(1937-1974; schrieb auch als Al C. Clark)

Das Leben des Afroamerikaners Donald Goines war kurz und dreckig: Geboren am 15. Dezember 1937 in Detroit, Michigan, als Spross einer hart arbeitenden Mittelklasse-Familie, die dort ein kleines Kleiderreinigungsunternehmen besass, aufgewachsen als Bruder einer älteren und einer jüngeren Schwester, besuchte Donald Goines eine katholische Grundschule. Im Alter von knapp fünfzehn trat er mit gefälschten Papieren der Air Force bei. Er nahm in Japan am Koreakrieg teil und kehrte mit achtzehn als Heroin-Junkie nach Detroit zurück. In den folgenden 15 Jahren arbeitete er als Fabrikarbeiter, Lastwagenfahrer, Zuhälter, Buchmacher und Falschspieler, Delikte wie Diebstahl, Schwarzbrennerei und bewaffneter Raubüberfall führten jedoch immer wieder zu Aufenthalten im Jackson State Prison und anderen Gefängnissen.

Goines verbrachte insgesamt 6.5 Jahre im Knast – und dort begann er Ende der 60er-Jahre zu schreiben. Nach seiner letzten Haftstrafe verbrachte er zwei Jahre in Los Angeles, bis ihn das Heimweh wieder nach Detroit trieb. Am 21. Oktober 1974 wurden er und seine Frau Shirley aus unklaren Gründen in ihrer Wohnung in Detroit erschossen – man sprach von einem missglückten Drogendeal. Goines hinterliess offenbar mehrere Kinder von verschiedenen Müttern, darunter eine Tochter von Shirley.

Obwohl Goines zeitlebens nie vom Heroin wegkam, war er ein recht disziplinierter und vor allem extrem flinker Autor. Beeinflusst durch das Werk von Iceberg Slim, dem er Anfang der 70er-Jahre während seines Aufenthalts in Los Angeles begegnet war, verfasste er in seinen letzten fünf Lebensjahren nicht weniger als 16 Bücher – autobiografisch geprägte, in einer rohen, ungeschliffenen Sprache erzählte, in den schwarzen Slums von Detroit, Los Angeles oder New York angesiedelte Romane um soziale Aussenseiter jeder Couleur. ‚Daddy Cool‘ mit dem Killer Larry Jackson alias Daddy Cool als Hauptfigur ist sein berühmtestes Werk.

Den rabiaten, wuchtigen, kurz nach Ende der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung spielenden Fünfteiler um Kenyatta zeichnete Goines mit dem Pseudonym Al C. Clark, dem Namen eines Freundes. Kenyatta, genannt Ken (Vorbild ist der afrikanische Freiheitskämpfer Jomo Kenyatta, der „Vater von Kenya“), ist der Führer einer militanten schwarzen Organisation in Detroit, die sich zum Ziel gesetzt hat, die amerikanischen Gettos von Drogen und Prostitution zu säubern und alle rassistischen weissen Polizisten aus dem Verkehr zu ziehen. Kenyattas härteste Gegner sind die integren, eng miteinander befreundeten Cops Ryan (weiss) und Benson (schwarz) von der Detroiter Mordkommission. Zu Beginn des vierten Bandes ‚Kenyattas Flucht‘ fliegt Kenyattas Club im Norden Detroits auf, die Polizei rückt mit Panzern gegen Kenyattas Trainingsfarm vor und richtet ein Massaker an. Mit seiner mordlustigen Frau Betty und seinen treuesten Anhängern, alle bis an die Zähne bewaffnet, begibt sich der “Gettofürst“ auf die Flucht. Er kapert ein Flugzeug, doch an Bord kommt es zu einer Schiesserei, und die Bande muss in der Nähe von Las Vegas notlanden. Am Ende der wilden Geschichte sind fast alle Mitglieder der Organisation tot oder im Knast – doch Kenyatta und Betty können untertauchen und dann eine neue, noch besser trainierte und noch gefährlichere Truppe aufbauen, diesmal in Los Angeles, und sind schon bald wieder im Geschäft; allerdings nur für kurze Zeit, denn im nachfolgenden (besten, vielschichtigsten) Roman ‚Kenyattas letzter Hit‘ legt sich Kenyatta mit der mächtigsten Drogenorganisation der Vereinigten Staaten an – und beisst ins Gras.

Mit über 5 Millionen verkauften Büchern war Donald Goines (der Begründer des „Ghetto Realism“) ein kommerziell erfolgreicher, wenn auch von der Kritik verschmähter Schriftsteller, der in den 80er- und 90er-Jahren bei afroamerikanischen Hiphoppern und Rappern ein Revival erlebte und bis heute der meist gelesene Romancier in amerikanischen Gefängnissen sein soll. Es gibt mehrere Goines-Biografien, z.B. ‚Donald Writes No More‘ (Eddie Stone, 1974) und ‚Low Road: The Life and Legend of Donald Goines‘ (Eddie B. Allen Jr., 2004).

Bibliografie:

‚Dopefield‘ – ‚Bestie Heroin‘ (1971), ‚Whoreson‘ (1972), ‚Black Gangsters‘ (1972), ‚Black Girl Lost‘ (1972), ‚Street Players‘ (1973), ‚White Man’s Justice, Black Man’s Grief‘ (1973), ‚Daddy Cool‘ (1974), ‚Eldorado Red‘ (1974), ‚Never Die Alone‘ (1974), ‚Swamp Man‘ (1974), ‚Inner City Hoodlum‘ (1975).

Als Al C. Clark: Kenyatta-Serie: ‚Crime Partners‘ – ‚Kenyatta schlägt zu‘ (1974), ‚Death List‘ – ‚Kenyattas Todesliste‘ (1974), ‚Cry Revenge!‘ (1974), ‚Kenyatta‘ Escape‘ – ‚Kenyattas Flucht‘ (1974), ‚Kenyatta’s Last Hit‘ – ‚Kenyattas letzter Hit‘ (1975).