(1936-2013; schrieb auch als Bernard Bastable)

Robert Barnard wurde in Burnham-on-Crouch, Grafschaft Essex, geboren und wuchs auch dort auf. Sein Vater, ein Farmer, schrieb in der Freizeit romantische Geschichten für Wochenmagazine. Nach seinem 1959 am Oxforder Balliol College mit einem Bachelor abgeschlossenen Englisch-Studium arbeitete Robert Barnard in einer Buchhandlung und als Lehrer, bis er 1961 nach Australien zog, wo er fünf Jahre an der University of New England in New South Wales Englisch unterrichtete. In dieser Zeit lernte er seine zukünftige Frau kennen, die Bibliothekarin Louise Tabor.

Im Jahr 1966 kehrte Barnard nach Europa zurück. Er lehrte an der norwegischen Universität Bergen und wurde 1971 mit einer Dissertation über Charles Dickens promoviert. Von 1976 bis 1983 war er als Englischprofessor an der Universität Tromsö im nördlichsten Teil Norwegens tätig. Daraufhin liess er sich (nach 22 Jahren Abwesenheit) wieder in seiner Heimat England nieder, in der Industriestadt Leeds, um sich fortan vorrangig dem Schreiben zu widmen, nachdem er bereits 1974 seinen ersten (in Australien spielenden) Krimi ‚Death of an Old Goat‘ veröffentlicht hatte. Darüber hinaus war Barnard mehrere Jahre Vorsitzender der Brontë Society.

Barnards Werk enthält rund vierzig Kriminalromane, Dutzende Kurzgeschichten sowie die vier Sachbücher ‚A Talent to Deceive: An Appreciation of Agatha Christie‘ (1980), ‚A Short History of English Literature‘ (1984), ‚Emily Brontë‘ (2000) und ‚A Brontë Encyclopedia‘ (2007).

Der Londoner Superintendent Peregrine „Perry“ Trethowan von Scotland Yard, ein massiger, literarisch interessierter, mit Jan recht glücklich verheirateter Vater eines kleinen Sohnes (fünf Romane), und Charlie Peace, ein junger, schwarzer, zuerst in London, später in Leeds ermittelnder Scotland Yard-Detective (zehn Romane) sind Barnards bedeutendste Figuren. Je zwei Krimis widmete der Autor dem Polizisten Inspector Idwal Meredith und einem Schnüffler namens Wolfgang Amadeus Mozart. Zahlreiche kleinere Auftritte hat Superintendent Mike Oddie.

Vier Krimis sind auch auf Deutsch herausgekommen: Das Einzelwerk ‚Ein Totenhemd aus Schnee‘, der dritte Band der Perry Trethowan-Serie ‚Emilys Erbe‘ sowie die beiden amüsanten (mit Bernard Bastable gezeichneten) Titel um Wolfgang Amadeus Mozart.

‚Ein Totenhemd aus Schnee‘, angesiedelt in der Erdölstadt Tromsö, handelt von dem Mord an einem jungen Mann, dessen Leiche unter der auftauenden Schneedecke aufgefunden wird. Inspektor Fagermo ermittelt den Fall und bringt ein Geflecht aus Eifersucht, Habgier, Spionage und Erpressung ans Licht.

In ‚Emilys Erbe‘ begibt sich Perry Trethowan etwas planlos auf die Suche nach einem geheimnisvollen Manuskripts, das einer netten älteren Dame gewaltsam entwendet wurde – ein nachgelassenes Werk von Emily Brontë oder eine geschickte Fälschung? Mit einer gehörigen Portion Witz schildert Barnard, wie sich leidenschaftliche Sammler, zwielichtige Akademiker und geldgierige Ganoven gegenseitig die Schrift abzujagen versuchen.

In seinen beiden Mozart-Romanen spielt der Autor mit der Idee, das Musikgenie sei 1764 von einer Konzertreise, das es als achtjähriges Wunderkind mit seinem Vater und seiner Schwester unternahm, nicht nach Österreich zurückgekehrt, sondern in London geblieben, um sich dort später als Gelegenheitskomponist, Dirigent und, bis ins hohe Alter, als Hobbydetektiv zu betätigen.

