(Pseudonym für Thomas Campbell Black, 1944-2013; schrieb auch als Thomas Altman, Jeffrey Campbell und Thomas Weldon)

Geboren und aufgewachsen in Glasgow, studierte Thomas Campbell Black Philosophie an der University of Sussex, Brighton. Nach kurzer Tätigkeit als Verlagslektor in London ging er 1971 mit seiner Frau Eileen Altman in die USA und unterrichtete Creative Writing an der University of New York in Oswego (1971-74) und der Arizona State University in Phoenix (1975-78). Ende der 70er-Jahre machte er das Schreiben zum Hauptberuf. 1991 kehrte er nach Europa zurück und liess sich mit seiner zweiten Frau Rebecca in einem riesigen Landhaus in den irischen Midlands nieder. Thomas Campbell Black, einer der grossen vergessenen Krimiautoren der neueren Zeit, starb 69-jährig in Dublin an Krebs und hinterliess Rebecca, seine drei Söhne aus erster Ehe, Iain, Stephen und Keiron, und seine Stieftochter Leda.

Black hatte bereits etliche Romane unter bürgerlichem Namen und den Pseudonymen Thomas Altman und Jeffrey Campbell veröffentlicht, als ihm 1987 mit dem 650 Seiten starken IRA-Thriller ‚Jig‘ der internationale Durchbruch gelang. Sein ungemein vielseitiges Werk umfasst rund dreissig Romane, darunter die sechsteilige Serie um Frank Pagan, Detective bei Scotland Yard, die Trilogie um den jüdisch-schottisch-stämmigen Police Detective Lou Perlman aus San Francisco (diese wird zusammen mit dem Standalone ‚The Bad Fire‘ auch als „Glasgow Quartet“ bezeichnet), Novellisationen der Filme ‚Raiders of the Lost Ark‘ von Stephen Spielberg und ‚Dressed to Kill‘ von Brian de Palma, ferner als Campbell Black einige Horrorromane und als Thomas Altman fünf Psychothriller. Im Jahr 2000 erschienen die bewegenden Memoiren ‚I Hope You Have a Good Life‘, in denen er sich vor allem mit der Beziehung zu seiner ersten, 1998 verstorbenen Frau Eileen, mit der er bis zu ihrem Tod eng verbunden blieb, und seiner (überwundenen) Alkoholsucht auseinandersetzt.

‚Jig‘ kreist um den irischen Bürgerkrieg, spielt sich jedoch vorwiegend in den Vereinigten Staaten ab. Vier reiche irisch-stämmige Amerikaner unterstützen die IRA, indem sie gewaltige Geldsummen nach Irland schmuggeln. Doch dieses Mal geht alles schief: Der Frachter wird überfallen, die Besatzung ermordet, und das Geld ist verschwunden. Finn – der Chef der geheimen IRA-Splittergruppe Association of the Wolfe – weiss nun, dass sich unter den vier Amerikanern ein Verräter befinden muss, und schickt seinen gefährlichsten Mann in die USA: Jig den „Tänzer“, einen mysteriösen Attentäter, den ausser Finn niemand kennt. Und die vier Amerikaner wissen, dass sie sich auf die Ankunft eines irischen Killers gefasst machen müssen. New York wird zum Schauplatz des blutrünstigen Irland-Konfliktes, mit folgenden Protagonisten: Frank Pagan, Antiterrorspezialist bei Scotland Yard und sein verschlagener Gefährte Artie Zuboric vom FBI; Jig und sein Helfer Joseph Tumulty, ein irisch-stämmiger Priester; die vier reichen, einander belauernden Amerikaner, unter ihnen der schwer kranke Harry Cairney; Ivor McInnes, ein grössenwahnsinniger Prediger und Anführer der fanatischen pro-britischen Killertruppe ‚Free Ulster Volunteers‘ aus Nordirland; und die geheimnisvolle Schönheit Celestine, Cairneys junge Ehefrau. Es kommt zu einem Kampf auf Biegen und Brechen, in dem fast alle Beteiligten den Löffel abgeben.

Zu Armstrongs besten Krimis gehört der Standalone ‚Konzert der Schatten‘ aus dem Jahr 1992. Harry Tennant hing Ende der 60er im Stadtteil Haight von San Francisco herum, ständig zugedröhnt mit Dope, Acid, Pilzen, Opium und Kokain. Aus dieser Zeit existiert ein Kult-Foto von ihm und vier anderen Hippies, von denen zwei gestorben und zwei – eine Frau und ein Mann – verschwunden sind. Der Fotograf verlor kurz nach seinem Glücksschuss den Verstand. Zwanzig Jahre später führt Harry ein Einsiedlerleben in einem entlegenen Holzhaus in Oswego County, New York State, und bewirtschaftet seine Marihuana-Plantage. Dies ist die Ausgangslage, als sein Leben jäh aus den Fugen gerät. Zuerst kommen die Cops, um ihn wegen Drogenhandels in den Knast zu bringen, kurz danach taucht die junge Journalistin Allison Seagrove auf, die angibt, an einem Artikel über das berühmte Hippie-Foto zu arbeiten, und sich von Harry Insiderinformationen erhofft; ausgerechnet von ihm, der sich weder an diese weit zurückliegende Zeit noch an die nachfolgenden zwölf Jahre bis zu seinem Rückzug in die Einsamkeit erinnern kann. Um einer Gefängnisstrafe zuvorzukommen, begibt sich Harry mit Allison auf die Flucht – eine Reise in die Vergangenheit, bei der das Paar mit Mord konfrontiert wird, während Harrys Gedächtnislücken immer kleiner werden. War Harry damals Opfer einer ungeheuren Verschwörung? Welche Rolle spielt sein Vater, ein skrupelloser, militärfreundlicher Anwalt, für den Harry längst nur noch Verachtung übrighat? Und ist Allison die, die sie vorgibt zu sein?

