(1940-2021)

Geboren in Manchester, war Robert Richardson von 1960 bis 1987 für verschiedene Zeitungen (unter anderem den ‚Observer‘ und die ‚Daily Mail‘) und die BBC tätig. Anschliessend arbeitete er freiberuflich für ‚The Times‘ und ‚The Independent‘. Der Vater zweier Söhne aus erster Ehe lebte mit seiner zweiten Frau Sheila in Old Hatfield, Herfortshire. Er starb 80-jährig in South Yorkshire.

Von 1985 bis 1992 veröffentlichte Richardson sechs vergnügliche, mit Schauerelementen angereicherte Krimis, in denen der Londoner Bühnenautor und Amateurdetektiv Augustus „Gus“ Maltravers und seine impulsive Lebensgefährtin Tess Davy, eine Schauspielerin, im Rampenlicht stehen. Der erste Band ‚Bretter, die den Tod bedeuten‘ spielt in einer kleinen Stadt bei London, wo das ‚Arts Festival‘ seine Premiere erlebt – mit Beteiligung von Maltravers, dessen jüngstes Bühnenwerk hier uraufgeführt werden soll. Drei Geschehnisse überschatten jedoch die Festspiele: Zuerst kommt eine wertvolle Bibel aus dem 16. Jahrhundert abhanden, dann verschwindet kurz nach ihrem spektakulären Gastauftritt die beliebte Londoner Schauspielerin Diana Porter, und wenig später wird eine weibliche Hand an die Tür des Domherrn Michael Cowan, Maltravers‘ Schwager, genagelt – der kriminalistische Spürsinn des Detektivs wird einer harten Prüfung unterzogen. Lange Zeit tappt Gus im Dunkeln, der Zusammenhang zwischen dem Diebstahl und dem andern Verbrechen erschliesst sich ihm erst, als es schon fast zu spät ist.

Anfang der 90er-Jahre wandte sich Richardson dem psychologischen Krimi zu. ‚Von fremder Kinder Hand‘ beleuchtet eine Familientragödie, deren Ursprung mehr als dreissig Jahre zurückliegt. Harold Barlow, ein hartherziger Mann Ende fünfzig, wurde damals von seinen drei Kindern – der 18-jährigen Naomi und den 14-jährigen Zwillingen Richard und Timothy – getötet, als er mit einer unheilbaren Gehirnerkrankung bewusstlos im Krankenhaus lag – eine Tat, die nie ans Licht kam. Sprung in die Gegenwart der frühen 90er-Jahre: Harolds reizende Witwe Florence, ihre drei Sprösslinge, deren Lebenspartner und Naomis erwachsene Kinder Roberta und David feiern wie jedes Jahr gemeinsam Weihnachten im ländlichen Wohnsitz von Naomis Gatten Charles Stansfield, einem wohlhabenden Banker. Doch diesmal kommen keine festlichen Gefühle auf: Alte Geschichten werden aufgewärmt, in einem der Geschenkpakete ist eine Schrotflinte, es kommt zu einem Seitensprung – und dann entlädt sich die aufgeheizte Stimmung in Gewalt. In diesem eigenwillig gebauten, stilistisch vielfältigen Roman lässt der Autor jedes Familienmitglied in mindestens einem Kapitel als Ich-Erzähler zu Wort kommen.

‚Schlagzeilen‘ erzählt die aufwühlende Lebensgeschichte der Kolumnistin und Schundautorin Katrina Darcy, die vom zerrissenen Mädchen zum gefeierten Medienstar aufgestiegen ist – von ihrer gescheiterten Ehe und der delikaten Beziehung zu ihrer Tochter, von ihren Affären und Freundschaften. Doch jetzt ist die 46-Jährige spurlos verschwunden und wird fieberhaft gesucht, nicht nur von besorgten Kollegen, sondern auch von Klatschreportern der Konkurrenzblätter, die eine sensationelle Story wittern – während der Leser von Anfang an weiss, dass Katrina in ihrem Cottage in Cornwall nach einer Kopfverletzung im Sterben liegt. Richardson erweist sich in dem vorwiegend aus der Sicht der Protagonistin erzählten, mit scharfen, auch satirischen Seitenhieben auf die Welt des Boulevardjournalismus aufwartenden Roman als ausgezeichneter Kenner der menschlichen Seele.

Bibliografie:

Gus Maltravers-Serie: ‚The Latimer Mercy‘ – ‚Bretter, die den Tod bedeuten‘ (1985), ‚Bellringer Street‘ – ‚Sherlock Holmes im Tresor‘ (1989), ‚The Book of the Dead‘ (1989), ‚The Dying of the Light‘ (1990), ‚Sleeping in the Blood‘ (1991), ‚The Lazaraus Tree‘ (1992);

Einzelwerke: ‚The Hand of Strange Children‘ – ‚Von fremder Kinder Hand‘ (1993), ‚Significant Others‘ – ‚Schlagzeilen‘ (1995), ‚Victims‘ (1997).