Zu Beginn des zweiten Titels ‚Zu viele Noten, Mr. Mozart‘ bekommt der bereits 73-jährige Komponist eine neue Klavierschülerin: Sie ist erst elf, aber sehr aufgeweckt und musikalisch begabt, heisst Victoria – und wird als Königin Grossbritanniens das Viktorianische Zeitalter begründen. Als Theaterdirektor Popper bei Festlichkeiten auf Schloss Windsor einem Giftanschlag zum Opfer fällt, der möglicherweise Victoria galt, wird Mozart von König William IV beauftragt, das Leben der Prinzessin zu schützen und den Mord in bewährter Weise aufzuklären. Bei seinen Nachforschungen muss Mozart zu seinem Leidwesen feststellen, dass das Königshaus schon damals reich an Skandalen und Intrigen war.

Robert Barnard starb 76-jährig in einem Pflegeheim in Leeds, Yorkshire, wo er seine letzten Monate verbracht hatte, und hinterliess seine Frau Louise.

Bibliografie:

Als Robert Barnard

Einzelwerke: ‚Death of an Old Goat‘ (1974), ‚A Little Local Murder‘ (1976), ‚Death on the High C’s‘ (1977), ‚Blood Brotherhood‘ (1977), ‚Posthumous Papers‘ (auch unter dem Titel ‚Death of a Literary Widow‘, 1979), ‚Death in a Cold Climate‘ – ‚Ein Totenhemd aus Schnee‘ (1980), ‚Mother’s Boys (auch unter dem Titel ‚Death of a Perfect Mother‘, 1981), ‚Little Victims‘ (auch unter dem Titel ‚School for Murder‘, 1983), ‚Out of the Blackout‘ (1984), ‚A Corpse in a Gilded Cage‘ (1984), ‚Disposal of the Living‘ (auch unter dem Titel ‚Fête fatale‘, 1985), ‚Political Suicide‘ (1986), ‚The Skeleton in the Grass‘ (1987), ‚A City of Strangers‘ (1990), ‚Scandal in Belgravia‘ (1991), ‚Masters of the House‘ (1994), ‚Touched by the Dead‘ (auch unter dem Titel ‚A Murder in Mayfair‘, 1999), ‚Unholy Dying‘ (2000), ‚The Mistress of Alderley‘ (2002), ‚A Cry From the Dark‘ (2003), ‚The Craveyard Position‘ (2004), ‚Dying Flames‘ (2005), ‚Last Post‘ (2008), ‚A Stranger in the Family‘ (2010), ‚Rogue’s Gallery‘ (2011);

Idwal Meredith-Romane: ‚Unruly Son‘ (auch unter dem Titel ‚Death of a Mistery Writer‘ (1978), ‚At Death’s Door‘ (1988);

Perry Trethowan-Serie: ‚Sheer Torture‘ (auch unter dem Titel ‚Death by Sheer Torture‘, 1982), ‚Death and the Princess‘ (1982), ‚The Missing Bronte‘ (auch unter dem Titel ‚The Case of the Missing Brontë‘) – ‚Emilys Erbe‘ (1983), ‚Bodies‘ (1987), ‚The Cherry Blossom Corpse‘ (auch unter dem Titel ‚Death in a Purple Prose‘. 1987);

Charlie Peace-Serie: ‚Death and the Chaste Apprentice‘ (1989), ‚A Fatal Attachment‘ (1992), ‚A Hovering of Vultures‘ (1993), ‚The Bad Samaritan‘ (1993), ‚No Place of Safety‘ (1997), ‚The Corpse at the Haworth Tanddori‘ (1998), ‚The Bones in the Attic‘ (2001), ‚A Fall from Grace‘ (2006), ‚The Killings on Jubilee Terrace‘ (2009), ‚A Charitable Body‘ (2012).

Als Bernard Bastable:

‚Einzelwerke: ‚To Die Like a Gentleman‘ (1993), ‚Mansion and Its Murder‘ (1998);

Wolfgang Amadeus Mozart-Romane: ‚Dead, Mr. Mozart‘ – ‚Wohin mit der Leiche, Mr. Mozart?‘ (1995), ‚Too Many Notes, Mr. Mozart‘ – ‚Zu viele Noten, Mr. Mozart‘ (1998).