‚Ex‘ ist nicht nur ein intelligent komponierter, komplexer, stilistisch brillanter Politroman mit einem atemberaubendem Ausgang, sondern auch eine tiefgründige Darstellung des American Way of Life, der Höhen und Tiefen einer Paarbeziehung und nicht zuletzt des Saufens – Campbell Armstrongs Meisterwerk, in das der Autor seine Erlebnisse während eines längeren Aufenthalts auf den Philippinen und den Umgang mit seiner eigenen Alkoholsucht einfliessen lässt. Der seit fünfzehn Jahren in Los Angeles lebende Schotte Charlie Galloway, ein empfindsamer, zweifelnder Mann Ende dreissig mit vielen Facetten, befindet sich auf dem absteigenden Ast: Seinen Job beim LAPD hat er verloren, seine bezaubernde Frau Karen will offenbar nichts mehr von ihm wissen – die Quittung für seine ungezählten Sauftouren. Als seine liebenswürdige, ihm und Karen seit vielen Jahren freundschaftlich verbundene philippinische Haushälterin Ella Nazarena umgebracht wird, geht Charlie der unbegreiflichen Tat verbissen auf den Grund. Die zweite Hauptperson ist Armando Teng, Produkt einer kurzen Affäre zwischen einer Filipina und einem amerikanischen Soldaten, seelisch zerbrochen durch eine mörderische Aktion der Amerikaner auf den Philippinen Mitte der 80er-Jahre, in den letzten Tagen des finsteren Marcos-Regimes, der auch seine heiss geliebte, politisch aufmüpfige Freundin zum Opfer fiel. Jovitoe Baltazar, damals knapp mit dem Leben davongekommen, entsendet ihn in die Vereinigten Staaten, damit er sich an den Tätern rächt. Ein weiterer Strang befasst sich mit den Ränkespielen des kalifornischen Senators Byron Truskett, der fest damit rechnet, zum nächsten US-Präsidenten gekürt zu werden. Den konfliktgestählten, ihm nahe stehenden Regierungsbeamten William Laforge als Nachfolger des soeben gestorbenen CIA-Direktors zu etablieren, wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Weisse Haus, doch Laforge hat seit der Zeit, als er Marcos beim Kampf gegen die Rebellen unterstützte, eine schmutzige Weste und wird nun von seiner Vergangenheit eingeholt.

Bibliografie:

Als Campbell Armstrong: Frank Pagan-Serie: ‚Jig‘ – ‚Jig‘ (1987), ‚Mazurka‘ – ‚Die letzte Mazurka‘ (1988), ‚White Light‘ – ‚Die Gefangene‘ (1988), ‚Mambo‘ – ‚Mambo‘ (1990), ‚Jigsaw‘ (1994), ‚Heat‘ (1996);

Lou Perlman-Trilogie: ‚The Last Darkness‘ (2002), ‚White Rage‘ (2004), ‚Butcher‘ (2006);

Einzelwerke: ‚Brainfire‘ (1979), ‚Agents of Darkness‘ – ‚Ex‘ (1991), ‚Concert of Ghosts‘ – ‚Konzert der Schatten‘ (1992), ‚Death’s Head‘ (1993), ‚Slattery’s Rose‘ (1993), ‚Silencer‘ – ‚Und keinen Schritt weiter‘ (1997), ‚Blackout‘ (1998), ‚Deadline‘ (2000), ‚The Bad Fire‘ (2001).

Als Campbell Black: ‚The Wanting‘ (1966), ‚Assassins and Victims‘ (1969), ‚The Punctual Rape‘ (1970), ‚Death’s Head‘ (1972), ‚Asterik Destiny‘ (1978), ‚Dressed to Kill‘ (1980), ‚Mr. Apology‘ (1984), ‚Letters from the Dead‘ (1985), ‚The Piper‘ (1986).

Als Thomas Altman: ‚Kiss Daddy Goodbye‘ (1980), ‚The True Bride‘ (1982), ‚Black Christmas‘ (1983), ‚Dark Places‘ (1984), ‚The Intruder‘ (1985).

Als Jeffrey Campbell (gemeinsam mit Jeffrey Caine): ‚The Homing‘ (1980).

Als Thomas Weldon: ‚The Trader’s Wife‘ (1997), ‚The Surgeon’s Daughter‘ (1998).