(1933-2015; schrieb auch als Dev Stryker)

Warren B. Murphy stammt aus Jersey City, New Jersey. Von 1952 bis 1956 diente er in Alaska bei der US Air Force. In dieser Zeit heiratete er Dawn Walters, mit der er vier Kinder hatte (die Ehe wurde 1973 geschieden). Nach dem Militärdienst arbeitete er unter anderem auf einer Schweinefarm, in der Werbung, als Reporter und Redakteur und als politischer Berater der Demokraten in Jersey City, bis er Anfang der 70er-Jahre nach New York City zog und das Schreiben von Krimis und Drehbüchern (‚The Eiger Sanction‘ u.a.) zum Hauptberuf machte. Darüber hinaus unterrichtete er am Moravian College in Betlehem, Pennsylvania, und an anderen Schulen und Universitäten.

Im Jahr 1984 heiratete er die bekannte Schriftstellerin Molly Cochran. Ihrer Beziehung entsprangen nicht nur ein Sohn, sondern auch sieben gemeinsam verfasste Bücher (je zwei Grandmaster- und Forever King-Romane und drei Einzelwerke). Die Ehe hielt nicht lange, doch die beiden setzten ihre Zusammenarbeit noch eine Weile fort, auch nachdem Murphy 1988 die Schauspielerin und Synchronsprecherin Nancy Cartwright geheiratet hatte.

Warren Murphy war bis kurz vor seinem Tod ein überaus aktiver, in den USA sehr erfolgreicher, von Lesern und Kritikern geschätzer, wiederholt mit bedeutenden Auszeichnungen gewürdigter Autor. Er veröffentlichte weit über hundert Romane, von denen nur zehn in deutschen Übersetzungen vorliegen.

Einer seiner Serienhelden ist Julian „Digger“ Burroughs aus New Jersey, ein blonder, gross gewachsener, unverschämt hohe Honorare fordernder Ermittler, der hinter schönen Frauen her ist und dauernd finnischen Wodka in seinen Magen schüttet. Nach seiner Scheidung zieht Digger nach New York, verlässt die Stadt jedoch bereits nach drei Monaten fluchtartig und bezieht Wohnsitz in Las Vegas – seine beiden Kinder wird er danach nie mehr sehen. In seinem neuen Job als freier Versicherungsdetektiv unterstützt ihn seine smarte japanisch-italienisch-stämmige, auch als Blackjack-Geberin in einem Kasino und als Teilzeit-Hure tätige Freundin Tamiko „Koko“ Fanucci – bzw: Er verrichtet die Laufarbeit, befragt Leute, nimmt die Interviews heimlich auf kleine Kassetten auf, und sie löst dann den Fall. Nach vier Digger-Titeln (alle 1982 herausgekommen, keine deutschen Übersetzungen) änderte Murphy den Namen seiner Helden aus verlagsstrategischen Gründen: Digger heisst von nun an Devlin „Trace“ Tracy, und Kokos neuer Name lautet Michiko „Chico“ Mangani. Im Verlauf der temporeichen, mit witzigen Einfällen und trockenen Sprüchen gespickten und von originellen Figuren getragenen (in der dritten Person erzählten) Serie übersiedelt der wortgewandte Detektiv von Las Vegas doch wieder nach New York City, um mit Chico und seinem Vater Sarge, einem pensionierten Cop, eine Privatdetektei zu betreiben. Die Serie wurde für das Fernsehen verfilmt und 1988-89 unter dem Titel ‚Murphy’s Law‘ von ABC ausgestrahlt – und hier heissen die Helden Daedulus Patrick Murphy und Kimiko „Kimmy“ Fanucci.

