(*1949)

John Lawton wurde in der Grafschaft Derbyshire in den East Midlands von England geboren. Er arbeitete zehn Jahre für englische Verlagshäuser, veröffentlichte 1992 das Sachbuch ‚1963: Five Hundred Days‘, eine Dokumentation bedeutender Geschehnisse in Grossbritannien und den USA zwischen Ende 1962 und Anfang 1964 (Spionage im Kalten Krieg, die Ermordung von John F. Kennedy und Martin Luther King, der Tod von Papst Johannes, Beatles-Tournee usw.), und produzierte mehr als vierzig Dokumentarfilme für die BBC, bevor er 1995 als Romanautor debütierte. Darüber hinaus gab er die Gedichte von D.H. Lawrence und die Kurzgeschichten von Joseph Conrad neu heraus. Nachdem Lawton den grössten Teil der 90er-Jahre in New York City verbracht hat, lebt er seit 2000 zurückgezogen in einem kleinen Bergdorf in Derbyshire, mit häufigen Abstechern nach Florenz und Arizona.

Lawtons intelligent gebauter und vielschichtiger Erstlingsroman ‚Blackout‘, sein einziges auf Deutsch vorliegendes Werk, spielt einerseits Anfang 1944 in London, wo spielende Kinder in den Ruinen Leichenteile auffinden – Opfer des deutschen Bombengewitters oder eines Verbrechens? -, andererseits 1948 (in der Zeit der „Berlin-Blockade“) in dem von der Luftbrücke aus versorgten Berlin, einem Paradies für Schieber, Schmuggler und andere Spitzbuben. Und hier kommt Sergeant Frederick Troy von Scotland Yard den rätselhaften Londoner Todesfällen nach vier Jahren doch noch auf die Spur. Mit ‚Black Out‘ befindet sich John Lawton etwas überraschend, aber durchaus verdient, auf der Liste ’50 Crime Writers to Read Before You Die‘, die die Londoner Tageszeitung ‚The Daily Telegraph‘ 2008 veröffentlicht hat.

Frederic „Freddie“ Troy, jüngster Spross eines russischen Flüchtlings, der sich im England der Zwischenkriegszeit zum Medienmogul emporschwang, ist ein zäher, kantiger und scharfsinniger, intuitiv arbeitender Ermittler. Er figuriert als Hauptperson in sieben weiteren, einen Zeitraum von knapp dreissig Jahren – das sechste, chronologisch jedoch erste Buch spielt in den fünf Jahren vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, das dritte, chronologisch letzte, im Jahre 1963 – abdeckenden Romanen, in denen wir auch historischen Figuren wie Churchill, Atlee, Eisenhower, Chruschtschow, Oppenheimer und Rudolf Hess begegnen; sowie natürlich britischen, amerikanischen und russischen Geheimagenten und geheimnisvollen Frauen. (Dass Polizeibeamte wichtige Rollen in internationalen Spionagefällen einnehmen, ist laut John Lawton in Grossbritannien nicht unüblich.)

Lawtons Standalone ‚Sweet Sunday‘ dreht sich um einen New Yorker Privatdetektiv namens Tudor Raines und ist im Jahr 1969 angesiedelt.

‚Then We Take Berlin‘ aus dem Jahr 2013 bildet den Auftakt zu einer neuen, in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beginnenden, dann jedoch vor allem die ersten Jahre des Kalten Krieges behandelnden Krimiserie mit Joe Wilderness als Hauptperson, einem abgebrühten Schnüffler mit einer Vergangenheit als Spion und Schwarzhändler im besetzten Berlin.

Bibliografie:

Frederick Troy-Serie: ‚Black Out‘ – ‚Blackout‘ (1995), ‚Old Flames‘ (1996), ‚A Little White Death‘ (1998), ‚Riptide‘ (auch unter dem Titel ‚Bluffing Mr. Churchill‘, 2001), ‚Blue Rondo‘ (auch unter dem Titel ‚Flesh Wounds‘, 2005), ‚Second Violin‘ (2007), ‚A Lily of the Field‘ (2010), ‚Friends and Traitors‘ (2017);

Standalone: ‚Sweet Sunday‘ (2002);

Joe Wilderness-Romane: ‚Then We Take Berlin‘ (2013), ‚The Unfortunate Englishman‘ (2016).