(Pseudonym für Hugh C. Rae, 1935-2014; schrieb auch als James Albany, R.B. Houston, Stuart Stern und Jessica Stirling)

Hugh Crawford Rae wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie in Glasgow geboren und wuchs auch dort auf. Unterbrochen durch den Militärdienst bei der Royal Air Force, arbeitete er zwölf Jahre im Antiquariat einer Glasgower Buchhandlung und schrieb nebenbei Gedichte und Stories, die zum Teil in amerikanischen Zeitschriften abgedruckt wurden.

Der Erfolg seines ersten – auf einem realen Kriminalfall aus den 50er-Jahren beruhenden – Spannungsromans ‚Skinner‘ erlaubte es ihm, sich ganz auf die Schriftstellerei zu konzentrieren. Sein Werk enthält Kurzgeschichten, ein Bühnenstück, ein Radiohörspiel, zwei Television Plays, sieben mit James Albany gezeichnete Kriegsromane, zahlreiche (unter dem weiblichen Pseudonym Jessica Stirling publizierte) historische Romanzen und zwanzig Krimis, die mehrheitlich unter bürgerlichem Namen und dem Pseudonym Robert Crawford (auf Deutsch ausschliesslich unter letzterem) erschienen sind. Darüber hinaus leitete er Erwachsenen-Kurse in kreativem Schreiben an der Glasgow University.

Crawfords Krimiwerk ist hierzulande unbekannt geblieben, nur sieben Romane sind (stark gekürzt) ins Deutsche übertragen worden: Der hoffungslos-finstere, von der BBC 1987 für eine Mini-Serie verwendete (mit Musik von Richard Thompson untermalte) Rachethriller ‚Komm mit und stirb‘; die beiden psychologisch ausgefeilten Romane um die schottischen Polizisten Chief Superintendent McCaig – unglücklich und wohl nicht mehr lange verheirateter Vater eines Sohnes – und Detective Inspector Ryan sowie McCaigs Sekretärin Sheila; ferner vier Titel aus der Serie um das ausgekochte Gespann Arthur Salisbury, der Boss, und Frank Shearer, der Ich-Erzähler („Firma Salisbury & Shearer“, eine eigentümliche Mélange aus Privatdetektei und Gangsterorganisation), das im London der 60er-Jahre seine zwielichtigen Geschäfte abwickelt, unterstützt durch Salisburys schöne Nichte Lillian, eine Krankenschwester.

Scharf geschliffene Plots, unangestrengte Erzählweise und ein feines Gespür für seine Figuren waren die Markenzeichen des längst vergessenen Noir-Autors, der in seiner Heimat seinerzeit als schottische Antwort auf Ted Lewis gefeiert worden ist. Besonders hohen Unterhaltungswert hat der zweite Band der Salisbury & Shearer-Serie ‚Mord nach tausend Tagen‘ – eine schwarzhumorige Mischung aus Gangster-Thriller und Caper Novel. Phil Edwin hat sich vor drei Jahren als Mitglied der Gangsterbande um Whittle und McQuarry nach einem gelungenen Überfall die Beute von 500’000 Pfund unter den Nagel gerissen und konnte sie gerade noch verstecken, bevor er wegen eines anderen Deliktes ins Gefängnis kam. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuss, doch Whittle und NcQuarry sitzen ihm im Nacken, und sein Leben wäre keinen Pfifferling wert, wenn ihn nicht Salisbury und Shearer unter ihre Fittiche genommen hätten, um ihm gegen ein Entgelt von 10% der Beute eine neue Existenz im Ausland zu sichern. Am Reibach partizipieren möchten indes auch Edwins Frau und die smarte Striptease-Tänzerin Carole mit der Edwin liiert war, bevor er eingebuchtet wurde.

Robert Crawford, seit 1960 mit Elizabeth verheirateter Vater einer Tochter, Gillian, präsidierte von 1974 bis 1978 die Schottische Schriftstellervereinigung. Seinen letzten Krimi veröffentlichte er 1982, danach schrieb er nur noch unter dem erst 1999 gegen seinen Willen gelüfteten Pseudonym Jessica Stirling – und lieferte bis kurz vor dem Tod jedes Jahr einen schönen Roman für seine weibliche Leserschaft ab. Ab 2005 verwitwet, starb er 78-jährig in seiner Geburtsstadt.

Bibliografie:

Als Robert Crawford:

Arthur Salisbury & Frank Shearer-Serie: ‚The Shroud Society‘ – ‚Totenhemd GmbH‘ (1969), ‚Cockleburr‘ (auch unter dem Titel ‚Pay as you Die‘) – ‚Mord nach tausend Tagen‘ (1969), ‚Kiss the Boss Goodbye‘ – ‚Tot bist Du am schönsten‘ (1970), ‚The Badgers’s Daughter‘ – ‚Die Pistolen-Lady‘ (1971), ‚Whip Hand‘ (1972).

Als Hugh C. Rae:

Chief Superintendent McCaig & Detective Inspector Ryan-Romane: ‚A Few Small Bones‘ (auch unter dem Titel ‚The House at Balnesmoor‘) – ‚Mord im Moor‘ (1968), ‚The Shooting Gallery‘ – ‚Im Schussfeld‘ (1972);

Einzelwerke: ‚Skinner‘ (1965), ‚Night Pillow‘ (1967), ‚The Interview‘ (1969), ‚The Saturday Epic‘ (1970), ‚The Marksman‘ – ‚Komm mit und stirb‘ (1971), ‚The Rock Harvest‘ (1973), ‚The Rookery‘ (1974), ‚Sullivan‘ (1978), ‚The Haunting at Weaverley Falls‘ (1980), ‚Privileged Strangers‘ (1982).

Als R.B. Huston: ‚Two for the Grave‘ (1972).

Als Stuart Stern (gemeinsam mit S. Ungar): ‚The Minotaur Factor‘ (1977), ‚The Poison Tree‘ (1978) .