(1904-1994, schrieb auch als Helen Clarkson)

Helen McCloy wurde in New York City als Tochter der Schriftstellerin Helen Worrell McCloy und des langjährigen Herausgebers der Zeitung ‚New York Evening Sun‘ William C. McCloy geboren und besuchte in Brooklyn die von Quäkern geleitete Friend’s School. Mit vierzehn publizierte sie einen literarischen Essay im Bostoner Blatt ‚Transcript‘, mit fünfzehn einige Verse in der ‚New York Times‘. 1923 ging sie nach Frankreich und studierte zwei Jahre an der Sorbonne. Von 1927 bis 1931 war sie Pariser Korrespondentin für den ‚Universal News Service‘, ab 1930 zudem für das Magazin ‚International Studio‘. Sie schrieb auch für die Londoner Zeitungen ‚Morning Post‘ und ‚Daily Mail‘.

Nach ihrer Rückkehr in die USA im Jahr 1931 verfasste McCloy Zeitschriftenartikel und Kurzgeschichten, bis sie 1938 ihren ersten Krimi ‚Dance of Death‘ herausgab. 1946 heiratete sie den Krimiautor Davis Dresser, besser bekannt als Brett Halliday (Schöpfer des Privatdetektivs Mike Shayne), mit dem sie die ‚Torquil Publishing Company‘ und die Literaturagentur ‚Halliday and McCloy‘ gründete. Die Ehe, der eine Tochter entsprang, wurde nach fünfzehn Jahren geschieden. 1950 wurde McCloy als erste Frau zur Präsidentin der Vereinigung ‚Mystery Writers of America‘ ernannt. 1953 erhielt sie für ihre in verschiedenen Zeitungen veröffentlichten Krimikritiken einen „Edgar“.

Helen McCloy, eine geschmeidige Stilistin und Meisterin der Handlungsführung („Cliffhanger“!), ist die Erfinderin des gross gewachsenen, elegant gekleideten New Yorker Psychiaters Basil Willing. Der Sohn einer Russin und eines Amerikaners diente im Ersten Weltkrieg und studierte dann Psychiatrie an der John Hopkins University, Baltimore, in Paris und Wien (hier vertiefte er sich in die Freud’schen Psychoanalyse, und hier kam er zur Überzeugung, dass jeder Verbrecher „psychische Fingerabdrücke“ hinterlässt). Später heiratete er die aus Österreich geflüchtete Gisela von Hohenems, die eine Tochter zur Welt brachte. Neben seiner Praxistätigkeit unterrichtet Willing an der Harvard University und berät die Staatsanwaltschaft des Bezirks Manhattan in forensischen Fragen – er ist damit einer der ersten „Profiler“ der Weltliteratur. Im letzten Band der 14-teiligen, eine Zeit von über vierzig Jahren umspannenden Reihe (dreizehn Romane, eine Kurzgeschichtensammlung) lebt Willing als Witwer in Boston und ist als eine Art Privatermittler tätig. Die am höchsten gewerteten Willing-Titel sind ‚Through a Glass Darkly‘ und vor allem ‚Mr. Splitfoot‘, von denen es keine deutschsprachige Übersetzung gibt.

Neben der Basil Willing-Serie verfasste die Autorin bis 1979 sechzehn Standalones – hauptsächlich Psychothriller, aber auch „Locked-Room-Mysteries“ bzw. Mixturen aus diesen beiden Gattungen – und einen weiteren Band mit Stories (‚The Singing Diamonds‘).

McCloys berühmtestes Einzelwerk ‚Sie ging allein‘ spielt vorwiegend an Bord der „Santa Christina“, die von den Westindischen Inseln nach New York unterwegs ist. Unter den Passagieren befindet sich eine junge, intelligente Frau namens Nina Keyes – mit 100’000 Dollar im Gepäck, die sie für einen alten Freund, der wegen eines mysteriösen Unfalls in Lebensgefahr schwebt, in die USA bringen und dort einem Geschäftsmann übergeben soll – und ihr Begleiter Tony, ein recht naiver Mann, den sie seit ihrer Kindheit kennt; sowie mehrere Personen, denen scheinbar jedes Mittel recht ist, sich das Geld unter den Nagel zu reissen – der erste Mord lässt dann auch nicht lange auf sich warten. Bei einer Zwischenlandung begibt sich Kommissar Miguel Urizar, ein Freund des Kapitäns, aufs Schiff, um zu ermitteln. Er kann jedoch nicht verhindern, dass ein weiteres Opfer zu beklagen ist, bevor er die überraschende (nicht ganz plausible) Lösung aus dem Ärmel zaubert.

Bibliografie:

Dr. Basil Willing-Serie: ‚Dance of Death‘ (auch unter dem Titel ‚Design for Dying‘, 1938), ‚The Man in the Moonlight‘ (1940), ‚The Deadly Truth‘ – ‚Lüg, wenn du kannst‘ (1941), ‚Who’s Calling‘ (1942), ‚Cue for Murder‘ (1942), ‚The Goblin Marker‘ (1943), ‚The One That Got Away‘ (1945), ‚Through a Glass Darkly‘ (1950), ‚Alias Basil Willing‘ (1951), ‚The Long Body‘ – ‚Es begann in Mexiko‘ (1955), ‚Two Thirds of a Ghost‘ – ‚Drei in einem Sarg‘ (1956), ‚Mr. Splitfoot‘ (1968), ‚Burn This‘ (1980);

Einzelwerke: ‚Do Not Disturb‘ (1943), ‚Panic'(1944), ‚She Walks Alone‘ (auch unter dem Titel ‚Wish You Were Dead‘) – ‚Sie ging allein‘ (1948), ‚Better off Dead‘ (1951), ‚Unfinished Crime (auch unter dem Titel ‚He Never Came Back‘) – ‚Die andere Karriere‘ (1954), ‚The Slayer and the Slain‘ (1957), ‚Bevor I Die‘ (1963), ‚The Further Side of Fear‘ (1967), ‚A Question of Time‘ – ‚Das Bild des Schreckens‘ (1971), ‚A Change of Heart‘ (1973), ‚The Sleepwalker‘ (1974), ‚Minotaur Country‘ (1975), ‚The Changeling Conspiracy‘ (auch unter dem Titel ‚Cruel as the Grave‘, 1976), ‚The Impostor‘ (1977), ‚The Smoking Mirror‘ (1979).

Als Helen Clarkson: ‚The Last Day‘ (1959).