(1925-2013)

Geboren in Sanguinetto, Provinz Verona, als Sohn einer Hausfrau und eines Zuckerfabrikanten, aufgewachsen in Turin, lebte Renato Olivieri seit 1939 in Mailand. Er arbeitete als Journalist und Redaktor für verschiedene Zeitungen und leitete Mondadori-Periodika wie ‚Millelibri‘, ‚Arianna‘, ‚Arte‘, ‚Casaviva‘, ‚Antiquariato‘ und ‚Grazia‘, bevor er 1978 zum Krimischreiben wechselte und Commissario Giulio Ambrosio von der Mailänder Mordkommission als Hauptperson einer 14-teiligen Reihe zum Leben erweckte. In seiner Heimat zählte Olivieri in den 80er- und 90er-Jahren zu den bedeutendsten Krimiautoren der neueren Zeit („italienischer Simenon“). Nach langer Krankheit starb er 87-jährig in Mailand und hinterliess zwei Töchter.

Oivieris alter Ego Commissario Giulio Ambrosio, Sohn eines Richters, kinderlos geschieden, ist ein melancholischer, empathischer, jede Art von Gewalt verabscheuender Ermittler mittleren Alters, ein Feinschmecker und grosser Liebhaber der schönen Künste, der (wie sein Schöpfer) jeden Winkel, jede Facette Mailands kennt. An seiner Seite hat er die junge, intelligente Inspektorin Nadia Schiro, die ihm einmal das Leben gerettet hat. Seine langjährige Gefährtin Emanuela Quadri, eine Krankenschwester, tritt in den Romanen kaum je leibhaftig in Erscheinung.

Die drei letzten Ambrosio-Bände liegen in deutschen Übersetzungen vor. Der Mord an Alma Luraghi alias Madame Strauss, einer lebensfrohen verwitweten Klavierlehrerin um die sechzig, bildet den Kern von ‚Madame Strauss‘ – ein Verbrechen, für das es kein Motiv zu geben scheint. Ambrosio und Schiro sprechen mit den Menschen, die dem Opfer nahe standen; unter ihnen ihre Nichte Sara, mit der Alma eine liebevolle Beziehung pflegte, Dora, ihre etwas verbitterte Schwester, Elena Valsecchi, die erste Frau von Almas verstorbenem Gatten Oscar, ihre Schüler, ihr langjähriger Freund Professor Usseglio, ihr Anwalt und viele andere; und peu à peu erschliesst sich ihnen Almas vielschichtige Persönlichkeit – der Schlüssel zu ihrem gewaltsamen Tod.

Olivieris Casanova heisst Valerio Biraghi. Der charmante, begüterte Möbelhändler lebt getrennt von seiner Frau und verlustiert sich abwechslungsweise mit fünf Frauen, von denen drei verheiratet sind. Doch jetzt liegt Biraghi tot in seinem Bett, ermordet durch einen Nadelstich ins Herz – Eifersucht als Tatmotiv liegt auf der Hand. Anhand von ausufernden Polizeibefragungen zeichnet Oliveri in seinem zweitletzten Ambrosio-Krimi ‚Casanovas Ende‘ ein präzises Sittenbild der Mailänder Gesellschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

‚Der Dämon des Geldes‘ spielt sich wie fast immer bei Olivieri in den oberen sozialen Schichten Mailands ab. Andrea Olcese, verwitweter Vermögensberater von hohem Ansehen, einer der reichsten Männer der Stadt, wird tot im Garten seines Palazzos aufgefunden. Augenscheinlich ist er aus dem Fenster seines Arbeitszimmers im dritten Stock gefallen, das Fenster war jedoch von innen verriegelt. Ambrosio durchleuchtet das Verhältnis zwischen dem Mordopfer und dessen vor einigen Jahren unter dubiosen Umständen umgekommenen Sohn, Olceses Beziehungen zu Frauen nach dem Tod der Gattin, das Leben der beiden Geschäftspartner des Toten, die Welt der Mailänder Hochfinanz, fügt viele kleine Informationen zusammen, bis sich ihm die Lösung erschliesst.

1988 kam der misslungene Ambrosio-Streifen ‚I giorni del commissario Ambrosio‘ in die Kinos; Regie führte Sergio Corbucci, Ugo Tognazzi (leider nicht Lino Ventura, wie von Olivieri ersehnt) verkörperte den Kommissar.

Bibliografie:

Commissario Ambrosio-Serie: ‚Il Caso Kodra‘ (1978), ‚Maledetto Ferragosto‘ (1980), ‚Dunque Morranno‘ (1981), ‚L’indagine interrotta‘ (1983), ‚Villa Liberty‘ (1984), ‚Le inchieste del commissario Ambrosio‘ (1985), ‚Largo Richini‘ (1987), ‚Ambrosio Indaga‘ (1988), ‚Hotel Mozart‘ (1990), ‚Piazza pulita‘ (1991), ‚Ambrosio ricorda‘ (1992), ‚Madame Strauss‘ – ‚Madame Strauss‘ (1993), ‚La fine di Casanova‘ – ‚Casanovas Ende‘ (1994), ‚Il Dio Danaro‘ – ‚Der Dämon des Geldes‘ (1996);

Einzelwerk: ‚Albergo a due stelle‘ (1998).