(1941-2018)

Bill Moody, geboren in Webb City, Missouri, aufgewachsen in Santa Monica, Kalifornien, diente 1959-62 bei der US-Air Force. Anschliessend studierte er Musik am berühmten Berklee College of Music in Boston, ehe er in den 60er-Jahren seine erfolgreiche Laufbahn als Jazz-Drummer begann. Nach längeren Aufenthalten in Europa – unter anderem in Prag, wo er 1967 einen Gastauftritt am Jazz Festival hatte, danach den Prager Frühling erlebte und in der Sowjetunion, der DDR und der BRD tourte -, lebte er viele Jahre in Las Vegas. Er schrieb für Zeitschriften über Musik, war Herausgeber des Blatts ‚The Magazine of Las Vegas‘, machte 1987 einen Master-Abschluss in Anglistik an der University of Las Vegas und unterrichtete anschliessend dieses Fach. Daneben arbeitete er von 1989-97 als Jazz-DJ für einen Radiosender und verfasste Sachbücher, Kriminalromane und Kurzgeschichten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts folgte der Umzug in den Grossraum San Francisco. Hier gab er Kompositionsunterricht an der Sonoma State University, war Jazz-Redakteur für den Rundfunk, trat in unzähligen Jazzclubs auf und setzte seine Laufbahn als Krimiautor fort. Bis zuletzt als Schlagzeuger mit verschiedenen Combos unterwegs, starb Bill Moody mit 76 Jahren in seinem Haus in Vallejo in der San Francisco Bay Area – er wurde von seinen Musikkollegen tot aufgefunden, nachdem er einem Auftritt ferngeblieben war.

Hauptfigur von Moodys melancholischen Kriminalromanen ist der leidenschaftliche kalifornische Jazzpianist Evan Horne, ein weisser Kettenraucher mittleren Alters mit Wohnsitz in San Francisco. Als er seine hoffnungsvolle Musikkarriere nach einem Autounfall, bei dem seine rechte Hand zertrümmert wird, auf Eis legen muss, wird er Journalist bei einem Jazzmagazin – und Detektiv wider Willen.

Ausgangspunkt des ersten Krimis ‚Solo Hand‘ sind homoerotische Fotos, mit denen sein Musikerfreund Lonnie Cole erpresst wird – Horne soll für ihn eine Million Dollar Schweigegeld überbringen, ohne die Polizei zu informieren. Er beginnt zu recherchieren, befragt Anwälte und Produzenten aus Coles Umfeld und kommt einem Tantiemen-Betrug im grossen Stil auf die Spur. Als ein wichtiger Zeuge ermordet wird,  kommt es zu einem furiosen Finale.

Im nachfolgenden ‚Moulin Rouge, Las Vegas‘ ermittelt Horne im Auftrag seines Sidecicks, des Universitätsprofessors und Jazzfans Charles „Ace“ Buffington, den 37 Jahre zurückliegenden, jedoch ungeklärten Tod des schwarzen, heroinsüchtigen Tenorsaxophonisten Wardell Gray, der im Mai 1955 nach seinem Auftritt bei der Eröffnung des legendären Jazzclubs ‚Moulin Rouge‘ in Las Vegas tot in der Wüste aufgefunden worden ist.

In ’Bird Lives!’ kann Evan Horne dank hartem Training seine verletzte Hand endlich wieder richtig bewegen und seiner wahren Passion, dem Jazz, nachgehen. Dann aber wird er von seinem Freund Lieutenant Danny „Coop“ Cooper  von der örtlichen Mordkommission bei einem Fall von Serienmord, dem bereits drei Jazzmusiker zum Opfer gefallen sind, um Hilfe gebeten – am Tatort finden sich jeweils Tonbandaufnahmen der 1955 elend gestorbenen Saxofon-Legende Charlie „Bird“ Parker sowie  eine weisse Vogelfeder und die Botschaft „Bird Lives!“.

‚Auf der Suche nach Chet Baker‘ dreht sich um den Tod des drogensüchtigen Jazzmusikers Chet Baker, der 1988 bei einem Sturz aus dem Fenster eines Amsterdamer Hotels ums Leben gekommen ist: Unfall? Selbstmord? Mord? Viele Jahre später versucht Horne, die Hintergründe des im Dunkeln gebliebenen Falles an den Tag zu bringen.

Die Evan Horner-Krimis leben nicht nur von kenntnisreichen und farbigen Schilderungen der Welt des Jazz, sondern auch von einfühlsamer Zeichnung der Charaktere, spritzigen aus dem Leben gegriffenen Dialogen und geschickter Handlungsführung, wobei Mord und Jazz stets untrennbar miteinander verbunden sind.

Neben den sieben Evan Horner-Krimis verfasste Moody zwei im Kalten Krieg angesiedelte Romane. ‚Czechmate: The Spy Who Played Jazz‘, bereits 1987 zu Papier gebracht, aber erst 2012 veröffentlicht, spielt im Prag des Augusts 1968, als der Einmarsch der Sowjets unmittelbar bevorsteht. Auf Drängen ihres langjährigen tschechischen Spions Josef Blaha, der einen Maulwurf in der US-Botschaft vermutet und deshalb einen sicheren Kontakt verlangt, wirbt die CIA den zum Prague Jazz Festival eingeladenen Drummer Gene Williams als Agenten an: Er soll dem Westen brisante Informationen übermitteln, doch Blaha wird unmittelbar nach Genes Ankunft ermordet. Zusammen mit Blahas Enkelin Lena – die beiden verlieben sich sofort ineinander – versucht der frischgebackene Spion hinter Blahas Geheimnis zu kommen, gerät in Lebensgefahr – und wächst an seiner Aufgabe. In diesem Krimi, einer fein gestalteten Mischung aus Spionage, Jazzmusik und Liebesgeschichte, überzeugt Moody mit präzisen, eindrucksvollen Schilderungen der Atmosphäre zwischen Aufbruch und Verzweiflung in der Stadt, in der er sich damals längere Zeit aufhielt. Alf Mayers informatives Nachwort rundet die Geschichte ab.

Ein Jahr danach erschien Moodys letzter Roman ‚The Man in Red Square‘, ein Spionagethriller über einen Agenten-Austausch mit Moskau als Schauplatz (keine deutsche Übersetzung).

Bibliografie:

Evan Horne-Serie: ‚Solo Hand‘ – ‚Solo Hand‘ (1994), ‚Death of a Tenor Man‘ – ‚Moulin Rouge, Las Vegas‘ (1995), ‚Sound of the Trumpet‘ (1997), ‚Bird Lives!‘ – ’Bird Lives!’ (1999), ‚Looking for Chet Baker‘ – ‚Auf der Suche nach Chet Baker‘ (2002), ‚Shades of Blue‘ (2008), ‚Fade to Blue‘ (2011);

Einzelwerke: ‚Czechmate ‚The Spy Who Played Jazz‘ (2012) – ‚Der Spion, der Jazz spielte‘ (2012), ‚The Man in Red Square‘ (2013).