(*1946, schreibt aus als J.-B. Nacray und Arthur Keelt)

Jean-Bernard Pouy kam als Sohn eines Bahnhofvorstands und Hobbymalers und einer Hausfrau in Paris zur Welt und verbrachte seine Kindheit im Pariser Vorort Vitry-sur-Seine. Nach dem Studium der Kunstgeschichte (Schwerpunkt: Film) war er unter anderem als Lehrer für Kunst und Zeichnen, Drehbuchschreiben und szenarische Gestaltung sowie als Drehbuchautor, Journalist und Lektor tätig, bevor er 1983 seinen ersten Roman mit dem provokativen Titel ‚Spinoza encule Hegel‘ veröffentlichte und sich bald danach in die vorderste Reihe der französischen Néo-Polar-Autoren schrieb. Seine Markenzeichen: ausgefallene Ideen, präzise Sprache, bissiger Humor, einfühlsame Figurenzeichnung und Schaffung grotesker Situationen.

Neben seinen bisher rund 50 Krimis veröffentlichte Pouy zahlreiche Erzählungen, Gedichte, Essays und zwei Theaterstücke. 1995 erweckte er die berühmte Reihe ‚Le Poulpe‘ mit dem Detektiv Gabriel Lecouvreur und dessen Freundin Chéril zum Leben. Die Serie enthält über 200 kurze, billig aufgemachte, von politisch links stehenden Autoren und Autorinnen verfasste Bände und richtet sich gegen Rassismus, Machtmissbrauch, Korruption und soziale Ungleichheit.

In Pouys Romanen stehen zumeist Alt-Linke im Mittelpunkt. ‚Die Schöne von Fontenay‘ handelt von Enric, einem taubstummen Anarchisten und Ex-Journalisten um die sechzig, der in seinem vor den Toren von Paris gelegenen Gärtchen seine Lieblingskartoffelsorte „Schöne von Fontenay“ kultiviert. Er führt ein zurückgezogenes Leben, bis eines Tages die mit ihm befreundete Gymnasiastin Laura ermordet in seiner Regentonne aufgefunden wird. Mit unkonventionellen Methoden geht Enric, der zunächst selbst unter Mordverdacht gerät, dem Verbrechen auf den Grund.

Pouys bekanntester Krimi ‚Larchmütz 5632‘ dreht sich um das telepathische Rind Momone, die Nr. 5632 vom bretonischen Hof Larchmütz, der von den abgehalfterten 60er-Terroristen Benno und Adrien bewirtschaftet wird. Nach 25 Jahren werden die alten Revoluzzer nun von ihrer Dachorganisation reaktiviert, entführen auftragsgemäss einen in Cannes ansässigen Amerikaner, es kommt zu wilden Verfolgungsjagden durch halb Europa. Fast zu spät – Momone hat es längst gespürt – realisieren Benno und Adrien, dass man sie hereingelegt hat. ‚Larchmütz 5632‘ – ein witziger, skurriler, zeitweilig auch bitter-melancholischer, mit vielen Abenteuerelementen angereicherter Politthriller.

Jean-Bernard Pouy gründete im Jahr 2000 die ‚Série grise‘ und betreut seit 2006 die Krimireihe ‚Suite Noire‘ des Verlags ‚éditions la branche‘. Er lebt in seiner Geburtsstadt.

Bibliografie:

‚Spinoza encule Hegel‘ (1983), ‚Nous avons brûlé une sainte‘ – ‚Feuer für Jeanne‘ (1984), ‚Suzanne et les ringards‘ – ‚Volle Dröhnung‘ (1985), ‚La pèche aux anges‘ – ‚Engelfänger‘ (auch unter dem Titel ‚Geld für kleine Engel‘, 1986), ‚L’homme a l’oreille croquée‘ – ‚Verdammte Ferien!‘ (1987), ‚Les Cles des mensonges‘ – ‚Der Schlüssel zur Affäre‘ (1988), ‚Le cinéma de papa‘ – ‚Papas Kino‘ (auch unter dem Titel ‚Sprengsatz aus der Vergangenheit‘, 1989), ‚Cinq nazes‘ (1990), ‚La Belle de Fonteney‘ – ‚Die Schöne von Fontenay‘ (1992), ‚RN 86‘ (1992), ‚La chasse au tatou dans la pampa argentine‘ (1993), ‚Le Bienheureux‘ (1994), ‚La petite écuyère à cafté‘ – ‚Pulp und die Petze‘ (1995), ’54 x 13′ (1996), ‚A sec!: Spinoza encule Hegel, le retour‘ (1998), ‚Catalogue‘ (1998), ‚Cendres chaudes‘ (1998), ‚Les Gros Culs‘ (1998), ‚Larchmütz 5632‘ – ‚Larchmütz 5632′ (1999), ’94‘ (1999), ‚Démons et vermeils‘ (2000), ‚1280 âmes‘ (2000), ‚Chasse à l’homme‘ (gemeinsam mit Patrick Raynal, 2000), ‚Comme jeu, des sentiers…‘ (2000), ‚L’angoisse du bancde touche au moment du coup d’envoi‘ (2001), ‚Les roubignoles du destin‘ (2001), ‚Prolongation‘ (2003), ‚H4Blues‘ – ‚H4Blues‘ (2003), ‚Nycthémère‘ (2003), ‚Train perdu wagon mort‘ (2003), ‚La grand-mère à roulette‘ (2004), ‚La farce du destin‘ (Gemeinsam mit Patrick Raynal, 2004), ‚Le rouge et le vert‘ (2005), ‚Avec une poignée de sable: Spionza encule Hegel 3‘ (2006), ‚Le petit bluff de l’alcootest‘ (2006), ‚Nus‘ – ‚Mord im Paradies der Nackten‘ (2007), ‚Feuque !‘ (2008), ‚Le mur et au-delà‘ (2008), ‚La récup“ (2008), ‚Cinq bières, deux rhums‘ (2009), ‚Holiday‘ (2010), ‚Colère du présent‘ (2010), ‚Samedi 14‘ (2011), ‚Sous le vent‘ (2012), ‚Calibre 16 mm‘ (2013), ‚Plein le dos‘ (2014), ‚Tour doit disparaître‘ (2015).

Als J.-B. Nacray (gemeinsam mit Daniel Pennac und Patrick Raynal): ‚La vie duraille‘ – ‚Machtspiele‘ (1985).

Als Arthur Keelt: ‚La Merle‘ (2002).