekapert wurde – die gesamte Crew kam daraufhin in Israel hinter Gitter. Nach seiner Freilassung stand Rifkin im Jahr 1948 den amerikanischen Freunden der „Fighters for the Freedom of Israel“ vor, einer radikal-zionistischen, umstrittenen Organisation.

Von 1956 bis 1979 veröffentlichte Rifkin fünf Krimis, zwei Western, einen weiteren Roman, eine Sammlung mit Texten und Kurzgeschichten (‚The Savage Years‘) und ein Memoirenbuch über das „S.S Ben Hecht“-Abenteuer (‚What Ship? Where Bound?‘).

Rifkins Kriminalwerk besteht aus der Trilogie um Detective Lieutenant Damian McQuaid – ein hart gesottener, allein stehender irisch-stämmiger Senkrechtstarter des New Yorker Morddezernats, der nie um einen sarkastischen Spruch verlegen ist – und aus zwei Standalones – dem ebenfalls in New York angesiedelten Polizeiroman ‚Ladyfingers‘  (‚Ladyfinger‘) und dem 2008 in der Reihe ‚Hard Case Crime‘ neu aufgelegten Thriller ‚The Murderer Vine‘ (‚Der Kelch der Mörder‘).

In ‚Ladyfinger‘ steht ein junger spanisch-stämmiger Cop im Mittelpunkt: Pablo Sanchez vom Rauschgiftdezernat des NYPD, ein gebildeter, selbstbewusster, aber bescheiden gebliebener Detective ersten Grades, der sich aus einfachsten Verhältnissen hochgedient hat und seinen Beruf gewissenhaft ausübt. Er ist ohne Partner in einem alten Oldsmobile unterwegs und kann sich gut in andere Menschen einfühlen. Über sein notorisches Pech mit Frauen berichtet er mit viel Selbstironie. Sein aktueller Fall hat es in sich: Im New Yorker Polizeipräsidium taucht ein Paket mit einem sorgfältig amputierten weiblichen Zeigefinger auf, kurz danach folgt der Ringfinger samt Goldring. Während man die nächste Post abwartet, begibt sich Sanchez auf die Suche nach einer Dame, der zwei Finger abhandengekommen sind, und von der man annimmt, dass sie 30- bis 40-jährig, wohlhabend und verheiratet ist; dass sie einen ihrer Finger in Japan tätowieren liess und dann erfolglos versuchte, die Tätowierung zu entfernen; und dass die beiden Finger höchst wahrscheinlich von einem Arzt amputiert wurden. Eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, doch Sanchez hat einen Geistesblitz.

‚Der Kelch der Mörder‘ beruht auf einem authentischen Fall, der sich 1964 in Mississippi zugetragen hat. In dem rasanten, durch prägnant skizziertes Personal bevölkerten Noir-Roman wird der New Yorker Ex-Cop und jetzige Privatdetektiv Joe Dunne, ein 42-jähriger Koreaveteran, beauftragt, in einem rassistischen Südstaatenkaff dem Mord an drei jungen, idealistischen Bürgerrechtlern – dem weissen Harvard-Studenten David Parrish und seinen zwei schwarzen Kollegen – auf den Grund zu gehen. Sein Klient ist Davids Vater, ein millionenschwerer Unternehmer. Das Honorar beläuft sich auf 25’000 Dollar für das Auffinden der drei Leichen und eine halbe Million für die Hinrichtung der fünf Mörder (bei einem von ihnen soll es sich um den örtlichen Sheriff handeln). Getarnt als kanadischer Doktorand, der eine Arbeit über den Dialekt der Südstaaten schreibt, begibt sich Joe Dunne mit seiner smarten und attraktiven Assistentin Kirby auf die gefährliche Mission.

Shepard Rifkin verbrachte einen grossen Teil seines Lebens in New York City. Er starb 92-jährig in Washington, D.C.

Bibliografie:

‚Ladyfingers‘ – ‚Ladyfinger‘ (1969), ‚The Murderer Vine‘ – ‚Der Kelch der Mörder‘ (1970);

Damian McQuaid-Trilogie: ‚McQuaid‘ – ‚Mord geteilt durch zwei‘ (1974), ‚The Snow Rattlers‘ – ‚Die Schneeschlange‘ (1977), ‚McQuaid in August‘ – ‚Heisse Nacht über der Stadt‘ (1979).