(Ursprünglich Willi Pohl, *1944; schreibt auch als E.W. Pless)

Willi Voss (seit 1979 Pohls offizieller Name, jener seiner ersten Frau) wuchs in der westfälischen Stadt Velbert im Ruhrgebiet auf und verbrachte dort eine von Gelegenheitsjobs, halbstarker Kleinkriminalität und Gefängnisaufenthalten geprägte Jugendzeit. Nach turbulenten, mit äusserst gefährlichen (auch terroristischen und geheimdienstlichen) Abenteuern im nahen Osten prall gefüllten, von Todesängsten und existentiellen Krisen begleiteten Jahren (eindrucksvoll beschrieben in dem 2012 erschienenen autobiografischen Buch ‚UnterGrund‘ und dem ‚SPIEGEL‘-Artikel ‚Ein Mann, drei Leben‘ vom 31.12.2012) kehrte er Ende der 70er-Jahre nach Deutschland zurück und begann zu schreiben. Anfang der 90er-Jahre, auf dem Höhepunkt seiner schriftstellerischen Karriere, brachte er auch mehrere Drehbücher für die TV-Serien ‚Grossstadtrevier‘ und ‚Tatort‘ zu Papier.

Es folgten sechzehn Jahre der Abstinenz vom Kulturbetrieb – persönliche Gründe hinderten ihn am Publizieren von Texten. Voss war in dieser Zeit den Vernehmen nach in der Lokalpolitik, als Verleger, Druckereibesitzer, Rennfahrer und Undercoveragent tätig, bis er sich 2008 mit einem Beitrag für die Anthologie ‚Mord Westfalen‘ und ein Jahr später mit dem in der westfälischen Provinz angesiedelten Polizei- und Sektenroman ‚Pforte des Todes‘ zurückmeldete. Er lebt in Berlin.

Neben unzähligen Western und Jerry Cotton-Romanen verfasste Willi Voss (zuerst unter dem Pseudonym E.W. Pless) vier anspruchsvolle Politthriller, unter ihnen der autobiografisch gefärbte 1979er Erstling ‚Geblendet. Aus den authentischen Papieren eines Terroristen‘ und der in Beirut spielende Roman ‚Gegner‘, der 2003 in einer vom Autor überarbeiteten, diesmal mit Willi Voss gezeichneten Fassung wieder aufgelegt wurde. ‚Gegner‘ erzählt die eindrucksvolle Geschichte des deutschen Ex-Offiziers und Geschäftsmanns Kanter, der in das vom Bürgerkrieg zerrissene Beirut zurückkehrt, um dort mit seinem falangistischen Folterer George Chehada abzurechnen.

Darüber hinaus veröffentlichte der sprachlich und stilistisch versierte Autor eine Reihe von sehr lesenswerten Kriminalromanen. Herausragend: Die sechsbändige Serie um den abgehalfterten Hamburger Kriminalobermeister (und späteren Privatdetektiv bzw. Sonderermittler) Holger Fleestedt, eine komplexe, gebrochene Figur, die sich in der Hansestadt vornehmlich mit Fällen von Korruption, Schiebung und organisierter Kriminalität auseinandersetzt – und in Voss‘ jüngstem Krimi ‚Bitteres Blut‘ einen Cameo-Auftritt hat.

Bibliografie:

Kriminalobermeister Holger Fleestedt-Serie: ‚Tränen schützen nicht vor Mord‘ (1981), ‚Frost im Blut‘ (1983), ‚Das Gesetz des Dschungels‘ (1988), ‚Asphalt‘ (1989), ‚Die Nacht, der Tod‘ (1990), ‚Bluthunde‘ (1992);

Der Fahnder-Serie: ‚Liebe macht blind‘ (1985), ‚Der Dichter vom Bahnhof‘ (1985), ‚Ein König ohne Reich‘ (1985);

Einzelwerke: ‚Kein Platz an der Sonne‘ (1982), ‚Wo Rauch ist…‘ (1983), ‚Der stirbt von selbst!‘ (1984), ‚So schön, so tot‘ (1984), ‚Keine Tränen für das Opfer‘ (1985), ‚Requiem für einen gefallenen Engel‘ (1985), ‚Das Gangsterliebchen‘ (1986), ‚Die glitzernde Falle‘ (1987), ‚Pforte des Todes‘ (2009), ‚Bitteres Blut‘ (2012).

Als E. W. Pless: ‚Geblendet‘ (1979), ‚Gegner‘ (1983), ‚Auch Narren sterben einsam‘ (1986), ‚Signum F‘ (1986).