Aus Warren Murphys sehr umfangreicher – vorwiegend gemeinsam mit Richard Sapir, teilweise aber auch mit anderen Autoren, etwa seiner zweiten Frau Molly Cochran, von 1971 bis 2015 verfasster – Destroyer-Reihe (Gesamtauflage über 50 Millionen!) ist nur ein einziger Band (‚Remo, unbewaffnet und gefährlich‘) ins Deutsche übertragen worden; er basiert auf dem Streifen ‚Remo: The Adventure Begins‘ aus dem Jahr 1985. Beim ‚Destroyer‘ handelt es sich um den Cop Remo Williams, der, nachdem ihm ein Mord angehängt wurde, auf seine Hinrichtung wartet, jedoch kurz vor der Urteilsvollstreckung befreit und daraufhin zu einer Geheimwaffe der illegalen Geheimorganisation CURE geschmiedet wird. Die in horrendem Tempo niedergeschriebene, eigentlich dem Heftchenroman zuzurechnende (und deshalb für die Bibliografie nicht berücksichtigte) Reihe bewegt sich mit den Jahren immer mehr in Richtung satirische Krimi-Groteske. 2012 ersetzte Murphy den Destroyer Remo Williams durch dessen Kinder Stone Smith und Freya Williams, deren wilde Abenteuer in der fünfteiligen Legacy-Serie aufgezeichnet sind.

Fünf frühe Krimis erzählen von Kriminalfällen, mit denen sich Ed Razoni und Tough Jackson herumschlagen, zwei hart gesottene Detectives von der Polizei in Las Vegas. Das Gespann ist hin und wieder in der Trace-Serie zu Gast.

Warren Murphy, dessen Ehe mit Nancy 2002 geschieden wurde, starb kurz vor seinem 82. Geburtstag nach langer Krankheit in seinem Haus in Virginia Beach, Virginia. Aus seinen drei Ehen hinterliess er drei Töchter und vier Söhne, Deirdre, Megan, Lucy, Brian, Ardath, Devin and Jackson. Sein letztes Buch ‚Bloodline‘, ein Thriller über die Mafia in New York der 20er-Jahre, kam kurz nach seinem Tod in die Läden.

Bibliografie:

Ed Razoni & Tough Jackson-Serie: ‚City in Heat‘ (1973), ‚Dead End Street‘ (1973), ‚One Night Stand‘ (1973), ‚Down and Dirty‘ (1974), ‚Lynch Town‘ (1974);              

Digger-Romane: ‚Smoked Out‘ (1982), ‚Fool’s Flight‘ (1982), ‚Dead Letter‘ (1982), ‚Lucifer’s Weekend‘ (1982);

Trace-Romane: ‚Trace‘ – ‚Trace und die toten Patienten‘ (1983), ‚Trace and 47 Miles of Rope‘ – ‚Trace schlägt zu‘ (1984), ‚Trace: When Elephants Forget‘ – ‚Trace in Manhattan‘ (1984), ‚Trace: Once a Mutt‘ – ‚Trace und der verschwundene Millionär‘ (1986), ‚Trace: Pigs Get Fat‘ – ‚Trace auf der Jagd‘ (1985), ‚Trace: Too Old a Cat‘ – ‚Trace und die Cops‘ (1986), ‚Trace: Getting Up With Flees‘ – ‚Trace und das tödliche Drehbuch‘ (1987), ‚Caribbean Blues‘ (1988);

Einzelwerke: ‚Leonardo’s Law‘ (1978), ‚Atlantic City‘ – ‚Atlantic City‘ (gemeinsam mit Frank Stevens, 1979), ‚The Red Moon‘ (1982), ‚Inside Sinsnju‘ (gemeinsam mit Ben Sapir, 1985), ‚The Ceiling of Hell‘ (1985), ‚The Sure Thing‘ (1989), ‚Scorpion Dance‘ (1990), ‚Jericho Day‘ (1990), ‚Destiny’s Carnival‘ (gemeinsam mit Mark Brownwood, 1991), ‚Honor Among Thieves‘ (1992), ‚Bloodline‘ (2015);

Gemeinsam mit Molly Cochran: Grandmaster-Romane: ‚Grandmaster‘ – ‚Der Grossmeister‘ (1984), ‚High Priest‘ (1987); Forever King-Romane: ‚The Forever King‘ (1991), ‚The Broken Sword‘ (1997); ‚The Temple Dogs‘ (1989), ‚The Hand of Lazarus‘ (1990), ‚World without Ende‘ (1996).